Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
der Fall an das Raub- und Morddezernat übertragen. Sergeant Danny Galindo, der die Nacht beim Wachdienst auf dem Tate-Anwesen verbracht hatte, traf um ein Uhr als Erster ein. Wenig später stießen Inspector K. J. McCauley und mehrere andere Beamte dazu, während eine weitere, von Cline angeforderte Einheit das Gelände absperrte. Doch wie bei den Tate-Morden fiel es den Reportern, die bald eintrafen, nicht schwer, an Insiderinformationen zu gelangen.
Galindo durchsuchte das einstöckige Haus sorgfältig. Mit Ausnahme der umgekippten Lampen gab es keinerlei Hinweis auf einen Kampf. Auch deutete nichts auf Raub als Tatmotiv hin. Unter den Dingen, die Galindo für den Bericht des Bezirksnachlassverwalters aufführte, befanden sich ein Herrengoldring mit einem einkarätigen Diamanten in der Mitte und mehreren nur wenig kleineren Diamanten, zwei Damenringe, beide teuer, beide in Sichtweite auf der Frisierkommode im Elternschlafzimmer, Halsketten, Armbänder, Kamerazubehör, Handfeuerwaffen, Schrotflinten und Jagdgewehre, eine Münzsammlung, ein Beutel mit nicht in Umlauf gekommenen 5-Cent-Münzen, der sich im Kofferraum von Lenos Thunderbird fand und deutlich mehr einbringen würde als den Nennwert von 400 Dollar, Leno LaBiancas Brieftasche mit Kreditkarten und Bargeld im Handschuhfach seines Wagens, mehrere Armbanduhren, darunter eine kostspielige Stoppuhr, wie sie bei Pferderennen zum Einsatz kommt, und mehrere weitere Gegenstände, die jeder Hehler dankbar abgenommen hätte.
Ein paar Tage später kehrte Frank Struthers mit der Polizei in das Haus zurück. Soweit er feststellen konnte, fehlten lediglich Rosemarys Portemonnaie und Armbanduhr.
Galindo konnte keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen erkennen. Allerdings zeigte sich auch, dass er die Gartentür – nur mithilfe eines Streifens Zelluloid – sehr leicht aufhebeln konnte.
Die Ermittler machten noch eine Reihe weitere Entdeckungen. Die Tranchiergabel mit Elfenbeingriff, die in Lenos Bauch steckte, gehörte zu einem Set in einer Küchenschublade. Im Spülbecken befanden sich einige Wassermelonenschalen. Sowohl hier als auch im rückwärtigen Badezimmer fanden sich Blutspritzer. Auf dem Esszimmerboden lag ein Stück blutgetränktes Papier, dessen ausgefranstes Ende darauf schließen lassen konnte, dass damit die Worte geschrieben worden waren.
In vielerlei Hinsicht spielte sich im Haus am Waverly Drive an diesem Abend und während der Nacht dasselbe ab wie keine 48 Stunden zuvor am Cielo Drive – teils sogar mit gleicher Besetzung, wie im Fall von Sergeant Joe Granado, der um drei Uhr eintraf, um die Blutproben zu nehmen.
Die Probe aus dem Küchenwaschbecken reichte nicht aus, um zu bestimmen, ob es sich um tierisches oder menschliches Blut handelte, doch sämtliche anderen Proben waren beim Ouchterlony-Test positiv und erwiesen sich somit als menschliches Blut. Das Blut im rückwärtigen Badezimmer sowie sämtliches Blut in der Umgebung von Rosemary LaBiancas Leiche wies die Blutgruppe A auf – Rosemary LaBiancas Gruppe. Sämtliche anderen Proben, einschließlich der von dem blutigen Papier und den Schriftzeichen an den Wänden, waren Blutgruppe B und stammten damit von Leno LaBianca.
Diesmal führte Granada keinerlei Tests zur Bestimmung der Untergruppen durch.
Die Männer von der Spurensicherung, Harold Dolan und J. Claborn, nahmen insgesamt 25 Fingerabdrücke, die, wie sich herausstellte, mit Ausnahme von sechs alle Leno, Rosemary oder Frank zuzuordnen waren. Nachdem Dolan die Stellen genauer untersucht hatte, an denen sich entgegen aller Wahrscheinlichkeit keine Abdrücke fanden, zog er den Schluss, dass sie mit Absicht entfernt worden waren. So fand sich beispielsweise an dem Elfenbeingriff der Gabel nicht einmal ein Schmierabdruck, dasselbe galt für den Chromgriff an der Kühlschranktür und das Email der Tür selbst – für Flächen also, an denen Abdrücke normalerweise gut haften. Bei näherer Untersuchung ließen sich an der Kühlschranktür Wischspuren ausmachen.
Nachdem der Polizeifotograf seine Arbeit beendet hatte, überwachte ein stellvertretender Gerichtsmediziner den Abtransport der Leichen. Dabei wurden die Kissenbezüge über den Köpfen belassen, und die Schnüre waren dicht an den Lampen abgeschnitten worden, damit die Knoten für die Untersuchung intakt blieben. Jemand von der Haustierabteilung des Ordnungsamtes holte die drei Hunde ab, welche die ersten Beamten im Inneren des Hauses gefunden hatten.
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