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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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spürte, er war nicht unberechenbar, besaß nur eine bemerkenswerte Klugheit und testete seine Grenzen aus. Es war wichtig sie ihm zu zeigen ohne ihm sein Selbstvertrauen zu nehmen.
    „Stopp!“, kam das glockenhelle Kommando der jungen Frau, die nur minimal ihre Hüfte beugte.
    Damit riss sie alle Zuschauer aus ihrer Trance.
    Kaum eine Sekunde später legte der Hengst einen perfekten Stopp hin, wobei seine Hinterhand die Vorderbeine überholte und er dabei eine Wolke aus Sand aufwirbelte.
    „Whoa…!“ Chrispin gab einen mehr als überraschten Laut von sich.
    Aus dem Stand heraus bäumte sich der Hengst eindrucksvoll auf und Bell trieb ihn in die Zügel, die er diesmal, zu Chris´ grenzenloser Verblüffung akzeptierte und eine nahezu perfekte Versammlung zeigte.
    Bell ritt an die Bande und hielt Tango an. Auf ein unsichtbares Zeichen hin beschleunigte der Hengst aus dem Stand heraus zu einem rasanten Galopp und steuerte ungebremst auf die linke Ecke des Reining Pens zu.
    Chrispin keuchte auf und Natalia griff sich ans Herz. Chris umfasste das Gatter, bereit, im Notfall darüber zu setzen.
    Bell feuerte Tango zu einem temperamentvollen, kräftigen Lauf, der sein gesamtes Potential ausschöpfte. Tangos Ohren waren gespannt nach hinten gerichtet und warteten fiebrig auf das Zeichen seiner Reiterin. Die Bande raste auf sie zu.
    Chris hatte bereits sein Becken gebeugt, ganz so, als könnte er damit Bell veranlassen, das Pferd zu stoppen.
    Da versammelte sich Tango ohne sichtbares Kommando, trat mit den Hinterbeinen heftig nach vor und rundete seinen kräftigen, anmutigen Hals.
    Chris sah, dass sich Bells Lippen bewegten, aber kein Ton herauskam.
    Stopp.
    Wortlos hatte sie das Tier einen Millimeter vor dem Hindernis zum Stillstand gebracht. Tango stand abwartend und mit allen vier Beinen parallel da. Seine Aufmerksamkeit war ganz alleine auf die junge Frau auf seinem Rücken gerichtet. Diese beugte sich sachte im Sattel nach vor und tätschelte seinen schweißnassen Hals, während er losgelassen schnaubte und den Kopf entspannt Richtung Boden streckte.
    Heiliger Herrgott im Himmel! Chris zitterte am ganzen Körper.
    Heftiger Beifall ertönte vom Rande des Corrals und erst jetzt merkte Bell, dass sie nicht alleine war. Sie lenkte Tango in die Mitte der Bahn, nahm die Beine aus den Bügeln und sprang geschmeidig vom Pferd.
    „Kleines, also ich hab´ mir fast in die Hose gemacht vor lauter Schreck, als ich dich auf diesem Satansbraten entdeckte“, sagte Chrispin mit Anerkennung in seiner Stimme.
    Natalia wandte sich anklagend zu Chris um. „Was ist mit dir los, willst du deine Braut schon vor der Hochzeit umbringen?“
    Chris beachtete Natalia nicht. Sein Blick ruhte auf Bell. „Ich wusste einfach, dass sie uns allen einen riesigen Bären aufgebunden hat.“
    „Tja, ich gratuliere dir, Sherlock Holmes“, sagte diese mit bebender Stimme, gab Tango das Zeichen ihr zu folgen und verschwand mit dem Tier im Stall.
    Natalia und Chrispin trollten sich und gaben der herannahenden Lori das Zeichen, gleich wieder umzudrehen.
    Chris betrat das finstere Gemäuer des Stalls und fröstelte. Bell stand in Tangos Box und rieb ihn mit einem Bündel Stroh trocken.
    „Das war eine beeindruckende Vorstellung.“ Er hatte es gewusst, war aber trotzdem überrascht, wie gut sie war. Und das, obwohl sie seiner Meinung nach seit langer Zeit auf keinem Pferd gesessen war.
    „Freut mich, dass sie dir gefallen hat“, antwortete sie tonlos.
    „Warum bist du, verdammt noch mal, so stur?“ Er näherte sich Tangos Box und blickte in ein tränennasses Gesicht. Ergeben seufzte er auf. Mit einem sachten Griff zog er Bell heraus und presste sie in seine tröstenden Arme. Er sagte kein Wort, führte sie hinaus zum Cottage und schob die traurige kleine Gestalt bei der Tür hinein. Mit einem leisen Klack fiel sie ins Schloss.
    Sie stand vor ihm und konnte nichts dagegen tun als ihren lange zurückgehaltenen Tränen freien Lauf zu lassen. Er umfasste sanft ihre Schultern und dirigierte sie zur Dusche, bückte sich und streifte ihre Schuhe ab. Dann drehte er die Dusche auf. Als das Wasser die richtige Temperatur hatte, stellte er Bell mitsamt ihrer Kleidung darunter. Sie schluchzte ungehalten, weinte sich all die unvergossenen Tränen der letzten zehn Jahre von der Seele. Chris ließ sie gewähren, schreien, toben, betteln und fluchen. Er ließ sich von ihr schlagen, beschimpfen, nahm sie danach tröstend in seine Arme und drückte diese zarte,

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