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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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Person, die zusticht?«
    A: »Ja.«
    Seltsamerweise standen Kanarek und ich plötzlich auf derselben Seite. Denn wir versuchten beide zu beweisen, dass diese Mädchen unabhängig von Manson eine Disposition zum Morden in sich getragen hatten.
    Manson war von Hochman sehr beeindruckt und wollte zunächst von ihm begutachtet werden. Als er dieses Vorhaben aber später fallen ließ, war ich sehr erleichtert. Ich hatte zwar keine allzu große Sorge, dass Manson Hochman etwas vormachen könnte, doch selbst wenn Hochman Manson seine Geschichte nicht abnehmen würde, so würde Kanarek doch dafür sorgen, dass er sie im Zeugenstand wiederholen müsste. Wenn er Hochman aber auf diese Weise als Sprachrohr nutzte, könnte Manson den Geschworenen nahezu alles mitteilen, was er wollte, ohne sich dabei selbst meinem Kreuzverhör auszusetzen.
    Hochman stellte in der Lebensgeschichte aller drei Mädchen »viele Anzeichen von früher Entfremdung, von asozialen oder abnormen Verhaltensweisen fest«. Noch bevor sie in die Family gekommen war, hatte Leslie größere emotionale Probleme als der Durchschnittsmensch. Sadie versuchte mit aller Macht, das zu sein, wovor ihr Vater sie gewarnt hatte. Hochman erklärte: »Jetzt, im Nachhinein, glaubt sie, dass sie selbst ohne Charles Manson wegen Totschlags oder tätlichen Angriffs mit einer tödlichen Waffe im Gefängnis gelandet wäre.« Katie hatte mit 15 zum ersten Mal Sex. Sie hatte den Jungen nie wiedergesehen und hatte wegen dieser Erfahrung unter immensen Schuldgefühlen gelitten. Manson hatte ihr diese Schuld genommen. Indem er ihr einen Platz in der Family eingeräumt hatte, hatte er ihr außerdem die Anerkennung gegeben, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte.
    Von den drei Mädchen empfand Sadie laut Hochman noch am ehesten so etwas wie Reue – sie sprach oft davon, dass sie wünschte, ihr Leben wäre zu Ende. Andererseits bemerkte er: »Es ist schon irritierend, dass diesen Mädchen jeder konventionelle Moralbegriff, jeder Funken von Gewissen fehlt.« Und er fuhr fort: »Sadie lässt keinerlei Anzeichen von Unbehagen oder Besorgnis über ihre gegenwärtige Lebenssituation, ihre Verurteilung oder die mögliche Todesstrafe erkennen. Vielmehr scheint sie derzeit bemerkenswerterweise mit sich und der Welt im Reinen zu sein.«
    Laut Hochman leugneten alle drei Mädchen »jede Art von Schuldgefühl, egal, weswegen«. Seiner Meinung nach waren sie derzeit auf der Verstandesebene davon überzeugt, dass es weder Richtig oder Falsch gebe und Moral eine subjektive Angelegenheit sei. »Als Psychiater weiß ich jedoch, dass man sich nicht rational über Gefühle hinwegsetzen kann, die auf der irrationalen, unterbewussten Ebene existieren. Man kann sich nicht mit dem Verstand sagen, es sei in Ordnung zu töten, wenn man sein Leben lang mit der Überzeugung groß geworden ist, dass es Unrecht ist zu töten.«
    Kurz gesagt, glaubte Hochman, dass diese Mädchen als menschliche Wesen irgendwo in ihrem Inneren durchaus Schuld empfanden, auch wenn sie diese Gefühle bewusst unterdrückten.
    Keith fragte Hochman: »Würde Leslie Ihrer Meinung nach für eine intensive Therapie zugänglich sein oder darauf ansprechen?«
    A: »Möglicherweise ja.«
    F: »Mit anderen Worten halten Sie das Mädchen nicht für derart verdorben, dass sie niemals resozialisiert werden könnte?«
    A: »Nein, ich halte sie nicht für dermaßen verdorben, nein.«
    Für einen Psychiater ist eigentlich niemand unrettbar verloren. Dies ist eine grundsätzlich gültige, normale Aussage. Doch nur einer der Verteidiger stellte diese Frage, Maxwell Keith, und auch das erst bei der Zweitvernehmung.
    Zuvor hatte ich deutlich gemacht, dass Hochman sich bei der Annahme, dass die Mädchen in den beiden fraglichen Nächten LSD genommen hatten, nur auf deren Aussage stützte. Jetzt fragte ich ihn: »Haben Sie in der Literatur zu LSD schon einmal von irgendjemandem gelesen, der unter dem Einfluss der Droge einen Mord begangen hat?«
    A: »Nein. Selbstmord ja, aber nicht Mord.«
    Später fragte ich die Geschworenen, ob tatsächlich alle vier – Watson, Atkins, Krenwinkel und Van Houten – Ausnahmen von dieser Regel sein konnten.
    Hochmans Aussage hatte sich großteils mit der geistigen Verfassung der drei Mädchen befasst. Susan Atkins litt an einer diagnostizierbaren krankhaften Gemütskrankheit: einem frühkindlichen Deprivationssyndrom, das zum hysterischen Persönlichkeitstypus geführt hatte.
    Dabei handelte es sich allerdings nicht um

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