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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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grässliche Geist!« keuchte Addie. Die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Sie sah aus, als hätte sie den Finger in die Steckdose gehalten. »Er war da hinten im Flur, mitten in diesem komischen weißen Nebel.«
    Alle drei schauten ans andere Ende des Ganges, aber dort war nichts zu sehen.
    »Was geschah dann?« fragte Bryan.
    »Puff!« antwortete Addie und warf die Arme hoch. »Dann ist er einfach verschwunden.«
    Rachel biß die Zähne zusammen und folgte Bryan durch den Flur ans andere Ende. »Leute verschwinden nicht einfach so.«
    »Geister schon.«
    »Es gibt keine Geister.«
    »>Eine Behauptung wird nicht dadurch wahr, daß man sie ständig wiederhole«, zitierte Bryan. »Abel J. Jones.«
    Rachel warf ihm einen finsteren Blick zu. »>Egal, wie dünn du ihn schneidest, es bleibt Quatsch!< Alfred Smith.«
    Bryan erwiderte ihren Blick ebenso entschlossen. »>Nichts ist mächtiger als die Wahrheit - und oft nichts sonderbarere Daniel Webster.«
    Er blieb an der Stelle stehen, auf die Addie gedeutet hatte, ließ seinen Blick umherwandern und versuchte, mit seinem sechsten Sinn irgend etwas Merkwürdiges zu entdecken. Es war jedoch ein ganz gewöhnliches Sinnesorgan, das die Entdeckung machte. Er erstarrte in der Bewegung und begann, wie ein Jagdhund zu schnüffeln.
    »Ammoniak«, murmelte er und starrte in die Ferne.
    »Ammoniak?« wiederholte Rachel und schnitt eine Grimasse, als sich der Gestank in ihre Nasenlöcher brannte. »Was hat Ammoniak zu bedeuten?«
    »Magie«, antwortete Bryan kurz angebunden und fast ärgerlich.
    »Ein Geist mit Sinn für Sauberkeit«, meinte Rachel ironisch. Sie lehnte sich an die vertäfelte Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na toll. Glaubst du, wir können ihn überreden, auch die Fenster zu putzen? Es gibt über neunzig in diesem Schuppen, und alle müssten endlich mal gereinigt werden.«
    Das letzte Wort ging halb in einem Schrei unter, denn plötzlich bewegte sich die Wand hinter ihr. Rachel machte einen Satz nach vorne und versuchte nach besten Kräften, sich ihren Schreck nicht anmerken zu lassen. Sie zog sich ihre lavendelfarbene Bluse gerade und strich sich den Rock glatt, als wäre es ganz normal, von Zeit zu Zeit unvermittelt zu hüpfen und zu kreischen.
    Bryan war zu sehr in seine Untersuchungen vertieft, um das ängstliche Flackern in Rachels Augen wahrzunehmen.
    Immer seiner Nase nach, bewegte er sich auf die Wand zu, wo er innehielt und auf einen Schmutzfleck auf dem Holzboden starrte. Seine Begeisterung wurde schlagartig gedämpft, aber er ließ sich nicht von seiner Enttäuschung überwältigen. Geist oder nicht, ein Rätsel war zu lösen, und darin war er stark.
    Grimmig entschlossen öffnete er die Tapetentür, schaltete das Licht ein und folgte dem Ammoniakgestank die staubige Bedienstetentreppe hinab. Eine morsche Stufe war durchgetreten, und er stieg stirnrunzelnd darüber hinweg. So leise wie möglich schlich er sich aus dem Schrank im Servierzimmer.
    Die Küche war dunkel; nur das schimmernde Mondlicht, das durch den Nebel vor den Fenstern drang, erhellte den Raum. Aber seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Er tastete sich an der Wand entlang, blieb so lange wie möglich im Schatten und suchte mit dem Blick jeden Winkel, jeden Gegenstand ab, während er sich auf die Hintertür zubewegte. Nichts rührte sich. Nur der Wind heulte, und die Abzugklappe des alten Herdes, den Addie in Brand gesetzt hatte, quietschte und klapperte.
    Er öffnete die Hintertür und stellte sich auf die Veranda, die Hände in die Hüften gestemmt. Ernst und schweigend ließ er den Blick über das Gelände um Drake House schweifen. Nichts war zu sehen außer den überwucherten, in Nebelschleier gehüllten Büschen. Nichts war zu hören außer dem Windgeheul und Meeresrauschen. Trotzdem war etwas da draußen. Er konnte es spüren. Er konnte es ahnen - eine Bedrohung, eine Gefahr. Etwas war da draußen, und er war entschlossen herauszufinden, was es war.
    Nachdem Bryan die Türen abgeschlossen und unten alle Zimmer gründlich nach einem möglichen Eindringling abgesucht hatte, stieg er langsam die Bedienstetentreppe wieder hoch. Er hoffte, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, wer der ungebetene Gast gewesen war. Rachel wartete an der Tür im ersten Stock auf ihn.
    »Ich habe Mutter wieder ins Bett gesteckt«, sagte sie ruhig. Ein Pullover lag über ihren Schultern. »Hast du etwas entdeckt?«
    Bryan schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich habe so eine

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