[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
zum Ende der Rinne, aber anstatt den Sattel zu überqueren, auf dem Hathcock und Burke lagen, schlich er sich auf der anderen Seite des Hügels hinunter und suchte sich auf der rechten Flanke der Marines einen Weg durch ein Dornengestrüpp.
Hathcock lag ganz still und lauschte auf die Geräusche des Waldes. Das Lie d eines Vogels wurde auf einem Windhauch herangetragen, der durch die Wipfel strich und raschelnd die Blätter bewegte. Von Burke, der einen knappen Meter von ihm entfernt langsam und regelmäßig atmete, hörte er ein leichtes Rasseln. »Der Junge hat sich wahrscheinlich heute nacht im Regen erkältet«, dachte Hathcock. Und gerade als sein Blick zu Burke wanderte, hallte ein scharfes Knacken durch das Gestrüpp zu ihrer Rechten.
Wortlos bewegten sich die beiden Marines nach links. »Er hat uns umgangen!« flüsterte Burke heiser, während er sich schnell hinter einen Baum schob.
»Maul halten, Burke!« flüsterte Hathcock zurück. »Er kommt direkt auf uns zu.«
Die beiden Marines krochen hastig den Sattel hinunter und schlüpften in die dichte Deckung der Rinne. Hinter dem schützenden Gewirr aus Stengeln und Ranken ließen sie sich auf den Bauch fallen und begannen leise den Grat hinaufzurobben, den der feindliche Heckenschütze auf dem Weg zu ihrem früheren Versteck eben überquert hatte.
Das Knacken und Brechen, mit dem die beiden Marines in die Rinne eindrangen, verriet dem NVA-Heckenschützen, daß seine Beute entkommen war. Als er mit seinem Ärmel an den Dornen hängengeblieben war und einen Ast abgebrochen hatte, hatten sie ihn möglicherweise gehört. Das war schlecht. Er schlich den Hügel hinauf und untersuchte die Stelle, wo die Amerikaner gelegen hatten. Dann blickte er über den flachen Sattel, sah sich das Schußfeld seines Feindes an und war zufrieden. Er würde sich im Versteck niederlassen und warten, ob Hathcock und Burke den Grat heraufkamen und ihre eigene Todeszone betraten.
Inzwischen schoben sich die Marines Zentimeter für Zentimeter die niedrigen Büsche und Kletterranken bis an die Stelle vor, wo der Grat an den Sattel angrenzte. Sie befanden sich nun am anderen Ende ihres früheren Schußfeldes. Schweißperlen standen auf Hathcocks Gesicht und tropften ihm von der Nasenspitze, als er zu dem Felsen hinübersah, hinter dem er und Burke sich versteckt gehabt hatten. Wo war der Feind hingekrochen?
Von entgegengesetzten Seiten aus beobachteten alle drei Männer die Lichtung und warteten, daß sich etwas bewegte.
Burke schluckte hart, um das Kratzen in seiner entzündeten, trockenen Kehle loszuwerden. Dann griff er an seine Hüfte, löste leise den Beutel mit der Feldflasche und lie ß den grünen Plastikbehälter herausgleiten. Hathcock sah zu, wie er die offene Flasche an seine Lippen hielt und trank. Dem jungen Mann aus Alabama lief der Schweiß in Rinnsalen bis über das Kinn, wusch die grüne Tarnfarbe weg, die er sich aufs Gesicht gestrichen hatte, und legte seine natürliche, braune Hautfarbe und seine fiebrig geröteten Wangen frei.
Burke trank in langsamen Schlucken und kniff dabei jedesmal die Augen zu, weil ihn seine wunde Kehle schmerzte. Er warf einen Blick nach rechts und sah, daß Hathcock ihn besorgt beobachtete. Breit grinsend schob er mit einer fließenden Bewegung die Feldflasche in den Beutel zurück.
Hathcock wußte, daß sein Partner eine Krankheit ausbrütete und daß die Gefahr, daß er hustete oder nieste, immer größer wurde. Er hatte schon genug riskiert, als er getrunken hatte.
»Der Kerl muß hier sein«, dachte Hathcock bei sich, nachdem er vergeblich jedes nur vorstellbare Versteck abgesucht hatte. Da er auf dem Bauch lag, konnte er nur die schmale
Vorderseite des verfaulten Stamms und des Felsens sehen. Er und Burke hatten dieses Versteck zwar erst vor einer halben Stunde verlassen, aber es war der beste Platz, um den Sattel zu überwachen, ohne sich selbst zu exponieren. Doch kein Lauf, keine Bewegung waren zu sehen. »Wo könnte er sein?« fragte sich Hathcock.
Links von ihm stand ein großer Baum, der so viel Deckung bot, daß er sich zum Sitzen aufrichten und möglicherweise hinter den Felsen und den Baumstamm sehen konnte. Er umfaßte den Stamm mit der rechten Hand, umklammerte sein Gewehr mit der Linken und begann sich hinaufzuschieben, bis er sitzen und das Zielfernrohr seines Gewehrs weit genug nach oben richten konnte, um einen Blick in ihr ehemaliges Versteck zu werfen.
Hathcock hatte fast die gewünschte Stellung erreicht und wollte
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