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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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Blicke sich auf den smaragdfarbenen Kopf der tödlichen Schlange mit den rubinroten, bösartig schrägen Augen über den Sinnesgruben konzentrierten.
    Die Schlange regte sich nicht, aber der Heckenschütze spürte, daß er selbst am ganzen Leib zitterte. »Du mußt dich zusammenreißen«, hauchte er langsam. »O Gott! Was ist, wenn sie mich ins Gesicht beißt! Beherrsch dich doch! Noch hat sie dich nicht gebissen.« Er wußte, daß diese Schlange wie die Kobra in ihren Drüsen ein Nervengift erzeugte und daß selbst ein winziger Kratzer ihn in Minutenschnelle töten würde. »Du bist doch nicht so weit gekommen, um dir dann von einer Bambusschlange alles kaputtmachen zu lassen«, sagte er sich, während er ganz still lag und beobachtete, wie die Viper ihre schwarze, gespaltene Zunge aus dem gelbgeränderten Maul schnellen ließ, um Witterung zu nehmen.
    Fast als existiere der Mann vor ihr gar nicht, wandte die glänzende Schlange dann den Kopf, huschte lautlos zwischen die breiten Grasstengel und war verschwunden.
    Nachdem Hathcocks Herzschlag sich wieder normalisiert und die Wirkung des Adrenalins, das ihm das Blut in die Schläfen gejagt hatte, verschwunden war, kehrte der nagende Hunger zurück, begleitet von plötzlichem Durst. »Wo gibt's hier was zu essen!« schrie er innerlich. »Wo bleibt das Wasser!«
    Seine Hand fand den Feldflaschendeckel, und er begann ihn vorsichtig abzuschrauben. Eine halbe Stunde später spürte er erleichtert, wie die warmgewordene Flüssigkeit seine geschwollene Zunge benetzte wie einen trockenen Schwamm.
    Hathcock schob sich weiter, doch jetzt war jeder Zentimeter eine Qual. Seine Hüften, seine Knie und seine Arme waren nach drei Tagen ständigen Robbens mit Blasen bedeckt. Schmerzhafte Stiche zuckten durch seine Seite. Er hatte keine hundertachtzig Meter mehr vor sich, und jetzt geriet er in Versuchung, sich auf einen Kompromiß einzulassen.
    »Du kannst es auch von hier aus schaffen«, überlegte er. In all den Jahren, in denen er als Scharfschütze bei den Wettbewerben dabeigewesen war, hatte er seine besten Wertungen an der Tausend-Yard-Linie (ca. 900 Meter) erzielt. Aber in all diesen Jahren war auch kein Schuß jemals so kritisch gewesen.
    Eine innere Stimme mahnte: »Halte dich an den Plan. Verändere jetzt nichts. Dein Leben hängt davon ab, und du mußt am Leben bleiben.« Auf diese Stimme hörte Carlos wie immer. Sie hatte ihn bisher am Leben erhalten. »Du hast dir diesen Plan überlegt, als du frisch und ausgeruht warst. Jetzt bist du müde. Du mußt dich daran halten - du mußt.«
    Er schob sich weiter bis zu der Stelle, wo die leichte Senke durch das Gras schnitt. Seine Schätzung hatte sich als richtig erwiesen - er war fast genau siebenhundert Meter vom Ziel entfernt.
    Die Nacht brach herein, und je näher Hathcock dem Punkt kam, von dem aus er schießen wollte, desto mehr steigerte sich seine Erregung. Er untersuchte genauestens alles in der Umgebung, was den Flug seines Geschosses beeinträchtigen konnte. Ständig überprüfte er Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Windrichtung. Leises Männergelächter drang an sein Ohr. Er konnte sich vorstellen, wie der nordvietnamesische General und seine Offiziere um einen Eßtisch saßen, tranken und einander zuprosteten. »Der General soll sich ruhig amüsieren, solange er noch kann«, dachte Hathcock.
    Der Heckenschütze beobachtete, wie die Nachtpatrouille zu ihrer zweiten Runde aufbrach. »Die ziehen einen Bodenangriff gar nicht in Erwägung«, überlegte er. »Luftangriffe machen ihnen größere Sorgen. Man braucht sich nur all die Bunker und Löcher anzusehen. Alles nach oben hin geschützt.«
    Beim letzten Wachwechsel erreichte Carlos Hathcock die flache Rinne, die er auf den Luftaufnahmen entdeckt hatte und auf die er in den letzten drei Tagen zugekrochen war. Sie war nicht einmal fünfzehn Zentimeter tief, aber so breit, daß ein Mann darin liegen konnte. Die Senke, die sich über fast vierzehnhundert Meter bis zu den fernen Bäumen hin erstreckte, begann tatsächlich hier, mitten auf offenem Gelände. An einer Stelle befand sich ein kleiner Wall, auf dessen Rückseite Hathcock sein Gewehr auflegte. Er entfaltete ein taschentuchgroßes Stoffstück und legte es unter die Mündung, damit die Gase, die beim Abfeuern aus dem Lauf ausgestoßen wurden, nicht den Staub vom Boden aufwirbelten und seinen Standort verrieten.
Der vierte Tag
    Als die Sonne ihre ersten Strahlen über die weite Lichtung schickte, blickte

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