Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
dem Makel der Unehelichkeit, Manson hinsichtlich seiner eigenen Person, Hitler in Bezug auf den Vater.
Beide waren rastlose Wanderer, frustrierte und »verkannte« Künstler, beide liebten Tiere mehr als Menschen, hatten eine ausgeprägte Vorliebe für Okkultismus und ließen ihre Morde von anderen ausführen.
Beide waren Rassisten, und doch gibt es in beiden Fällen Vermutungen, dass sie glaubten, das Blut jener Ethnie in sich zu tragen, die sie verachteten. Viele Historiker nehmen an, dass Hitler insgeheim von der Angst besessen war, einen jüdischen Vorfahren zu haben. Falls Mansons Gefängnisakten stimmten, glaubte er vielleicht, dass sein Vater Schwarzer war.
Beide umgaben sich mit speichelleckenden Lakaien, erkannten die Schwächen ihrer Mitmenschen und nutzten sie für sich aus, beide programmierten ihre Anhänger durch fortgesetzte Wiederholung der immer gleichen Phrasen, erkannten die psychologische Wirkung von Angst und benutzten sie.
Beide bezeichneten Menschen, die sie hassten, mit einem bevorzugten Schimpfwort: Hitlers Begriff lautete »Schweinehund«, Mansons »Schweine«.
Beide besaßen Augen, die ihre Anhänger als »hypnotisch« bezeichneten, und darüber hinaus verfügten sie über eine Ausstrahlung, ein Charisma und eine außergewöhnliche persönliche Überzeugungskraft. Zu Hitler kamen Generäle in der Absicht, ihm klarzumachen, dass seine militärischen Pläne wahnwitzig waren, und verließen ihn als überzeugte Gläubige. Dean Moorehouse suchte die Spahn Ranch auf, um Manson dafür zu töten, dass er ihm seine Tochter Rooth Ann weggenommen hatte. Am Ende betete er ihn auf Knien an.
Beide besaßen eine unglaubliche Fähigkeit, andere zu beeinflussen.
Die Anhänger sowohl von Manson als auch von Hitler brachten es fertig, die monströsen Taten ihrer Führer zu rechtfertigen, indem sie sich in philosophische Überlegungen flüchteten.
Wohl kaum eine andere Persönlichkeit hat auf Hitler einen so nachhaltigen Einfluss ausgeübt wie Nietzsche. Auch Manson hatte gegenüber Jakobson behauptet, Nietzsche gelesen zu haben. Ob das nun stimmte oder nicht – Manson tat sich beim Lesen schwer, und Nietzsche ist keine leichte Lektüre –, so waren auf jeden Fall Manson wie Hitler überzeugt von drei elementaren Grundsätzen in Nietzsches Philosophie: Frauen sind Männern unterlegen, die weiße Rasse ist allen anderen Rassen überlegen, und Töten ist kein Unrecht, solange es dem richtigen Zweck dient.
Und sie beide töteten. Beide glaubten, dass Massenmord gerechtfertigt, ja sogar gut sei, wenn es um die Verwirklichung eines grandiosen Plans ginge. Beide hatten einen solchen Plan, ihre eigene ungeheuerliche Obsession: Hitler das » Dritte Reich « , Manson Helter Skelter.
Einige Parallelen waren einfach zu offensichtlich, um noch Zufall sein zu können. Wie weit Manson jedoch bewusste Anleihen bei Hitler machte und wie weit er ihn nur unbewusst kopierte, ist nicht bekannt. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass Manson ein zweiter Hitler hätte werden können, wenn sich ihm nur die Gelegenheit geboten hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er vor der Ermordung großer Menschenmassen haltgemacht hätte.
Einiges bleibt nach wie vor im Dunkeln. Dazu gehört auch die genaue Anzahl der Morde, die von der Manson Family begangen wurden. Gegenüber Juan Flynn hatte Manson geprahlt, dass er 35 Morde begangen habe. Als Juan mir davon zum ersten Mal erzählte, war ich skeptisch und schrieb diese Äußerung eher Charlies übersteigertem Geltungsbedürfnis zu. Inzwischen mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass die Gesamtzahl, wenn auch noch nicht zum damaligen Zeitpunkt, inzwischen Mansons damaliger Schätzung entspricht oder sie sogar übersteigt.
Im November 1969 erzählte Susan Atkins Ronnie Howard, »es gibt elf Morde, die sie nie aufklären werden«. Dieselbe Zahl nannte auch Leslie Van Houten bei ihrer Befragung durch Mike McGann, während Ouisch gegenüber Barbara Hoyt angab, dass sie von zehn Menschen wisse, die »außer Sharon« von der Family getötet worden seien.
Susan behauptete gegenüber Virginia Graham, dass abgesehen von den acht Hinman-Tate-LaBianca-Morden »da noch mehr sind – und auch vorher waren noch mehr«. Einer davon war zweifellos Shea. Bei einem anderen handelte es sich wahrscheinlich um den »Black Panther« (Bernard Crowe), den Susan genau wie Manson irrtümlich für tot hielt.
Möglicherweise bezog sich Susan auf Crowe, als sie auf dem Band, das sie mit
Weitere Kostenlose Bücher