Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
Vom Netzwerk:
der Viet Minh-Rebellen gegen Ngo Dinh
Diem. Diem wurde am 1. November 1963 von General Duong
van Minh gestürzt, und die Unruhen dauerten bis Ende
1964 an. Eine Weile hatte es den Anschein, als könne die
Nationale Befreiungsfront mit ihrer Nationalen Befreiungsarmee,
dem Vietkong, schließlich doch den Endsieg erringen
und die Einigung Vietnams herbeiführen. Doch nach der
Absetzung Minhs schalteten sich die Vereinigten Staaten ein; sie
stützten General Nguyen Van Thieu, den neuen Stabschef
des Südens, und den Premier General Nguyen Cao Ky, und überschwemmten dann Südvietnam mit amerikanischen
Truppen.
Inzwischen wußten die jungen kommunistischen Soldaten, daß
der Krieg vielleicht jahrelang wüten würde. Sie waren sehr tapfer,
dieses jungen Männer, aber sie besaßen keinerlei
Kampferfahrung. Ihre Uniformen waren nagelneu, ihre
schildkrötenpanzerförmigen Helme zeigten keine Beulen oder
Schrammen, und jede einzelne ihrer Kalaschnikows schien eben
erst ausgepackt worden zu sein.
Diese Jungen waren nicht zu vergleichen mit den typischen
Soldaten der Nationalen Befreiungsarmee, die außer
Khakihemden und Shorts oder schwarzen Schlafanzügen
keine Uniformen hatten und deren Gewehre alt und abgegriffen
waren. Solche Männer waren oft schon seit Jahren im
Dschungel, und sie führten Krieg mit allem, was sie stehlen
oder erbeuten, und mit dem wenigen, was sie von Laos aus
über das Gebirge tragen konnten.
Diese jungen Kerle folgten einem Offizier, der kaum mehr
Erfahrung hatte als sie selbst. Ihm waren einige Offiziere und
Unteroffiziere unterstellt, die ein paarmal an Gefechten
teilgenommen hatten. Jeder Offizier und Unteroffizier trug - als
Symbol seiner Befehlsgewalt - eine Pistole an der Hüfte. Als die Kompanie ohne Tritt an den Reisfeldern
entlangmarschierte, blieb der Anführer weiter an der Spitze. Dicht
hinter ihm folgte sein ranghöchster Unteroffizier. Der junge
Offizier, der diese Kompanie befehligte, wollte im Dschungel
auf der Nordseite des Elephant Valley zu seinem Bataillon
stoßen, und anstatt im Schneckentempo die unwegsamen
Berge zu besteigen, ließ er seine Männer im Eiltempo durch
die flachen Täler marschieren. Dadurch wurde der Marsch
um Tage verkürzt, und sein Kommandeur bekam schneller
die dringend benötigten Soldaten. Das Bataillon war nämlich
durch die Search and Destroy-Angriffe * der immer zahlreicher
* Aufspüren und Vernichten, allg. Strategie der Amerikaner im Vietnamkrieg. Anm. d. Ü.
     
werdenden amerikanischen Truppen drastisch geschwächt worden.
    Versteckt im dichten Dschungel am Rand des Tales suchten die beiden Marines hinter einem umgestürzten, mit breitblättrigen Rankengewächsen überwucherten Baumstamm hervor das offene Gelände ab, durch das sich der Ca De Song schlängelte. Sie rieben sich hell- und dunkelgrüne Fettschminke auf Gesicht, Hals, Ohren und Hände. Das Weiße in ihren Augen stach von der Mischung aus Grüntönen um sie herum so grell ab, daß es aussah wie Perlen in einem bemoosten Teich.
    Die weiße Feder, die den Hut des älteren Heckenschützen zierte, ragte unbewegt in die stille Morgenluft. Bald konnten Carlos Hathcock und John Burkes suchend umherschweifende Blicke im ersten grauen Licht der Morgendämmerung das breite, flache Flußtal immer besser erkennen. Beide Heckenschützen spürten, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Als es heller wurde, vernahmen sie gedämpft die Schritte von marschierenden Männern.
    Dichter Nebel hing tief über dem Tal und verbarg den oberen Teil der umstehenden Berge. Dadurch löste sich das Schußfeld der beiden Heckenschützen siebenhundert Meter von ihrem Versteck entfernt in grauen Dunst auf.
    Aus der Ferne drang Stimmengewirr zu den beiden Marines. Hathcock suchte nach Spähern, die vielleicht einer, wie er jetzt vermutete, großen und sicher nicht zur eigenen Seite gehörigen Einheit vorausgingen. Daß sie so naßforsch dahermarschierten, wunderte ihn. War das ein Trick einer noch größeren Organisation, wollte ein verstecktes NVA-Bataillon das Feuer auf diesen Trupp lenken und so einen Hinterhalt aufdecken und vernichten?
    Die Heckenschützen sahen keine Späher.
Hathcock schmeckte eine Mischung aus Salz und Tarnschminke, die ihm von der Oberlippe in den Mund tropfte. Er kämpfte noch mit sich, ob er schießen oder lieber abwarten sollte, als direkt vor ihm eine immer länger werdende Kolonne von dunklen Silhouetten aus dem Nebel auftauchte. Die Männer marschierten geradewegs über die ausgetrockneten

Weitere Kostenlose Bücher