Hengstgeflüster (German Edition)
gepeinigte Elfe an seine breite Brust. Noch nie hatte er einen Menschen mit solch einem tiefen Schmerz gesehen. Noch nie wurde er mit so abgrundtiefer Trauer konfrontiert, mit so unbändiger Wut und endlosen Tränen. Als ihre Schreie verebbten und zu einem leisen Wimmern wurden, stieg er mit ihr aus der Dusche und streifte ihr Gewand ab. Er bemühte sich, sie nicht anzusehen, mit mechanischen Handgriffen entledigte er sie ihrer nassen Kleidung und wickelte die wehrlose, erschöpfte Frau in ein großes Badetuch. Danach zog er sich selber aus, rieb sich trocken und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Er zog sie aufs Bett, legte sich zu ihr und zog ihren Kopf an seine Schultern. Und dann wartete er bis sie einschlief.
Stunden später erwachte Bell schlagartig und fühlte sich wie gerädert. Sie blickte auf den großen Mann an ihrer Seite und sah, dass er bis auf sein Handtuch nackt war. Langsam erinnerte sie sich.
Chris spürte, dass sie erwacht war. Als er die Augen aufschlug, betrachtete Bell ihn stumm. Noch nie hatte ein Mensch etwas Dergleichen für sie getan. Niemals hatte ihr jemand so selbstlos seinen Beistand geschenkt. Sie wurde von einer Welle unterschiedlicher Gefühle überrollt und schloss betreten die Augen. Sie fühlte sich wie durch einen Fleischwolf gedreht, doch gleichzeitig wie neu geboren.
Chris musterte sie unergründlich. Sie erforschte sein Gesicht. „Es tut mir leid“, sagte sie zögerlich und berührte seine linke Gesichtshälfte, „ich habe dir ein blaues Auge geschlagen.“
„Tja, du hast einen tollen rechten Haken.“ Anerkennend zog er sein angeschwollenes Augenlid in die Höhe.
Bell lachte. „Du hast mich wohl ganz schön unterschätzt.“
„Oh, das hab ich in jeder Hinsicht, meine Süße.“
„Du bist ein riesiges Arschloch, weißt du das?“, entgegnete sie mit beherrschter Stimme.
„Ja“, sagte Chris mit belegter Stimme, „und es tut mir wirklich von Herzen leid.“
Sie nickte. „Trotzdem … Danke.“
Verblüfft sah er auf.
„Aber bilde dir jetzt bloß nichts darauf ein. Es hat einfach einmal gut getan, meinen rechten Haken zu trainieren.“
Chris warf seinen Kopf zurück, lachte schallend und streckte seinen langen, sehnigen Körper. Bell atmete seinen Duft ein. Ein fesselnder Geruch nach ihrem Duschgel und seiner urtümlichen Männlichkeit. Überwältigt schloss sie die Augen.
„Ich … wir sollten jetzt gehen, bevor sich die anderen weiß Gott was zusammenreimen …“, stammelte Bell, die sich plötzlich ihrer spärlichen Bekleidung nur allzu bewusst wurde.
„Was meinst du, was sich die anderen zusammenreimen?“, fragte er und grinste.
Sie schlug ihn mit ihrer Faust leicht auf den Bauch und er krümmte sich gespielt.
„Spätestens wenn sie dein blaues Auge sehen, werden sie annehmen, dass ich dich ordentlich in die Mangel genommen habe.“
Chris lachte aufgrund der absurden Vorstellung, von einem fünfzig Kilo Persönchen verprügelt zu werden.
„Ich denke vielmehr, sie werden glauben, dass wir beide unanständig….“
Ein heftiger Schlag fuhr in seine Magengrube. „Du weißt doch, dass ich etwas anders orientiert bin…“, unterbrach sie ihn schnell.
Da legte Chris seine rauen Hände um ihren zarten Hals und zog sie an ihn heran. Sie hatte vor sich zu sträuben doch wider Willen kam sie ihm willig entgegen und ihre Münder trafen sich zu einem Kuss, der ihr Universum zum zweiten Mal an diesem Tag erschütterte.
Niemand hatte sie vorgewarnt. Darauf war sie nicht vorbereitet. Sie war nicht auf die heiße Welle der Leidenschaft gefasst, die sie überkam. Nein, sie war definitiv weder lesbisch noch frigide! Sollte sie nie mehr von Chris bekommen als diesen einen Augenblick, so hatte er ihr eben das wertvollste Geschenkt gemacht, dass ein Mann einer Frau geben konnte. Er hatte ihr soeben gezeigt, dass Bell eine Frau sein konnte. Ja, sie war eine Frau und es war ein herrliches Gefühl! Sie war ein lüsternes, sexhungriges Weib, eine seelische Jungfrau, die nach Erfüllung hungerte, dachte sie voller Stolz.
Er vertiefte den Kuss, wusste, sie wollte mehr. Von ihm. Von dem, was er ihr geben konnte. Seine Zunge spielte mit der ihren, seine Hände gingen auf Wanderschaft und zogen elektrisierende Kreise über ihre nackten Schultern. Er berührte mit seiner Zunge das Innere ihres Mundes und sie wand sich unter ihm.
Sie wollte alles. Er ließ sich Zeit. Gab ihr die Zeit, sich an seine Berührungen zu gewöhnen. Sie fühlte seine Erregung unter
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