Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Deemer, da Pickett nicht stillhalten oder Anweisungen befolgen konnte, ihn in einem normalen Gespräch zu befragen. Pickett behauptete, am Tag der Morde in einer Autofirma in Sheffield, Massachusetts, gearbeitet zu haben. Auf die Frage, ob er irgendwelche Waffen besitze, räumte er ein, ein Buckmesser zu haben, das er in Marlboro, Massachusetts, mit der Kreditkarte eines Freundes gekauft habe.
Später händigte Pickett Deemer das Messer aus. Es ähnelte demjenigen, das im Haus am Cielo Drive gefunden worden war. Außerdem übergab er ihm ein Videoband, auf dem angeblich Abigail Folger und Voytek Frykowski zu sehen waren, wie sie bei einer Party auf dem Tate-Anwesen Drogen nahmen. Pickett ließ offen, wie er in den Besitz dieses Films gelangt war und welchen Nutzen er sich davon versprochen hatte.
In Begleitung von Sergeant McGann reiste Deemer schließlich nach Massachusetts. Eine Überprüfung der Stechkarten bei dem Autohersteller ergab, dass Pickett das letzte Mal am 1. August, also acht Tage vor den Morden, zur Arbeit erschienen war. Überdies förderten die Nachforschungen zutage, dass es in Marlboro zwar zwei Geschäfte gab, die Buckmesser verkauften, dass aber keines von beiden dieses spezielle Modell auf Lager hatte.
Pickett galt demnach als dringend tatverdächtig, bis die Detectives den genannten Freund befragten. Als dieser seine Kreditkartenbelege durchging, fand er denjenigen über den Kauf des Buckmessers. Dieses war am 21. August, lange nach den Morden, in Sudbury, Massachusetts, gekauft worden. Der Freund und seine Frau erinnerten sich außerdem an etwas, das Pickett offenbar vergessen hatte. Denn er war am Wochenende vom 8. bis 10. August mit ihnen an den Strand gefahren. Pickett wurde zweimal dem Lügendetektortest unterzogen, und beide Male kamen die Beamten zu dem Ergebnis, dass er die Wahrheit sagte und mit dem Verbrechen nichts zu tun hatte. Also schied Pickett als Verdächtiger aus.
Deemer flog nun nach Toronto und befragte Herb Wilson. Auch wenn dieser sich zunächst gegen den Lügendetektortest sträubte, stimmte er schließlich zu, als Deemer sich bereiterklärte, keine Themen anzuschneiden, die ihn mit dem kanadischen Rauschmittelgesetz in Konflikt bringen könnten. Wilson bestand und schied als Verdächtiger aus.
Die Fingerabdrücke von Pickett und Wilson wurden mit denen vom Tatort abgeglichen – ohne Erfolg.
Auch wenn der erste Untersuchungsbericht zu den Tate-Morden – der den Zeitraum vom 9. bis 31. August abdeckte – zu dem Ergebnis kam, dass Wilson, Pickett und Jones »zum Zeitpunkt dieses Berichts als Verdächtige ausscheiden«, flogen Deemer und McGann Anfang September nach Ocho Rios in Jamaika, um die Alibis von Wilson und Jones zu überprüfen. Die beiden hatten behauptet, vom 8. Juli bis zum 17. August dort gewesen zu sein und »einen Film über Marihuana gedreht« zu haben.
Befragungen von Immobilienmaklern, Bediensteten sowie Resebüros bestätigten die Geschichte zum Teil: Zur Zeit der Morde waren sie in Jamaika gewesen. Und es war durchaus möglich, dass sie etwas mit Marihuana zu tun hatten. Ihr einziger regelmäßiger Besucher war, Freundinnen einmal ausgenommen, ein Pilot, der einige Wochen zuvor ohne jede Erklärung seinen gut bezahlten Job bei einer führenden Fluglinie aufgegeben hatte, um unplanmäßige Alleinflüge zwischen Jamaika und den Vereinigten Staaten durchzuführen.
Hinsichtlich ihrer Filmarbeit waren die Beamten allerdings eher skeptisch, nachdem die Haushilfe erklärt hatte, dass die einzige Kamera, die sie je bei ihnen gesehen hatte, eine kleine Kodak sei.
Das Video, das Pickett Deemer gegeben hatte, wurde im Labor des Erkennungsdienstes vorgeführt. Es unterschied sich stark von dem anderen, das zuvor auf dem Speicher gefunden worden war.
Offenbar war es in der Zeit entstanden, in der die Polanskis in Europa weilten. Es zeigte Abigail Folger, Voytek Frykowski, Witold K. und eine unbekannte junge Frau beim Abendessen vor dem Kamin der Tate-Residenz. Der Videorekorder war wohl einfach angemacht und vergessen worden, sodass er weiterlief, ohne dass sich die anwesenden Personen dessen noch bewusst zu sein schienen.
Abigail hatte das Haar zu einem ziemlich strengen Knoten gebunden. Sie sah gegenüber anderen Aufnahmen sowohl älter als auch müder aus. Voytek wirkte verbraucht. Auch wenn augenscheinlich Marihuana geraucht wurde, schien Voytek eher betrunken als high zu sein. Zunächst behandelte Abigail ihn mit der strapazierten Zuneigung, wie
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