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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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sich danach, sich hinzulegen und tagelang zu schlafen. Aber das verboten ihm seine Grundsätze. Und obwohl dies sein letzter Einsatz war - er würde Höhe 55 in ein paar Tagen verlassen, um zuerst zur MP-Kompanie und danach über Okinawa in die USA zurückzukehren - blieb er ihnen treu. Er reinigte erst sein Gewehr und seine Ausrüstung, und erst dann gönnte er sich Ruhe.

15
Der Abschied
    Ein paar Minuten nach Mitternacht rollte die propellergetriebene Convair in New Bern, North Carolina aus. Carlos Hathcock, tags zuvor in Camp Pendleton, Kalifornien, entlassen und jetzt frischgebackener Zivilist, saß allein im Heck des Flugzeugs und schaute durch das Plexiglasfenster hinaus, um zu sehen, ob Jo und Sonny gekommen waren, ihn abzuholen. Die vom Dach des Terminals strahlenden Scheinwerfer machten es schwierig, etwas zu erkennen.
    Es war ein langer Flug gewesen, und niemand in der Maschine hatte mit ihm gesprochen. Er wartete, bis sich fast die ganze Masse der Passagiere durch die Tür an der Seite des Flugzeugs gedrängt hatte, ehe er unter seinen Sitz griff, seine grüne Vinyltasche mit den gelben Henkeln und der Aufschrift USMC an der Seite herausnahm und das Flugzeug verließ.
    Als er durch das Gate ging, sah er Jo dastehen, sie hielt ihren Sohn auf dem Arm und lächelte vor Glück, weil ihr Mann überlebt hatte und nach Hause gekommen war, weil sie sich jetzt ein neues Leben aufbauen konnten. Hathcock nahm seinen Sohn in die Arme und küßte seine Frau. Die Begrüßung dauerte nur einen Augenblick, und sie wurden von niemandem beachtet.
    Er holte seinen Seesack und den Vinylkoffer von der Gepäckausgabe und verließ den Flughafen, um zu seinem kleinen Haus an der Bray Avenue zu fahren. Bald würde er eine versprochene Stellung bei einer Elektrofirma antreten und sein neues Leben als Zivilist beginnen.
    Fast einen Monat später saß Carlos Hathcock neben Jo auf der Veranda seines kleinen Holzhauses und ließ seinen Sohn auf seinem Knie reiten. Er dachte an das vergangene lange Wochenende. Donnerstag und Freitag hatte er freigenommen und war ins nahegelegene Camp Lejeune gefahren, um sich die Marine Corps Eastern Division Rifle and Pistol Matches anzusehen. Dort hatte er viele seiner alten Schützenkameraden aus dem Team des Marine Corps getroffen und wieder die Seite des Marine Corps erlebt, die er liebte und die ihm nun fehlte.
    Das Wochenende mit seinen Freunden hatte ein Samenkorn des Zweifels gepflanzt. Acht Jahre lang hatte er im Marine Corps Wurzeln geschlagen, und als er jetzt seinen jauchzenden Sohn auf- und abhüpfen ließ, war er mit seinen Gedanken weit weg bei den Schießanlagen, bei der Kameradschaft unter den Freunden, bei den Wettkämpfen und bei der Chance, noch einmal Nationalmeister zu werden.
    Als Hathcock an jenem Abend von Camp Lejeune nach Hause gekommen war, erklärte er Jo, daß er das Marine Corps bereits vermisse. Und die Art, wie er das sagte, verriet ihr, daß die Aussicht, daß er Zivilist bleiben und sich aus dem Krieg heraushalten würde, sehr gering war. Sie wußte recht gut, daß Carlos nicht gern Elektriker war, es war nicht zu übersehen, daß er die tägliche Arbeit immer mehr als Plackerei empfand. »In Vietnam war ich sicherer«, sagte Hathcock scharf, nachdem er Jo erzählt hatte, wie ein Mitarbeiter, der einen elektrischen Schlag bekommen hatte, im Krampf einen Schraubenzieher geschleudert und seinen Kopf nur knapp verfehlt hatte. »Mir gefällt dieser Job nicht.«
    »Was soll das heißen?« fragte Jo. »Willst du ins Marine Corps zurück?«
Einen Augenblick lang saß er schweigend da und sah seinem Sohn beim Schaukeln zu. Er spürte, wie sein Magen sich zu einem harten Klumpen verkrampfte.
»Wäre das so schlimm?« fragte er zurück. »Ich bin aktiver Scharfschütze und Schießausbilder. Ich werde mich ganz bestimmt nicht freiwillig nach Vietnam zurückmelden.«
»Carlos, ich wußte, was du bist, als ich dich geheiratet habe. Ich hatte nie etwas für das Marine Corps übrig, aber ich habe es akzeptiert. Du sollst nicht das Gefühl haben, du würdest mir und Sonny einen Gefallen tun, wenn du Zivilist bleibst und dich elend fühlst. Ich möchte, daß du glücklich bist. Das macht auch mich glücklich.«
Als es Sommer wurde, war er mit seiner Familie von New Bern nach Quantico übergesiedelt, wo man ihn zur Marksmanship Training Unit und zur Nationalmannschaft der Gewehrschützen des Marine Corps versetzt hatte.
Hathcock schoß weiter auf tausend Yard mit der 300 Winchester

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