[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
sich die beiden Heckenschützen weiter über dichten Farn und nasse, vermoderte Blätter.
Plötzlich erstarrte Hathcock, hob wieder sein Fernglas und stellte es auf die kleine, mit Gras ausgelegte Grube in etwa sechs Metern Entfernung ein. Burke lag ganz still.
Die Nachmittagssonne schien hell durch die Bäume und warf grelle Lichtflecken auf den Waldboden. Kleine Schößlinge und gewundene Ranken schlängelten sich zwischen den größeren Bäumen hindurch und füllten jedes Fleckchen, auf dem sie nur wachsen konnten. Doch bei der Höhle schien der Wald fast so gepflegt wie ein Garten.
Hatte der Bewohner der Grube die Pflanzen aus Gründen der Bequemlichkeit weggeträumt? Hathcock schob sich vorsichtig näher heran, um zu sehen, wie weit sich die Lichtung in der Breite erstreckte und wie sehr man dort exponiert sein würde. Er konnte es nicht genau sagen, aber er wußte - wenn er selbst sich die Grube als Versteck gebaut hatte, dann hätte er den Platz davor mit einem Gewirr von Pflanzen vollgeschichtet. Er hätte sich auch mehrere Fluchtwege angelegt. Es kam ihm merkwürdig vor, daß dieses kleine Loch nur einen Ein- und Ausgang hatte.
»Das gefällt mir nicht«, dachte Hathcock bei sich. Er zog eine plastikbeschichtete Karte heraus, die er so zu einem zwölf Zentimeter großen Quadrat gefaltet hatte, daß dieser Hügel in der Mitte lag. Als er seine Begrenzungslinien mit dem Finger nachfuhr, fand er nahe am Kamm, wo die Höhle lag, eine leichte Erhebung und rechts davon eine winzige Bodenrinne.
Hathcock hob sein Fernglas und spähte durch den dichten Wald nach dem Kamm jenseits der Rinne. »Da drüben ist er«, dachte er, obwohl er die andere Seite nicht genau sehen konnte. »Und er hat bestimmt direkte Sicht auf diese Höhle.«
Hathcock winkte Burke, ihm zu folgen, bog geräuschlos nach rechts von der Spur ab, kroch durch Gestrüpp und Dornen in weitem Bogen rings um das Versteck und weiter über die Hügelkuppe bis zu der Stelle, wo die Rinne endete.
Jenseits der Rinne lag der Heckenschütze mit dem dunklen Gesicht mit schußbereitem Gewehr unter Farnen und Ranken und prüfte mit Nase und Mund die Luft. Er war darauf gefaßt, daß sein Feind möglicherweise die Falle erkannte und sich quer über die Rinne an sein Versteck heranschlich.
Bis zum Spätnachmittag hatten Hathcock und Burke den höchsten Punkt der Rinne erreicht, wo sie flacher wurde und auf dem Grat in einen Sattel überging. Als die beiden Männer sich weiterschoben, bemerkten sie zahlreiche Vögel auf dem Boden, die zwischen den Blättern pickten und scharrten. Über ihnen, auf niedrigen Ästen, saßen noch mehr Vögel und zwitscherten, und auch unten in der Rinne sammelten sie sich. Hathcock sah sich das durch sein Fernglas genauer an und entdeckte, was die vielen Vögel angelockt hatte Reis. Jemand hatte überall auf dem Sattel Reis ausgestreut, und jetzt taten sich Vögel und andere Waldtiere daran gütlich und bildeten durch ihre Anwesenheit ein natürliches Frühwarnsystem, das den feindlichen Heckenschützen auf jeden sich nähernden Eindringling aufmerksam machen würde.
Der Mann verdiente Respekt für seine Gerissenheit. Hathcock wußte, daß er seine Strategie ändern mußte, wenn er diesen Gegner erfolgreich beschleichen wollte.
Vom Sattel und der Hügelkuppe aus hatten die beiden Marines freie Sicht über die Rinne nach unten. Von der Stelle aus, wo die Vögel den Reis aufpickten, konnte Hathcock die Rinne deutlich übersehen und hatte außerdem einigermaßen freies Schußfeld auf eine Reihe von Wegen, die der Mann, den er verfolgte, vielleicht einschlagen würde. Aber er wußte auch, daß sein Feind in Bezug auf ihn die gleichen Bedingungen hatte.
Die beiden Marines fanden eine geschützte Stelle hinter einem aus dem Boden ragenden Felsen. Rechts von ihnen lag ein toter Baum, der schon so verfault war, daß er fast zerfiel.
Sobald sie ihre Stellung bezogen hatten, nahm Hathcock einen Ast und warf ihn zwischen die Vögel. Sie flogen in die höheren Äste hinauf, und das plötzliche Flügelschlagen hallte durch die Rinne bis zu dem kleinen braunen Mann, der hinter seinem Mosin-Nagant Gewehr lag und durch das kurze Zielfernrohr Stärke 3,5 schaute. Seine Augen zuckten nach links. Die Vögel mochten von einem Wildschwein oder einer großen Katze aufgescheucht worden sein, aber auch von einem Menschen. Der Heckenschütze schob sich über die rankenüberwucherten Felsen und näherte sich lautlos dem Sattel.
Er folgte dem abfallenden Grat bis
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