[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Hals.
Als es Nacht wurde, ging Land zum Hauptquartier der Heckenschützenschule, wo Master Sergeant Reinke und Gunnery Sergeant Wilson im Dunkeln saßen und sich über das neue M-40 Gewehr unterhielten, ein Modell 700 Remington, Kaliber 308, das eben in Vietnam eingetroffen war.
»Wo sind die beiden Teams?« fragte der Captain leise, während er sich durch das Innere der verdunkelten Bude tastete.
»Ein Team ist zurück, aber von Sergeant Hathcock und Lance Corporal Burke haben wir noch nichts gehört, Sir«,
sagte Reinke im Dunkeln. »Wir wollen hier sitzenbleiben und auf sie warten. Ich glaube nicht, daß es ihnen etwas nützen würde, wenn wir im Dunkeln im Dschungel rumstolpern. Nachdem die Wolken den Mond verdecken und es jetzt so stark regnet, haben sie sich vielleicht irgendwo verkrochen und warten, bis es wieder hell wird.«
»Sie haben wohl recht«, sagte Land, obwohl es ihn drängte, hinauszugehen und nach seinen Männern zu suchen. Er hatte ein enges Verhältnis zu allen, aber besonders zu Hathcock. Der Captain hatte miterlebt, wie der siebzehn Jahre alte, ständig in Schwierigkeiten geratende Private auf Hawaii zu einem vorbildlichen Sergeant in Vietnam herangereift war. Mehr noch, Carlos war sein Freund.
»Hier ist er raus«, flüsterte Hathcock Burke zu. Es war so dunkel, daß der Corporal sich an den Tornisterriemen des Sergeant festhielt, während sie sich teils schwimmend, teils sich treiben lassend am Rand des Kanals entlangbewegten, der das Wasser zu vielen Reisfeldern unterhalb von Höhe 55 brachte. Der Regen prasselte auf die breiten Blätter über ihren Köpfen wie Hagel auf ein Scheunendach. Wasser spritzte auf, als die beiden Männer an einer Stelle aus dem Kanal stiegen, wo das Gras niedergetreten war. Hier war vor ihnen der nordvietnamesische Heckenschütze herausgekrochen, und jetzt befand er sich auf dem Weg in seine Dschungelhöhle.
Während des Nachmittags hatten sich die beiden Marines unterhalb des Hügels versteckt, von dem aus ihre Beute den tödlichen Schuß auf Höhe 55 abgefeuert hatte. Nachdem das Gegenfeuer eingestellt worden war, suchten Hathcock und Burke im Umkreis des Hügels nach einer frischen Fährte; auf einem lehmigen, unter dichtem Laubwerk verborgenem Erdrutsch, der über den Hang des kleinen Hügels zu einem schmalen Kanal führte, fanden sich Schlitterspuren.
Die gesamte Strecke lag im toten Winkel und war vor Maschinengewehrfeuer geschützt, außerdem konnte der Feind an dieser Stelle das Gelände ungehindert betreten und wieder verlassen.
Es war einfach und doch raffiniert, dachte Hathcock. Er brauchte nur rein- und rauszuschwimmen und war dabei ständig außer Sicht.
Die beiden Marines hatten die Stelle gefunden, wo der feindliche Heckenschütze aus dem Kanal gestiegen war, und als sie jetzt seiner durchweichten Spur folgten, prasselte der Regen unerbittlich auf sie herab.
»Wir suchen uns wohl am besten ein Versteck und verkriechen uns, bis es hell wird«, flüsterte Hathcock Burke ins Ohr. »Da oben, zwischen diesen umgestürzten Bäumen, sind wir vielleicht ein wenig vor dem Regen geschützt.«
Burke nickte, und die beiden wühlten sich durch Gestrüpp und Reisig bis zu einem von breitblättrigen Pflanzen überwucherten Stamm. Ein wenig Wasser tröpfelte herunter, aber der Regen ging nicht mehr mit voller Wucht auf sie nieder. Sie öffneten eine C-Ration mit Keksen und Streichkäse, aßen und warteten, einigermaßen im Trockenen, bis der Tag anbrach.
Der Regen hörte auf, als die Dunkelheit dem Morgengrauen wich. Schmale, orangefarbene Lichtstreifen stachen durch den Dschungelbaldachin herab und ließen die dic hten Dampfschwaden aufleuchten, die vom nassen Waldboden aufstiegen. Während der Nacht hatten sich Hathcock und Burke mit Ästen und Ranken getarnt, die sie an ihren Uniformen und an ihren Hüten befestigten. Mit den Schminkstiften, die sie in ihren Taschen bei sich trugen und die sie scherzhaft als Wimperntusche bezeichneten, bemalten sie sich nun Gesicht, Hände und Hals in verschiedenen Schattierungen von Hell- und Dunkelgrün.
Lautlos verließen die beiden Männer ihr Versteck und folgten der Fährte aus abgebrochenen Stengeln und Fußabdrücken im Schlamm. Der Regen hatte die Abdrücke fast ausgewaschen, man brauchte schon das Geschick eines Fährtensuchers, um sie noch zu erkennen. Doch die Kombination aus abgebrochenen Pflanzen, Schlitterspuren und schwachen Fußabdrücken ergab eine deutliche Linie.
»Burke.« Hathcock bewegte nur die Lippen,
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