Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung
Hals, und sie schmiegte sich an ihn, davongetragen von einer Woge sexueller Lust, die sie erfasst hatte, ehe sie auch nur einen Gedanken daran verschwenden konnte, sie zurückzudrängen.
Heiße Begierde durchströmte beide. Rachel stockte der Atem, als Bryans Hand langsam über ihre Schulter fuhr, ihre Brust nachzeichnete, dann über ihre Taille strich und sich auf ihre Hüfte legte. Seine Finger glitten immer weiter, bis sie ihren Po umfassten und ihn gegen seinen Unterleib preßten. Sie schnappte nach Luft, als sie sein erregtes Glied spürte, das hart gegen ihren Bauch pochte. Unwillkürlich nahm sie seine Zunge noch tiefer in ihren Mund auf.
Eine Stimme in ihrem Kopf rief wie durch dichten Nebel, daß sie diesem Treiben ein Ende machen sollte, statt Bryan noch weiter zu ermutigen, aber ihre Vernunft schien vorübergehend ausgeschaltet. Ihr Leib wollte Bryan Hennessy. Sie hatte nie zu den Frauen gehört, die sich den Männern an den Hals warfen, aber anscheinend wollte ihr Körper das in Zukunft ändern.
Es ergab keinen Sinn, dachte sie, während sie gegen die überwältigende Leidenschaft anzukämpfen versuchte, die in ihr tobte. Warum sollte sie ausgerechnet bei einem Mann wie Bryan die Beherrschung verlieren, einem Mann, der an Geister und Magie glaubte, einem Mann, der sie letzten Endes nur wieder enttäuschen würde? Sie durfte sich nicht in ihn verlieben. Das war einfach dumm.
»Gute Nacht, mein Engel«, flüsterte er leise und löste sich von ihr. Seine Brust hob und senkte sich hastig unter den flachen Atemzügen. Sein ruhiger Blick wirkte plötzlich so traurig, daß Rachel sich am liebsten bei ihm entschuldigt hätte, ohne zu wissen, wofür. Er steckte ihr die winzige weiße Blume hinters Ohr und wich langsam in den Flur zurück, beide Hände in den Hosentaschen vergraben, um seine Erregung notdürftig zu kaschieren. »Schieb die Blume unter dein Kissen, dann beschert sie dir süße Träume.«
Sichtlich verwirrt winkte Rachel ihm zu, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand. Und Bryan drehte sich um und schlenderte den Flur entlang, ahnend, daß ihm wieder eine lange, schlaflose Nacht bevorstand.
In der langen, manchmal recht glanzvollen Geschichte von Drake House hatte niemand namens Wimsey das Anwesen besessen. Auch hatte es keine Eigentümer gegeben, deren Kind den Vornamen Wimsey trug. Das hatte Bryan ohne große Schwierigkeiten feststellen können, indem er die alten Akten durchsah und in den Büchern schmökerte, die er in der Bücherei aufgetrieben hatte. Dadurch ergab sich eine Reihe von Möglichkeiten. Entweder war Wimsey ein Spitzname gewesen, oder Wimsey war ein Bediensteter der Familie gewesen, oder ein Freund oder ein Feind.
Oder er war, wie Rachel meinte, nur eine Wahnidee, ein Hirngespinst, das Addies langsam verfallenden Geist entsprungen war.
»Nein«, murmelte Bryan und begann im nächsten Buch zu blättern. Das glaube ich nicht.«
Addie war zu überzeugt von Wimsey. Sie brachte seinen Namen nicht ins Spiel, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder um von sich abzulenken. Für sie gab es Wimsey wirklich, und Bryan wollte unbedingt beweisen, daß sie damit recht hatte, selbst wenn das nur geschah, um Rachel zu zeigen, daß es wirklich Geister gab - genauso wie Träume und Regenbogen und Magie.
Rachel. Die verantwortungsvolle, praktische, immer realistische Rachel. Rachel, die ihn seit zwei Tagen mied wie die Pest - seit jenem sengenden Kuss an ihrer Zimmertür. Sie glaubte, daß in ihrem Leben kein Platz für Magie war, und dabei hätte sie nichts nötiger gebraucht. Und Bryan war entschlossen, ihr diese Magie zu geben.
Er hatte seine Entscheidung gefällt. Er konnte nicht aufhören, ständig an sie zu denken, sie unablässig zu begehren. Anscheinend hatte er gar keine Wahl. Er würde ein Verhältnis mit Rachel beginnen, gleichgültig, ob sie beide das für klug hielten oder nicht.
Ein leichtes Schuldgefühl setzte sich in seinem Hinterkopf fest, und er ließ sich seufzend in seinen Stuhl zurücksinken. Die Ellbogen auf die Armlehnen des bequemen alten Stuhls gestützt, faltete er die Hände und richtete den Blick auf den dünnen Goldring, den er an seinem linken kleinen Finger trug. Obwohl das Morgenlicht nur gedämpft ins Zimmer drang, funkelte der Ring an seinem Finger, fröhlich und strahlend und schön, genau wie Serena es gewesen war.
Sie hätte gewollt, daß er sein Leben weiterlebte. Sie hätte nicht gewollt, daß er sich so vor den Menschen verschloss . Seine
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