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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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Boden zu ziehen. Verglichen mit dem Hinweg kam ihm sein Rückzugstempo rasend schnell vor. Immer noch mit geschmeidigen und bedächtigen Bewegungen legte er viele Meter Boden pro Minute zurück. Nun brachte er eine Entfernung, für die er vorher drei Tage gebraucht hatte, in vier oder fünf Stunden hinter sich. Die Tatsache, daß während des ganzen Rückzugs keine Patrouille in seine Nähe kam, verriet ihm, daß niemand sein Mündungsfeuer gesehen hatte. Bei Tageslicht und auf siebenhundert Meter war das nicht weiter verwunderlich. Patrouillen waren sicher ausgeschickt worden, aber sie mußten ein tausende von Quadratmetern umfassendes Gebiet absuchen. Einmal glaubte er, weit links Soldaten zu hören.
    Es war schon fast Nacht, als er den Rand des Dschungels erreichte. Hathcock schob sich an der äußersten Blätterschicht vorbei und erhob-sich dann zum erstenmal seit drei Tagen auf die Knie. Der Schmerz war ein qualvoller Kontrapunkt zu seiner inneren Hochstimmung. Sorgsam auf Minen und versteckte Sprengladungen achtend, aber doch so schnell, wie er es wagte, eilte er durch den dichten Wald und legte die drei Kilometer zu dem mit der Patrouille vereinbarten Treffpunkt in nicht mehr als ein paar Stunden zurück.
    Dort setzte sich Carlos in einen Busch und wartete, obwohl er wußte, daß möglicherweise feindliche Patrouillen den Dschungel nach seiner Fährte durchkämmten. Sein Herzschlag wurde ruhiger. Vogelgezwitscher und andere Dschungelgeräusche übertönten allmählich seine keuchenden Atemzüge und das Dröhnen in seinen Ohren. Und als der Aufruhr in seinem Inneren sich legte und er zur Ruhe kam, dachte er an Arkansas und fand, daß dieser Augenblick vielen Tagen seiner Kindheit ähnelte, an denen er hinter dem Haus seiner Großmutter in den Büschen gesessen hatte - die alte Mauser auf dem Schoß, seinen Shetlandcollie hechelnd neben sich. Zum erstenmal seit vier Tagen schloß er die Augen.
    »Sergeant Hathcock«, flüsterte eine Stimme. »Ich hätte nicht erwartet, daß Sie einfach einschlafen würden.« Der Führer des Marine-Trupps, der Hathcock vier Tage zuvor abgesetzt hatte, kniete neben dem Busch, in dem der Heckenschütze wartete.
    Langsam, ohne zuerst auch nur die Augen zu öffnen, begann Hathcock zu lächeln. »Ich wußte, daß Sie hier sind«, sagte er. »Vor fünf Minuten habe ich Ihren Trupp den Grat herauf trampeln hören.«
    »Wir müssen los, ›Charlie‹ kriecht überall auf den Hügeln herum, und wir haben noch ein gutes Stück bis zur LZ«, erklärte der Truppführer. »Als wir die Höhe verließen, begann es auf ›Charlies‹ Seite lebendig zu werden. Ich nehme an, Sie haben diesen General erwischt?«
    »Na ja, er ist ganz ordentlich auf den Boden geknallt«, sagte Hathcock, zog seine Feldflasche heraus und trank die letzten paar Tropfen. »Haben Sie ein bißchen Wasser übrig?«
    »Sicher«, sagte der Marine, reichte Hathcock eine Feldflasche und verschüttete dabei einen Teil des Inhalts. »Wir sollten uns lieber verziehen. ›Charlie‹ ist jetzt bis aufs Blut gereizt. Nach dem heutigen Tag möchten die nichts lieber, als Sie in die Finger zu kriegen.«
    Als der Truppführer sagte, Charlie sei ›bis aufs Blut gereizt^ beschlich Hathcock ein leises Unbehagen. Während des Flugs zurück zu Höhe 55 fragte er sich, ob das Attentat auf den General die Nordvietnamesen und die Vietkong nicht zu noch größerer Erbitterung im Kampf aufstacheln würde.
    Diesen Auftrag sollte er auch später stets mit gemischten Gefühlen betrachten. Die amerikanischen Verlustziffern stiegen in den folgenden Wochen steil an, und er kam immer mehr zu der Ansicht, daß dieser Heckenschützeneinsatz ein Fehler gewesen sein könnte.
    Als Hathcock zu Hause, auf dem Landeplatz von Höhe 55, aus dem Hubschrauber stieg, empfing ihn eine Gruppe lachender und jubelnder Marines. Burke stand unter ihnen und sagte: »Weiße Feder hat es geschafft.«
    Hathcock lächelte.
Der Riese von einem Captain, der Hathcock für diesen Einsatz angeworben hatte, schlug ihm so fest auf den Rücken, daß Carlos sich fragte, ob sich dabei nicht ein paar Knochen verschoben hätten. Dann legte der Hüne Hathcock seine gewaltige Hand auf die Schulter und erklärte: »Sohn, ich bin wirklich verdammt froh, daß Sie noch ganz sind. Viele von uns haben Sie in ihr Nachtgebet eingeschlossen. Das war eine tolle Leistung.«
Als Hathcock den Hügel hinauf auf seine Bude zuging,
machte sich schließlich die große Erschöpfung bemerkbar. Er sehnte

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