Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
weitergekommen. Vor allem befürchtet er, dass er nicht an die richtigen Informationen kommt. Ganz anders unser Schickimicki-Kommissär mit den besten Beziehungen zur High Society. Möchtest du noch einen Kaffee?»
«Hm! Sag Christoph, dass ich ihn sprechen möchte. Du kannst ruhig dabei sein. Schliesslich bist du an dem ganzen Schlamassel schuld.»
Er hörte Nadines fröhliches Lachen im Gang auf dem Weg zu Kollege Suter.
Borer und Noldi schienen mit ihren Ansichten recht zu haben. Ein Kollege, der bei einem unverbindlichen ersten Gespräch schon die wenigen Ermittlungsakten mitbringt, ohne darum gebeten worden zu sein, für den war der Fall praktisch erledigt.
«Hast du mit Borer gesprochen, Christoph?»
«Er will, dass du den Fall übernimmst, Francesco.»
«Das weiss ich. Aber, was willst du?»
«Ich?»
«Ja, was willst du? Ist es dir egal, den Fall abzugeben, oder willst du weiter ermitteln?»
«Eigentlich möchte ich die Untersuchungen schon weiterführen.»
Ferrari schob den Ordner über den Tisch zurück zu seinem Kollegen.
«Dann ist es dein Fall, Christoph. Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann, lass es mich wissen. Wir stehen dir mit Rat und Tat zur Seite.»
Kommissär Suter griff sich den Ordner und ging langsam zur Tür.
«He! Moment mal. So geht das nicht», mischte sich Nadine ein. «Staatsanwalt Borer verlangt ausdrücklich, dass Francesco den Fall übernimmt.»
«Nadine, halt dich da raus. Christoph will den Fall selbst lösen. Das ist absolut legitim.»
«Dummes Zeug! Was soll das, Christoph? Du weisst genauso gut wie ich, dass du nicht an die richtigen Leute rankommst.»
«Nadine!», drohte Ferrari.
«Was, Nadine? Ich behaupte nicht, dass Christoph ein schlechter Polizist ist. Aber er verfügt längst nicht über dein Beziehungsnetz. Natürlich will er den Fall behalten. Schon allein aus dem Grund, damit die anderen Macho-Arschlöcher hier im Kommissariat nicht mit dem Finger auf ihn zeigen. Auf einen Versager, der sich hinter dem Rockzipfel von Ferrari verkriecht. Nun gut, Christoph. Behalte deinen Fall. Viel Spass und gutes Gelingen.»
Sie schob ihn zur Tür raus.
«Der will doch den Fall gar nicht, diese weiche Schelle.»
«Immer schön mit dem Holzhammer draufhauen! So gewinnst du viele neue Freunde, Nadine.»
«Muss ich das? Es geht doch nicht um die Quantität, sondern um die Qualität. Aber darüber können wir gern ein anderes Mal diskutieren. Christoph ist im falschen Moment im Dienst gewesen. So einfach ist das. Jetzt hat er einen Fall am Hals, der seine Möglichkeiten übersteigt. Bloss zugeben will er das nicht. Glaubst du wirklich, dass sich ihm die Türen zu den Politikern öffnen werden? Oder gar zur Wirtschaft?»
«Wieso zur Wirtschaft?», stutzte Ferrari.
«Weller ist nicht nur Politiker, sondern ein erfolgreicher Unternehmer gewesen. Ihm gehört die Logistik AG. Ich glaube, dass er der grösste Transporteur der Schweiz ist … war.»
«Ermittelst du bereits?»
«Unsinn. Das weiss man einfach … Christoph ist ein anständiger Polizist. Mehr nicht. Du hingegen bist genial.»
«Danke für die Blumen.»
«Das weisst du doch selbst und auch, dass nur du den Fall lösen kannst. Weshalb zierst du dich so?»
«Weil es nicht unser Fall ist.»
«Männerlogik! Manchmal frage ich mich schon, wie das Gehirn eines Mannes funktioniert. Ziemlich einseitig vermutlich. Dein Freund Christoph wird untergehen und dann erst recht zum Gespött der Kollegen werden.»
Hinter Nadine räusperte sich Christoph Suter.
«Darf ich nochmals reinkommen?»
«Setz dich, Christoph.»
Er schob den Ordner über den Tisch.
«Nadine hat recht! Ich bin der Falsche für diesen Fall. Ich wäre froh, wenn du die Ermittlungen leiten würdest, Francesco. Es fällt mir nicht leicht … aber die letzten Tage waren ein einziger Horror. Ich komme mit dieser Schicht Leute, mit denen Weller verkehrte, nicht klar.»
Ferrari sass mit verschränkten Armen da.
«Gut, wir versuchen den Mord aufzuklären, Christoph. Aber nur unter einer Bedingung.»
«Und die wäre?»
«Du musst einen unserer Fälle übernehmen, bei dem wir nicht vorwärtskommen. Vielleicht gelingt es dir, den Mord an dem ‹Capri›-Beizer aufzuklären. Wir verfolgen zwar eine Spur, doch bisher ohne nennenswerte Resultate.»
«Einverstanden!»
Der Tauschhandel war perfekt. Ordner Weller gegen Ordner «Capri»-Bar. Suter war die Erleichterung anzusehen, als er das Büro verliess.
«Dem ‹Capri›-Mörder sind wir doch
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