[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Reisfelder zwischen dem Fluß und den Hügeln und dem Dschungel dahinter.
Hathcock blickte nach links zu Burke, der hinter seinem M-14 lag und die Ziele anvisierte, die von Sekunde zu Sekunde zahlreicher wurden. So leise, daß die stille Luft kaum bewegt wurde, flüsterte er: »Stellen Sie sich darauf ein, daß wir eventuell die Artillerie zu Hilfe rufen und schnell verschwinden müssen. Ich schieße auf den ganz rechts. Zielen Sie nach links.«
Burke bestätigte den Befehl mit einem langsamen, kaum wahrnehmbaren Nicken, dann visierte er das Ende der Kolonne an und wartete auf den Knall der Winchester. Sein Herz schlug heftig gegen die Schicht aus verrotteten Blättern unter seiner Brust. Das Blut jagte dem Marine so stürmisch durch die Adern, daß sich das Korn im Rhythmus seines Pulses hob und senkte.
Auch Hathcocks Herz hämmerte und ließ das Fadenkreuz des Zielfernrohrs über dem Ziel - dem Mann mit der Pistole an der Spitze der Kolonne - auf und ab schwanken. Der Heckenschütze wartete, bis sein Puls sich wieder beruhigte. Das gleiche Problem hatte er in Camp Perry, Ohio gehabt, als er 1965 den Wimbledon Cup gewann. Dieses Ziel war bei weitem nicht so schwierig zu treffen wie eine Scheibe mit 50 Zentimeter Durchmesser aus tausend Yard Entfernung.
Je mehr er sich auf diesen ersten Schuß konzentrierte, desto weniger wild schwankte sein Fadenkreuz, bis er schließlich das Zentrum des Zielfernrohrs so ruhig und fest auf den NVA-Führer gerichtet hielt, wie es sich für einen Meisterschützen geziemte.
Als das Gewehr des Heckenschützen krachte, blinzelte Burke überrascht, und als er hörte, wie die leere Hülse ausgeworfen und ein zweites Geschoß in das Patronenlager der Winchester eingeführt wurde, feuerte er auf die plötzlich erstarrte Gestalt auf der äußersten Linken der anrückenden Kolonne.
Der NVA-Führer lag tot zu Füßen seiner Kompanie. Ein siebzehnjähriger Rekrut lag tot am Ende der Kompanie. Ein dritter Schuß krachte aus dem fernen Dschungel, und ein zweiter NVA-Soldat mit einer Pistole fiel mit einem Einschußloch Kaliber .30 in der Brust nach hinten.
Ein kurzer Damm, schätzungsweise hundert Meter lang, verlief parallel zu der Soldatenkolonne. Abgesehen von der nächsten, fast tausend Meter entfernten Baumlinie am Fuß der Berghänge bot sich sonst nirgends Deckung für die Kompanie. Alle rannten, verfolgt von Hathcocks und Burkes Schüssen, die mit jedem Knall einen Soldaten töteten, auf den Damm zu.
»Wir sollten lieber die Stellung wechseln, ehe sie dahinterkommen, was los ist«, flüsterte Hathcock, der wußte, daß sein Begleiter wie ein erfahrener Soldat reagieren würde.
»Schön«, sagte Burke - seine ersten Worte an diesem Tag.
»Wir gehen auf die andere Seite des kleinen Ausläufers, auf dem wir jetzt sitzen«, erklärte Hathcock. »Vielleicht können wir sie bluffen, und sie nehmen uns ab, daß wir über den ganzen Kamm verteilt sind. Wir schießen von rechts und von links. Halten Sie Augen und Ohren offen. Sie könnten Freunde haben, die versuchen, uns von den Flanken her in die Zange zu nehmen.«
Hathcock stand als erster auf und ging fünfzig Meter weiter links von seiner ersten Schußposition in Stellung. Burke folgte ihm.
Hinter dem Damm hob ein Unteroffizier den Kopf über den Lehmwall und versuchte jetzt, da alles still war, die Position seines Feindes auszumachen. In der Hoffnung, die Angreifer könnten fort sein, stand er langsam auf und hob ein Bein, um auf den Damm zu steigen, doch da wurde er plötzlich nach hinten geworfen und fiel mit einem klaffenden Loch in der Kehle in das dichte Gras. Das Echo eines weiteren tödlichen Gewehrschusses hallte durch das Elephant Valley.
Am rechten und linken Ende des Damms sprangen acht verwirrte Soldaten auf, legten die Gewehre an und stürmten auf den mit Bäumen bestandenen Fuß des Berges und auf ihre Feinde zu.
»Da kommen sie«, sagte Burke.
Hathcock antwortete mit einem Schuß, der einen jungen Soldaten zu Boden warf, und Burke fällte einen zweiten. Hathcock repetierte so schnell, daß er mit Burkes Automatikgewehr Schritt hielt.
Nachdem sechs Männer am Boden lagen, löste sich der Angriff auf, die beiden letzten Soldaten traten den Rückzug zum Damm an, wurden aber erschossen, ehe sie ihn erreichten. Von den feindlichen Schüssen traf kein einziger.
In diesem Augenblick rappelte sich einer der nordvietnamesischen Offiziere auf und rannte auf den Fluß zu, der sich fünfhundert Meter hinter der Kompanie befand. Nach
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