Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
Vom Netzwerk:
Natalia, obwohl sie es eigentlich war, die Trost brauchte. Und zu Chrispin gewandt fuhr sie fort: „Wenn du jetzt glaubst, dass du mich los bist, hast du dich geschnitten, du alter Bock.“
    Selbstbewussten Schrittes und mit hoch erhobenem Kopf stolzierte sie die Treppe hinauf und verschwand im Haus.
    Bell sah ihr grübelnd nach. Woher nahm diese Frau bloß ihre ganze Kraft? Die halbe Zeit hier musste sie sich wüste, derbe Beschimpfungen anhören. Und sie gab nicht auf, sie streckte ihr stolzes Kinn nach vor und konnte scheinbar damit leben, so oft verletzt zu werden. Dieser Person gehörte Bells gesamte Achtung und Anerkennung. Wenn sie doch nur ein klitzekleines Stückchen von Natalias Stärke besäße würde sie schon seit Jahren ein um Längen erfüllteres Leben führen. Ja, mit Sicherheit wäre sie noch oft verletzt worden, doch sie hätte gelebt und nicht nur existiert.
    Sie wollte sich ja nicht einmischen, aber das wäre definitiv gegen ihre Prinzipien...
    Mitgefangen.
    Mitgehangen. So ging Bell Chris suchen und fand ihn, welch Überraschung, bei Tango. Dieser war zwar nicht über alle Maßen erfreut, aber zumindest lebte Mister Aufbrausend noch.
    „Bist du jetzt selbstmordgefährdet?“ Bell deutete mit einem Kopfnicken auf Tango.
    Chris schüttelte den Kopf und legte dem jungen Hengst die Handfläche auf den Hals. Der schnaubte unmutig, ging aber nicht gleich auf die Barrikaden. Bell beobachtete die beiden, bereit, jederzeit einzuschreiten.
    „Wahrscheinlich willst du meine Meinung dazu gar nicht hören …“, begann sie vorsichtig.
    „Ich nehme an, du wirst mich trotzdem nicht verschonen.“ Sein Tonfall klang sarkastisch und selbstzerstörerisch.
    „Ich denke, Lori wird keinen bleibenden Schaden davontragen…“, übertrieb sie absichtlich, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. So eine Tragödie war diese Geschichte vorhin auch wieder nicht gewesen. Chris suchte wohl nach einem Anlass, Natalia loszuwerden und hatte diesen einen vor wenigen Minuten dankend angenommen.
    „Ich glaube auch, dass Chripin an dem Streit nicht ganz unschuldig ist“, meinte Bell, wollte ihn mit der Nase draufstoßen, ohne zu viel von ihrer Ahnung zu verraten. Auch, wenn sie sich dauernd einmischte, so wollte sie keinesfalls, dass es so aussah, als wäre dies ihre Absicht. Sie konnte es eben gar nicht ausstehen, wenn sich die Menschen rund um sie herum sich nicht lieb hatten. So war sie, ein Mensch voller augenscheinlicher Harmonie. Ein Blumenkind. Eine unwiderrufliche weiße Friedenstaube.
    Bell wartete. Keine Reaktion.
    Tango stampfte mit dem Huf auf, er fühlte sich wohl bedrängt.
    „Du solltest dir Chrispin mal zur Brust nehmen, ja, das solltest du wirklich tun.“ War das deutlich genug?
    Chris sah sie überrascht an.
    Ha! Eine Gemütsregung.
    „Wie, bitteschön, kommst du zu der Annahme?“, fragte er gefährlich ruhig und durchbohrte sie mit seinem Blick. Das machte er immer, wenn er nicht reden wollte. Bell kannte das schon. Sie ließ sich von ihm ganz bestimmt nicht einschüchtern.
    „Ich weiß es auch nicht genau, es ist eben so ein Gefühl. Chrispin weiß viel mehr über deine Mutter als das bisschen, das du dir immer zusammenreimst.“
    Eins musste sie noch loswerden: „Ich wäre froh, so eine Mutter zu haben, ganz ehrlich. Denn auch, wenn sie dich tief verletzt hat, ist sie deine Mom, und sie ist jetzt hier …. bei dir. Meinst du nicht auch, dass sie das aus selbstlosen Motiven tut? Nur für dich und Lori.“
    Chris schnaubte und Tango legte die Ohren an und schickte ihm einen Luftbiss. Nun trat Chris doch lieber aus der Box heraus.
    „Hör dir doch einfach einmal an, was Natalia zu sagen hat. Was kann denn schon Großartiges passieren…?“
    Ja, was konnte passieren? Dass er sein mühsam erworbenes Seelenheil wieder verlor. Dass er seine fest eingebrannte Meinung von Natalia ändern musste. Dass er zugeben musste, sich eventuell geirrt zu haben.
    Bell trat auf ihn zu und umarmte ihn. Er legte die Arme um sie, er konnte nicht anders. Es war schön von einem Menschen ein wenig seiner Stärke geliehen zu bekommen. Seine kleine Elfe war eben eine unheilbare Idealistin. Kaum zu glauben, nach all dem, was ihr widerfahren war. Doch wie sagte man so schön: Einen Menschen, der von Tieren geliebt wurde, der durfte auch von seinen Mitmenschen gefahrlos zurückgeliebt werden. Dem Sinn nach jedenfalls. Dann umarmte Bell noch Tango und versprach ihm, dass Chris in Zukunft mit Annie schmusen

Weitere Kostenlose Bücher