Hengstgeflüster (German Edition)
Recht mit dem, was sie sagte?
Nein, verdammt noch mal, hatte sie nicht. Er packte sie eindringlich an den Schultern. „Ganz so ist es nicht, hörst du!“
Fragend sah sie ihn an. „Wie ist es denn dann, hmm? Wie stellst du dir diese Vereinbarung vor?“
„Wenn du Lori gern hast – dessen bin ich mir übrigens sicher – dann hast du mein Versprechen, dass du dich einmischen darfst“, er rang nach Worten, „vielleicht werde ich öfters nicht angetan sein…“
„Ach, sag bloß…“, unterbrach sie ihn belustigt.
Chris lächelte. „Bestimmt werde ich oft fluchen und schreien, aber ich werde mir alles, was du tust oder entscheidest, zu Herzen nehmen“, sagte er, „früher oder später … aber ich werd´s tun.“
Oh weh, sie war wirklich nahe am Wasser gebaut. Er wischte ihr eine kleine Träne fort.
Sie sah ihn an, als müsste sie den Wahrheitsgehalt seiner Worte überprüfen.
„Verdammt noch mal, das ist mein Ernst, also guck mich nicht so ungläubig an.“
„Es tut mir leid, aber ich kann das alles noch gar nicht glauben“, sagte sie mit bebender Stimme.
„Gewöhn dich lieber daran, sonst hast du bald mehr Wasser verschwendet, als du zu dir nehmen kannst.“
Bell lächelte zaghaft. „Also kann ich Lori ab nun sagen, dass du ihr nichts erzählt hast, weil du ein Feigling bist und dass ich dir absichtlich eine runtergehaun´ hab?“
„Wenn es dir dann besser geht…“, schmunzelte er, denn er wusste, das würde Bell ohnehin nicht tun.
„Aber den größten Teil hab ich dir schon abgenommen.“, meinte Chris.
„Den größten Teil?“, fragte Bell.
„Nun ja, die Sache mit Natalia haben wir geklärt. Dass sie meine Mutter ist – und Loris Großmutter. Ich habe ihr in knappen Worten erzählt, was geschehen ist.“
Alarmiert hob Bell den Kopf. „Du hast was…?“
„Keine Sorge“, beschwichtigend legte er eine Hand auf ihre Schulter. „Ich habe nur davon erzählt, dass Natalia und ich uns eine lange Zeit nicht gesehen haben.“
Bell nickte.
„Worüber ich eigentlich mit dir reden wollte … ich muss noch heute für ein paar Tage weg. Nach Kalifornien.“
Das wurde ja immer besser! Bell, hier, allein, auf fremden Grund und Boden. Nein, korrigierte sie sich schnell. Sie war hier weder allein, noch in der Fremde. Im Gegenteil! Sie fühlte sich hier zuhause wie noch nirgendwo zuvor. Ein Zuhause –mit einem Mädchen, dass sie liebte und mit einem Mann, den sie … nun ja, auf den sie ganz gewaltig scharf war.
Das musste genügen. Es war mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hatte. Für sie selber und ihr verletztes Seelenheil. Von Liebe zwischen Chris und ihr war nie die Rede gewesen. Was durchaus okay war. Woher sollte sie schon wissen, was Liebe bedeutete? Alles, was Bell kannte, waren Abhängigkeit, ein dauerndes Versteckspiel ihres verletzten Herzens … und Freundschaft. Hinzu kam jetzt noch das neue Gefühl eines verzehrenden, lodernden Verlangens. Das Gefühl, eine Frau zu sein.
Die Liebe zu dem Mädchen war eine andere Sache. Hierbei hatte Bell keine Zweifel. Nicht die geringsten.
Warum war sie dann Männern gegenüber so verkorkst, verdammt noch mal?
„Oh.“ Mehr fiel ihr nicht zu seiner unerwarteten Abreise ein. Sie spürte ein dumpfes, leeres Gefühl in ihrer Brust.
„Ich werde Annie und Tango für die Reining Opennings im September anmelden. Und ich habe einen Termin mit einem Anwalt. Wegen Lori und der Sorgerechtsgeschichte. Ich hoffe, dass ich Pearlie mit meiner bevorstehenden Heirat den Wind aus den Segeln nehmen kann.“
Bell kam sich irgendwie missbraucht vor. Doch sie sagte nichts.
Chris umarmte sie.
Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie ihn einige Tage nicht sehen konnte. Er fehlte ihr doch nicht etwa?
Bell seufzte laut. Sie befand sich in einem permanenten Gefühlschaos. Kein Wunder, dass sie so verwirrt war. Ein paar Tage ohne ihn wären mit Sicherheit ganz gut, um einige Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken. Früher war sie ja auch immer allein gewesen. Damals musste sie jedoch keine Ranch führen. Außerdem musste sich nicht andauernd um Streithähne und sonstige Probleme kümmern. Doch früher hatte sie nur existiert, nicht gelebt.
„Kein Problem“, sagte sie daher und versuchte, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
„Du kümmerst dich um Lori, ja? Und pass bitte auf, dass sich Natalia und Chrispin nicht umbringen.“
Bell lächelte und warf ihm einen koketten Augenaufschlag zu. „Darling, bisher war meine einzige Sorge
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