Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Kontakt.
Barrett achtete nicht auf das Datum des Poststempels auf dem Brief. Allerdings fiel ihm auf, dass er ihn erst am 3. Juni, also sieben Tage nachdem Manson ihn angeblich geschrieben hatte, erhalten hatte. Möglicherweise wollte Manson den Brief als Alibi nutzen, vielleicht hatte er auch einen seiner Mörder mit dem Auftrag losgeschickt, Scott zu töten, doch beide Annahmen sind reine Spekulation. Auch der Mord an Darwin Scott blieb unaufgeklärt.
Am frühen Morgen des 17. Juli 1969 verließ der 16-jährige Mark Walts sein Elternhaus in Chatsworth und fuhr per Anhalter zum Santa Monica Pier, um zu angeln. Später wurde seine Angelrute auf dem Pier gefunden. Seine Leiche wurde am 18. Juli um vier Uhr morgens, nicht weit vom Topanga Canyon Boulevard entfernt, nahe dem Mulholland Drive entdeckt. Das Gesicht und der Kopf des jungen Walt wiesen starke Quetschungen auf, und er hatte drei Schusswunden von einer Waffe Kaliber .22 in der Brust.
Walts war zwar weder ein Helfer auf der Ranch noch ein Mitglied der Family, jedoch hatte er sich gelegentlich auf der Spahn Ranch aufgehalten. Obwohl das Sheriffbüro Ermittler auf die Spahn Ranch schickte, konnten diese keine Indizien finden, die das Tötungsdelikt mit einem Bewohner der Ranch in Verbindung brachten.
Allerdings rief Walts’ Bruder auf der Ranch an und warnte Manson: »Ich weiß, dass du meinen Bruder auf dem Gewissen hast, und ich werde dich umbringen.« Auch wenn er seine Drohung nicht wahr machte, ging er doch offenbar davon aus, dass Manson der Verantwortliche war.
Bei seiner Marathonsitzung bei der Kripo L. A. wurde Danny DeCarlo gefragt: »Was wissen Sie über einen 16 Jahre alten Jungen, der erschossen wurde?«
DeCarlo antwortete: »Das hatte nichts mit irgendjemandem da oben zu tun. Wissen Sie, wieso? Weil die nämlich darüber genauso geschockt waren [wie ich]. Wären die es gewesen, hätten sie es mir erzählt.«
DeCarlo informierte die Beamten über den Anruf des Bruders. Einer fragte ihn daraufhin: »Warum, glauben Sie, verdächtigt er Charlie?« DeCarlo antwortete: »Weil da draußen nicht so viele Irre herumlaufen, die ohne jeden Grund die Knarre ziehen und jemandem die Birne wegpusten.«
Die Kripo L. A. verfolgte das Ganze nicht weiter, da der Fall sich in der Zuständigkeit des Sheriffbüros befand. Der Mord wurde bis heute nicht aufgeklärt.
Innerhalb eines Monats – zwischen dem 27. Juli und dem 26. August 1969 – schlachteten Charles Manson und seine mörderische Family neun Menschen ab: Gary Hinman, Steven Parent, Jay Sebring, Abigail Folger, Voytek Frykowski, Sharon Tate, Leno LaBianca, Rosemary LaBianca und Donald Shea.
Obwohl bekannt war, dass einige der weiblichen Mitglieder der Gruppe nach Sheas Ermordung am »Saubermachen« beteiligt gewesen waren, kam keine von ihnen deswegen vor Gericht. Einige erhielten nie eine Strafe.
Mansons Verhaftung am 12. Oktober 1969 setzte der Mordwelle allerdings kein Ende.
Wie bereits erwähnt, wurde am 5. November 1969 John Philip Haught alias Christopher Jesus alias Zero in einem Strandhaus in Venice erschossen. Die vier Family-Mitglieder, die noch da waren, als die Polizei eintraf, behaupteten, er habe sich beim russischen Roulette umgebracht. Linda Baldwin alias Little Patty, mit richtigem Namen Madaline Joan Cottage, gab an, neben ihm auf dem Bett gelegen zu haben, als es passierte. Die anderen – Bruce Davis, Susan Bartell alias Country Sue und Cathy Gillies – erklärten den Beamten, dass sie nicht dabei gewesen seien, jedoch den Schuss gehört hätten.
Mindestens einer von ihnen log, möglicherweise traf das aber auch auf alle zu.
Während der Verhandlung zur Schuldfrage im Tate-LaBianca-Prozess fragte ich Cathy: »Sie haben gesagt, dass Zero sich erschossen hat. Woher wissen Sie das? Zero konnte es Ihnen ja wohl nicht sagen.«
A: »Das brauchte mir niemand zu sagen. Ich habe es selbst gesehen.«
F: »Ach so, Sie waren also dabei?«
A: »Ja.«
F: »Können Sie erklären, wie es passiert ist?«
A: »Ich redete gerade mit ihm, da ging er auf einmal nach nebenan. Little Patty lag auf dem Bett. Er setzte sich neben sie auf das Bett, griff nach der Waffe und erschoss sich.«
F: »Einfach so?«
A: »Ja.«
F: »Aus heiterem Himmel?«
A: »Ja, aus heiterem Himmel.«
Dabei blieben drei Fragen offen: Wieso spielte Zero mit einer voll geladenen Waffe russisches Roulette? Wieso fanden sich an dem Lederfutteral, aus dem er die Waffe herauszog, keinerlei Fingerabdrücke? Und wieso
Weitere Kostenlose Bücher