Hengstgeflüster (German Edition)
Natalias Rücken ab, der ihre Haare zu Berge standen und die zwei riesige hellblaue Topflappen an ihren Händen trug.
Frauen waren doch wirklich die sonderbarsten Wesen.
Er schüttelte den Kopf und räusperte sich laut. Alle drei fuhren erschreckt auseinander.
„Was soll denn das werden? Das Ersatzprogramm zum Fernsehen?“
„Natalia hat eine Fliege gegrillt“, sagte Lori. Sie sah zauberhaft aus, wie sie so vor ihm stand, in ihrem Schürzchen, mit rosigen Wangen und vor Begeisterung leuchtenden Augen.
Von Gefühlen übermannt ging er in die Knie und umarmte die Kleine. „Du denkst, dass eine Fliege fürs Abendessen reicht?“, fragte Chris sie belustigt.
„Nein, Dummerchen“, flüsterte sie an seinem Ohr. „Die ist doch für Lulu.“
Bell lächelte und Natalia beobachtete ihn interessiert. Er ließ die Kleine los und sah Bell über die Schulter. In letzter Zeit hatte er immer das Gefühl, jeden Menschen in der Nähe umarmen zu müssen. Er war doch keine gottverdammte Memme! Tief zog er den Duft ihres Haares ein, das nach Basilikum, Zwiebel, Rosmarin und Verbranntem duftete. Sie bemerkte ihn in ihrem Rücken und fuhr ihren Ellenbogen aus. Belustigt musste er erleben, wie er von diesem beherzten kleinen Persönchen aus seiner eigenen Küche geworfen wurde.
„Du Mann, ich Frau“, sagte Bell und legte ihre kleine Faust auf ihr Herz. „Du jagen, ich kochen.“ meinte sie mit einem hinterlistigen Augenzwinkern und zahlte ihm so seine frauenfeindliche Bemerkung einige Tage zuvor mit barer Münze heim.
Es kribbelte in seiner Hand, sie übers Knie zu legen und ihr so lange den Hintern zu versohlen, bis sie um Gnade betteln würde. Er trat ins Freie. Er bekam schon wieder einen unangenehmen Platzmangel in seiner Hose. Frauen!
Er begegnete Chrispins schweigenden Blick, der dort gerade seine Zeitung las. In stillem Einvernehmen warteten die Männer, dass die Fliege aufgetischt wurde.
Der Abend war – abgesehen von ein paar Spannungen - unerwartet unterhaltsam gewesen. Chris ignorierte Natalia und umgekehrt. Chrispin und Natalia lieferten sich hitzige Wortgefechte, welche den beiden anscheinend Spaß machten und die sie nicht allzu ernst zu nehmen schienen. Doch es schien sehr viel mehr dahinter zu stecken, als die Beiden allen anderen weismachen wollten. Lori erhellte wie der Sonnenschein die gemütliche Stube und verhielt sich endlich so, wie sich ein Mädchen ihres Alters eben verhalten sollte.
Und zwischen Chris und Bell flogen die Funken, was alle Anwesenden diskret ignorierten.
Bell verabschiedete sich früh und ging ins Cottage, wo es immer noch nach Chris roch. Sie war hundemüde und fiel in einen alles heilenden, tiefen, traumlosen Schlaf.
Ungewöhnlich früh am nächsten Morgen erwachte Bell. Blendend ausgeruht betrat sie den Stall, schnappte sich die Misttruhe und pflügte damit motiviert durch die Boxen. Es waren ohnehin nur zwei Pferde, also nicht allzu viel Arbeit. Sie nahm sich Zeit, um mit Tango zu schmusen, der bereits auf sie wartete und sie mit einem glockenhellen Wiehern begrüßte. Bell fühlte sich wie neu geboren und konnte endlich die zarte Zuneigung zulassen, die sie für den aufgeweckten Hengst empfand.
Chris betrat die kühle Stallgasse. Es war bereits Ende Juni und die Hitze legte sich schon am frühen Morgen wie ein rotes Tuch übers Land.
„Das darfst du nicht so eng sehen, mein Kleiner“, hörte Chris Bells sanfte Stimme aus Tangos Box. „Er ist gar nicht so schlimm wie du glaubst, weißt du.“
Lulu, die in der Box saß, brummte zustimmend.
„Wenn er wieder mal gemein zu dir ist, dann wirfst du ihn einfach runter und Lulu schnappt sich seinen Stiefel, nicht wahr?“ Sie blickte auf die Hündin hinab und das Tier bellte bekräftigend.
Er sah ihre Silhouette um Tango herumwandern. Sie streichelte ihn, beginnend am Hals, über seine Flanken und berührte dann seinen Bauch. Er sah, dass sie sich hinabbeugte und jeden seiner Hufe der Reihe nach von einer Seite hochhob. Dieser treuelose Adonis gab ihr doch tatsächlich seine Hufe. Freiwillig!
Als er das letzte Mal versucht hatte, Tangos Hufe in die Höhe zu bekommen, saß das Pferd Sekunden später mit seinem riesigen Hintern auf Chris Rücken und benutzte diesen als Hocker.
Bell schritt hinten ums Pferd herum und Tango rührte sich keinen Zentimeter. Seine Ohren folgten ihr aufmerksam. Sie ging auf die andere Seite und bat ihn von dort durch zartes Antippen, seine Beine zu heben. Ihr kurzes Kommando „Fuß“
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