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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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für ihr Gesangstalent übernommen hatte. Sie hatte ihre Träume geopfert, um die Verantwortung für Terences Karriere zu übernehmen. Und jetzt gab sie jede Hoffnung auf eine glückliche Zukunft auf, weil sie die Verantwortung für ebenjenen Menschen übernommen hatte, der so hart über sie urteilte.
    »Rachel«, sagte Bryan leise und streckte den Arm nach ihr aus.
    Sie sah ihn aus dem Augenwinkel, sah sein besorgtes Gesicht. Sie hätte sich von ihm trösten lassen können, aber sie wollte nicht. Diesen Schmerz musste sie allein tragen. Er saß so tief, daß kein Trost, keine Tränen ihn lindern konnten. Sie trat von Bryan weg und zu ihrer Mutter, so daß sie sie beide in einer Aura des Schmerzes isolierte. Sie starrte in Addies blassblaue Augen und sagte leise, aber mit zitternder Stimme zu ihr: »Es tut mir leid Mutter. Wie oft muss ich das noch sagen? Es tut mir leid, daß ich dich enttäuscht habe. Es tut mir leid, daß ich mehr von meinem Leben erwartet habe als nur Gesangsstunden und Üben und Konzerte. Und vor allem tut es mir leid, daß ich mir gewünscht habe, du könntest mich lieben, gleichgültig, was ich tue, denn das konntest du offensichtlich nicht.«
    Diesmal sah Addie betroffen aus. Ihr schmales, faltiges Gesicht wurde aschgrau, und sie presste sich eine Hand auf die Brust, als wollte sie sich überzeugen, daß ihr Herz noch schlug.
    »Wie kannst du es wagen?« Ihre Stimme klang genauso leise, genauso schmerzerfüllt wie Rachels. »Wie kannst du es wagen zu sagen, ich hätte dich nicht geliebt? Ich habe alles für dich getan!«
    »Du hast mich abgelehnt. Du hast mich aus dem Haus gejagt. Eine seltsame Art, seine Liebe zu zeigen.«
    Addie schwieg. Sie kämpfte sich durch das Chaos ihrer Gefühle. Sie schienen aus allen Richtungen und aus ihr selbst auf sie einzudringen - Zorn, Schuld, Ablehnung, Reue, Enttäuschung. Die Gegenwart verblich, und plötzlich tauchte sie ganz in die Vergangenheit ein. Sie wünschte sich, sie hätte die Worte nie gesagt, mit denen sie Rachel aus dem Haus getrieben hatte; sie wünschte sich, Rachel hätte sie nie dazu gebracht, sie auszusprechen. Sie waren in ihrem kleinen Haus in Berkeley, und Rachel wich langsam vor ihr zurück, bewegte sich langsam auf die Tür zu. Ihre großen Augen schauten sie zutiefst verletzt an. Es war zu spät. Ihre Tochter verließ sie. Sie hatte zuviel von ihr verlangt, zuviel erwartet, ihr einmal zu oft Vorschriften machen wollen. Ihre liebe, süße Rachel ließ sie allein.
    »Das ist alles deine Schuld«, fuhr Addie Bryan an. »Du nichtsnutziger, gottloser Straßensänger!«
    Sie zog einen Männerschuh aus der aufgenähten Tasche ihres Hausanzugs und schleuderte ihn nach Bryan. Bryan fing ihn auf und starrte ihn verwirrt an. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Eine Cocktailtomate segelte dem Schuh hinterher, erwischte ihn an der Stirn.
    »Mutter, hör auf damit!« befahl Rachel. »Das ist nicht Terence, das ist Bryan!«
    »Bryan ...« Noch ehe Addie sich beherrschen konnte, war ihr das Wort entschlüpft. Es hatte ihre Verwirrung verraten, das war ihr klar. In ihrer Panik blieb ihr keine Wahl - sie musste fliehen.
    Sie schoss aus ihrem Thronsessel hoch und wich in Richtung Flur zurück. Sie zog ein halbes Käsesandwich aus ihrer Pullovertasche und hielt es wie eine Pistole vor sich hin.
    »Stehenbleiben oder ich schieße!« drohte sie. »Ich rufe die Polizei.«
    »Mutter!« Rachel wollte ihr nach, aber Bryan hielt sie am Arm zurück.
    »Laß sie, Schatz. Nach dem letzten Anruf habe ich das Telefon ausgesteckt.«
    Rachel schüttelte den Kopf und seufzte. Jetzt verließ sie auch das letzte bisschen Kraft, das sie noch aufrecht gehalten hatte. Diesmal ließ sie sich von Bryan an seine Brust ziehen. Bryan kniff die Augen zusammen und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Ihm fiel nichts ein, womit er ihren Schmerz hätte lindern können. Was er auch sagte, er konnte damit nicht die Kluft überbrücken, die Addie und Rachel trennte. Er konnte ihr nur seine Kraft und seine Liebe geben, und er gab beides, ohne zu zögern. Er schloss sie in seine starken Arme und presste ihr Herz auf seines.
    Einen Moment standen sie schweigsam beisammen, bis die Spannung von ihnen abfiel und im Staub auf dem Boden versank. Schließlich löste sich Rachel von ihm und wischte sich die Tränen weg, die durch das Netz ihrer langen Wimpern entkommen und über die Wangen gerollt waren. Sie holte tief Luft, sammelte sich und schöpfte neue Kraft aus dem Quell

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