Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
vertraulichen Du übergegangen. «Peter gab Patrick den Auftrag, Irina einen Koffer mit Geld zu übergeben. Damit war für meinen Mann das Problem gelöst.»
«Ich habe nicht mehr mit ihr geredet … Es wäre alles nicht passiert, wenn ich Irina zugehört hätte», schluchzte Andreas.
«Aber Stolz zahlte dann nur einen kümmerlichen Teil des Geldes an Irina aus und steckte den Rest selbst ein», setzte Nadine die Geschichte fort.
«Genau. Typisch Patrick», nickte Ines. «Das Risiko war gering, entdeckt zu werden. Wer weiss, wie viel Geld er schon zuvor abgezweigt hat. Wie auch immer, es kam alles anders, denn er hat nicht mit Irinas Reaktion gerechnet. Sie wollte nicht weg.»
«Irina … ich habe sie so unendlich vermisst. Eines Morgens wusste ich, ohne sie konnte und wollte ich nicht leben. Ich versuchte sie anrufen, aber ihre Handynummer war ausser Betrieb. Ich flehte Patrick an, seine Verbindungen spielen zu lassen. Lutz sollte diesen Löffler so lange bearbeiten, bis er auspackt, wo Irina ist … Aber Patrick hatte mich längst hintergangen. Er beichtete, dass er Irina im Auftrag meines Vaters Geld gegeben hat. Viel Geld. Und damit sei sie nach Bukarest zurückgekehrt. Sie … sie war einfach weg …»
«Hast du deinen Vater darauf angesprochen?»
«Ich bin von Patrick direkt rüber zu Papa. Er war in einer Sitzung. Ich ging rein, schrie, ich wolle ihn sprechen, und zwar sofort. Er gab ohne Ausflüchte zu, dass er mich freigekauft hat. Er hat nicht einmal versucht, es abzustreiten. Unglaublich. Es sei zu meinem Besten. Das wäre nie und nimmer gutgegangen. Ich solle sie einfach vergessen. Aber das kann ich nicht. Ich liebe Irina!»
«Was ist danach geschehen?»
«Ich bin zu Ruedi. Er war mein letzter Strohhalm. Ich flehte ihn an, mir zu sagen, wo ich Irina in Bukarest finde. Für seine Hilfe versprach ich ihm mein ganzes Geld.»
«Hast du ihm auch von der Abfindung erzählt?»
«Natürlich. Er lachte mich nur aus. Das geschehe mir Kapitalistensau recht.»
«Na, klar …», Nadine fiel es wie Schuppen von den Augen, «Ruedi half Irina und erfuhr so, dass sie nur wenig Geld bekommen hatte. Mit diesem Wissen muss er Stolz aufgesucht und konfrontiert haben. Ruedi hatte ihn in der Hand, er wollte das Geld, vermutlich für Irina. Das war also die Verbindung zwischen den beiden.»
«Patrick ist an allem schuld!», schluchzte Andreas. «Er verspottete Ruedi. Es sei alles Unsinn, Irina habe das Geld bekommen. Da ist Ruedi der Kragen geplatzt. Er rief Papa in Bern an und drohte, die Medien zu informieren, dass ich eine rumänische Prostituierte geschwängert habe, wenn Irina nicht das ganze Geld bekommt. Papa bat ihn, einen Tag zu warten. Er würde die Angelegenheit nach der Wahl regeln. Das alles hat Ruedi mir gestern erzählt.»
«Das war also am Tag vor der Wahl … Weller wird Patrick Stolz deutlich gesagt haben, was Sache ist. Ende der Karriere», kommentierte Nadine.
«Patrick rief dann Ruedi an, sie verabredeten sich noch am selben Tag. Bei diesem Treffen hat er Ruedi erzählt, dass Irinas Kind nicht von mir ist, sondern von Papa … Deshalb auch die hohe Abfindung, die noch geregelt werde.»
Ferrari wusste, wie die Geschichte ausgegangen war.
«Doch das Geld hat Ruedi nicht mehr interessiert. Stolz’ Aussage, Peter Weller sei der Vater, traf ihn schwer. Das hat uns seine Freundin Dagmar bestätigt. Während der Feier ist Ruedi durch den Polizeikordon geschlüpft und hat dir, Andreas, gesteckt, dass deine Freundin ein Kind von deinem Vater erwartet.»
«Ich … ich bin vollkommen durchgedreht. Das war es also. Sie haben es miteinander getrieben. Mein Vater mit meiner Freundin … eine schreckliche Vorstellung. Nie in meinem Leben habe ich mich so verraten und so verdammt einsam gefühlt. Wut stieg in mir hoch, eine unbändige Wut. Ich bin in die Küche gerannt, nahm ein Messer, zog mir die Skimütze über und bin runtergerannt. Sie waren alle so mit sich beschäftigt. Diese Selbstherrlichkeit und Selbstgefälligkeit! Ich habe Patrick umgestossen und auf meinen Vater eingestochen … Dann … dann bin ich ins Haus zurück gerannt.»
«Und das Messer?»
«Das ist wieder in der Küche bei den anderen Messern», antwortete Ines emotionslos. «Ich war mir zuerst nicht ganz sicher, ob es Andi gewesen ist. Die Daunenjacke, die Mütze, es hätte auch ein anderer sein können. Doch die Bewegungen und die Hand, die ich für einen Augenblick gesehen hatte, gaben mir Gewissheit. Als er das Messer fallen
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