Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
fehlten an der Schusswaffe nicht nur Abdrücke von Zero, sondern auch die von Bruce Davis, der sie nach eigener Aussage aufgehoben hatte?
Etwa eine Woche nachdem die Geschichte von Mansons Verwicklung in die Tate-LaBianca-Morde an die Presse gelangt war, meldete sich bei Jerry Cohen, einem Reporter von der Los Angeles Times, ein Mann, der behauptete, dabei gewesen zu sein, als Zero gestorben war. Nur dass Zero nicht russisches Roulette gespielt habe, sondern ermordet worden sei.
Der Mann war etwa 25 Jahre alt, über 1,70 Meter groß, blond und schmächtig. Er weigerte sich, Cohen seinen Namen zu nennen, und gab zu, »Todesangst« zu haben.
Sechs oder acht Personen seien in der fraglichen Nacht in der Hütte in Venice gewesen und hätten Hasch geraucht. »Eine von den Tussen hat Zero umgebracht«, erklärte er Cohen. Welche, wollte er allerdings nicht sagen, nur dass sie ihn kürzlich bei einem anderen Treffen der Manson Family drei Stunden lang angestarrt und dabei an ihrem Messer herumgefuchtelt habe.
Als Cohen nachfragte, erfuhr er, dass der junge Mann sich nach den Tate-LaBianca-Morden mit der Family eingelassen hatte. Manson selbst war er zwar nie begegnet, doch er hatte von den anderen in der Gruppe gehört, dass es »noch eine ganze Reihe von Morden gegeben hat, von denen die Polizei nichts weiß«, und die Family sei »um einiges größer, als du denkst«.
Der junge Mann wollte Geld, um wieder ins County Marin in Nordkalifornien zurückzukehren. Cohen gab ihm 25 Dollar und versprach ihm noch mehr, falls er zurückkommen würde, um Zeros Mörder zu identifizieren. Doch er sah ihn nie wieder.
Am 16. November wurde die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, die zwischen dem Mulholland und dem Bowmont Drive in der Nähe des Laurel Canyon eine Böschung hinuntergeworfen worden war – fast an derselben Stelle, an der man Marina Habes Leiche entdeckt hatte. Das brünette, etwa 18- oder 19-jährige, 1,74 Meter große und 52 Kilogramm schwere Mädchen hatte 157 Stichverletzungen in Brust und Hals. Ruby Pearl konnte sich daran erinnern, dieses Mädchen bei der Family auf der Spahn Ranch gesehen zu haben, und meinte, dass sie »Sherry« hieß. Auch wenn die Manson-Mädchen häufig ihre falschen Namen tauschten, konnte das Sheriffbüro eine Sherry ausmachen, und zwar Sherry Ann Cooper alias Simi Valley Sherri. Sie war zur selben Zeit wie Barbara Hoyt von der Barker Ranch geflohen und glücklicherweise noch am Leben. Das Opfer, das noch keinen Tag lang tot war, ging als unbekannte Tote Nr. 59 in die Polizeiakten ein. Ihre Identität blieb unbekannt.
Die zeitliche Nähe zur Ermordung von Zero ließ vermuten, dass sie vielleicht bei dem Mord zugegen war und später getötet wurde, um nichts verraten zu können. Doch dies waren reine Vermutungen, für die es keine Beweise gab. Die Tat blieb ungeklärt.
Am 21. November 1969 wurden die Leichen von James Sharp, 15, und Doreen Gaul, 19, in einer Gasse im Zentrum von Los Angeles gefunden. Die beiden Teenager waren entweder mit einem Messer mit langer Klinge oder einem Bajonett an einem anderen Ort getötet und dann hierhergebracht worden. Jedes der Opfer hatte über 50 Stichverletzungen.
Earl Deemer, Division Lieutenant in Ramparts, ermittelte im Mordfall Sharp-Gaul – ebenso der Los-Angeles-Times-Reporter Cohen. Obwohl beide Männer vermuteten, dass ein Mitglied der Family dahintersteckte, wurden die Morde nie aufgeklärt.
James Sharp und Doreen Gaul waren Scientologen, Letztere hatte in einem Haus der Church of Scientology gewohnt und hatte den Status »Clear«. Nach unbestätigten Auskünften war Doreen Gaul eine ehemalige Freundin des Manson-Family-Mitglieds Bruce Davis, der selbst einmal den Scientologen angehört hatte.
Wo sich Davis zur Zeit der Morde an Sharp, Gaul und der Unbekannten Nr. 59 aufhielt, ist nicht bekannt. Er verschwand, kurz nachdem er in Verbindung mit dem Tod von Zero vernommen worden war.
Am 1. Dezember 1969 wurde Joel Dean Pugh, Ehemann des Family-Mitglieds Sandy Good, mit aufgeschlitzter Kehle in einem Hotelzimmer in London aufgefunden. Die örtliche Polizei bezeichnete den Tod als Selbstmord. Als er von Pughs Tod erfuhr, strengte der Staatsanwalt des County Inyo, Frank Fowles, offizielle Ermittlungen an und forderte insbesondere Interpol auf, die Aufenthaltsgenehmigungen zu überprüfen, um festzustellen, ob sich zu der Zeit ein gewisser Bruce Davis in England aufgehalten habe.
Scotland Yard gab folgende Antwort: »Die Ermittlungen
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