Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
haben wollten. Nicht nur hatten sie es keinem anderen Mitglied der Family mitgeteilt, sie hatten nicht einmal Mansons Anwalt etwas davon erzählt, obwohl beide angaben, Charlie zu lieben und für ihn sterben zu wollen.
»Und wieso haben sie nichts von diesem Motiv erzählt? Weil es nicht existierte. Es wurde erst kürzlich erfunden.«
In Bezug auf Mansons Alibi, laut dem er in diesen beiden Nächten mit Stephanie Schram im Devil’s Canyon gewesen sei, führte ich aus: »Ist es nicht seltsam, dass sämtliche ausgeixten Sklaven von Mr. Manson sich während des Verfahrens dazu geäußert haben und dass ausgerechnet die Person, mit der Manson angeblich zusammen war, Stephanie Schram, bezeugt hat, dass Manson nicht bei ihr war?«
Im Folgenden wandte ich mich der Frage zu, ob die vier Angeklagten die Todesstrafe bekommen sollten oder nicht.
Das wichtigste Argument, das man für die Todesstrafe anführen kann, ist meiner Meinung nach die abschreckende Wirkung – dass sie also in Zukunft vielleicht Leben retten kann. Leider darf sich die Anklage nach kalifornischem Recht nicht auf Abschreckung, sondern nur auf Vergeltung berufen.
»Dies waren keine gewöhnlichen Morde, meine Damen und Herren. Dies war ein einseitiger Krieg, bei dem unsägliche Gräueltaten begangen wurden. Wenn diese Angeklagten die Todesstrafe nicht verdienen, dann verdient im Vergleich dazu ein gewöhnlicher vorsätzlicher Mörder nur zehn Tage Haft im Bezirksgefängnis.«
Zu Fitzgeralds Argument, dass der gewaltsame Tod dieser Angeklagten die sieben getöteten Menschen auch nicht zurückbringen könne, merkte ich an: »Wenn wir eine solche Argumentation zulassen, dann könnte überhaupt niemand für irgendein Verbrechen bestraft werden, da die Strafe, die wir gegen jemanden verhängen, das zugrunde liegende Verbrechen nie ungeschehen machen kann.« Dann könnte man auch argumentieren: »Bestraft niemanden wegen Brandstiftung, da die Strafe das Gebäude ja nicht wiederaufbauen kann.«
In Kalifornien kann ein Angeklagter erst ab einem Alter von 18 Jahren zum Tode verurteilt werden. Fitzgerald hatte die drei weiblichen Angeklagten wiederholt als »Kinder« bezeichnet, daher erinnerte ich die Geschworenen daran, dass Leslie 21, Susan 22 und Katie 23 Jahre alt war. »Sie sind in jeder Hinsicht Erwachsene und tragen die volle Verantwortung für ihr Handeln.«
Bezüglich der Behauptung der Verteidigung, dass die drei weiblichen Angeklagten unzurechnungsfähig seien, erinnerte ich die Geschworenen daran, dass Dr. Hochman ‹ der einzige Psychiater, der alle drei untersucht hatte, erklärt hatte, dass sie weder jetzt noch irgendwann zuvor geistesgestört seien oder gewesen waren.
Laut Dr. Hochman seien alle Menschen fähig zu töten, merkte ich an. »Doch er hat nicht gesagt, wir seien alle fähig zu morden. Es besteht ein großer Unterschied zwischen töten – also einer gerechtfertigten Tötung zur Selbstverteidigung oder zur Verteidigung anderer – und morden. Und niemand kann mich davon überzeugen, meine Damen und Herren, dass wir alle dazu fähig sein sollen, ohne jeden Grund Fremde zu ermorden, wie es diese drei Angeklagten getan haben.
Es gehört schon eine besondere Disposition dazu, um so etwas zu tun. Dazu muss man ein Individuum sein, das dem Leben eines anderen Menschen keinen besonderen Wert beimisst.
Natürlich haben Watson, Atkins, Krenwinkel und Van Houten diese Morde begangen, weil Charles Manson es ihnen aufgetragen hat, doch sie hätten diese Morde niemals begangen, wenn sie die Fähigkeit dazu nicht schon in sich gehabt hätten. Manson hat ihnen lediglich etwas befohlen, wozu sie bereits imstande waren.«
Darüber hinaus deute nichts darauf hin, dass Manson Watson und die Mädchen gezwungen habe, für ihn zu morden. »Daher drängt sich der Schluss auf, dass sie mitmachen wollten. Das passt auch zu dem allgemeinen Eindruck der Family – siehe etwa die Aussage von Cathy Gillies. Oder Susan Atkins’ Äußerung gegenüber Juan Flynn: › Wir machen ein paar verdammte Schweine fertig. ‹ Klingt das vielleicht so, als würde derjenige gezwungen loszuziehen?«
Manson hatte die Morde befohlen, doch Watson und die drei Mädchen hatten sie dann eigenhändig ausgeführt, »weil sie es wollten. Täuschen Sie sich nicht: Hätten sie diese Opfer nicht ermorden wollen, hätten sie es nicht tun müssen.«
Anschließend ging ich auf die Vorgeschichte der drei Mädchen ein. Wie bei den anderen weiblichen Mitgliedern der Family auch gab es
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