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Henkerin

Titel: Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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aufgewacht, schweißgebadet und beinahe wahnsinnig vor Wut. Die Erinnerung an die Ohnmacht, die er empfunden hatte, als das Mädchen das Schwert hob und er sich nicht rühren konnte, brachte ihn erneut zum Schwitzen. Zornig schlug er mit der geballten Faust gegen das Mauerwerk.
    Ein Klopfen schreckte ihn auf.
    »Was ist?«, rief er ungeduldig.
    »Eberhard von Säckingen, Herr. Darf ich eintreten?«
    »Kommt herein!« De Bruce drehte sich vom Fenster weg und blickte dem Ritter entgegen, der sich ebenfalls festlich gekleidet hatte. Ihm entging nicht, dass von Säckingen kurz stockte, als er ihn sah, jedoch rasch ein ausdrucksloses Gesicht aufsetzte.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, herrschte de Bruce ihn an.
    »Alles bestens, soweit ich weiß. Ihr habt nach mir rufen lassen?«
    Ottmar de Bruce nickte. Die Erinnerung an den Albtraum verblasste langsam, er hatte seine Fassung zurückgewonnen. »Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen?«
    »Ja, Herr. Gerade eben ist der Wagenzug mit Eurer Braut und ihrer Familie vorgefahren. Ich habe veranlasst, dass man sich angemessen um sie kümmert.«
    »Und wie steht es mit unserem kleinen Geschäft in Esslingen?«
    Eberhard von Säckingen grinste. »Es wird Euch freuen zu hören, dass alles genau so abgelaufen ist, wie Ihr es geplant habt. Wenn ich richtig informiert bin, ist unser Mann bereits im Kerker festgesetzt und vernommen worden.«
    »Gut.« De Bruce strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ich nehme an, die Befragung wurde von meinem ganz speziellen Freund vorgenommen?« Er dachte an den Hänfling von einem Henker, der aussah, als würde ihn die nächste Windböe davontragen, und der doch das Schwert mit einer Geschicklichkeit führte, die ihresgleichen suchte.
    »So lautet die Nachricht, die ich vor wenigen Augenblicken aus Esslingen erhielt.« Von Säckingen deutete eine Verbeugung an. »Damit wäre die Angelegenheit wohl erledigt.«
    De Bruce schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte er, »das ist sie noch nicht. Ich möchte, dass dein Mann weiterhin ein Auge auf den Reutlinger hat. Er soll den Kerker Tag und Nacht bewachen. Ich will genau wissen, was vor sich geht. Erledigt ist die Angelegenheit erst, wenn dieser anmaßende Wurm am Galgen baumelt. Und ich hoffe, dass sie ihn vorher aufs Rad flechten, wie es sich gehört.«
    »Das ist in der Tat wahrscheinlich. Der Mord an einem unbescholtenen Bürger ist ein ernstes Vergehen.«
    De Bruce lachte. »Das habt Ihr fein in Worte gegossen, mein lieber von Säckingen. Ich für meinen Teil finde es jedoch eher erheiternd als ernst.« Er winkte seinen Hauptmann hinaus. »Ich danke Euch, ich könnt Euch zurückziehen.«
    Als er wieder allein war, goss sich de Bruce einen Becher Wein ein und leerte ihn in einem Zug. Zu ärgerlich, dass er bei der peinlichen Befragung des Wendel Füger nicht zugegen sein konnte. Zu gern hätte er zugesehen, wie dieses Bürschlein sich vor Schmerzen wand, wie es schwitzte und keuchte und schließlich um Gnade winselte. Dieser widerliche Lump hatte ihn und die Seinen beleidigt, wie ihn noch nie zuvor jemand beleidigt hatte. Ein tödlicher Fehler. Niemand beleidigte ungestraft einen Ottmar de Bruce! Bedauerlich war nur, dass er sich jetzt einen neuen Weinlieferanten suchen musste. Zwar gab es Karcher in Hülle und Fülle, aber nicht viele, die seinen Ansprüchen an guten Wein genügten.
    De Bruce leckte sich über die Lippen. Er würde einfach beim Füger’schen Wein bleiben, dann konnte er sich zusätzlich daran ergötzen, den gramgebeugten Vater der kleinen Ratte von Zeit zu Zeit zu Gast zu haben.
    Er lachte bitter auf. Der elende Karcher hatte es nicht anders verdient. Er hätte sich besser überlegen sollen, was er sagte. De Bruce dachte daran, wie er Wendel Füger im Burghof verabschiedet hatte, wie der Reutlinger, immer noch unsicher und blass, auf sein Pferd gestiegen war.
    »Dann auf bald, Füger«, hatte de Bruce gerufen. »Wir sehen uns in vier Tagen. Und nehmt endlich Haltung an, Ihr seid doch ein Mann! Oder wollt Ihr zu meiner Hochzeit lieber Frauenkleider anlegen?«
    »Besser nicht«, hatte der Reutlinger lachend geantwortet. »Sonst müsste ich mich doppelt vor Euch in Acht nehmen. Vor Eurer Manneskraft ist doch kein Schoß sicher. Sicherlich laufen im Aichtal Dutzende Eurer Bastarde herum. Nur schade, dass Ihr noch keinen Sohn gezeugt habt, der es wert war, Euren Namen zu tragen. Aber das wird sich ja nun bald ändern.«
    De Bruce hatte der Atem gestockt vor Zorn, roter

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