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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Offenbar wurde das Gold nie gefunden. Genausowenig wie Archibald Wimsey, ein alter britischer Freund Ar-' thur Drakes, der im Sommer 1931 hier zu Besuch war. Zufällig starben alle, die etwas damit zu tun hatten, kurz nach dieser Geschichte, so daß sie fast in Vergessenheit geriet.«
    »Eine sehr schöne Geschichte, Bryan«, meinte Rachel. »Hat sie auch eine Pointe?«
    »Natürlich hat sie eine Pointe«, antwortete er gereizt. »Wimsey ist der unsichtbare Freund deiner Mutter, und Schweinchen Schlau glaubt, daß das gestohlene Gold irgendwo im Haus versteckt ist.«
    »Das ist doch absurd«, meinte Rachel. »Wenn in diesem Haus, ein Vermögen an Gold versteckt wäre, dann hätte man es bestimmt schon gefunden. Immerhin ist die Prohibition seit sechzig Jahren aufgehoben.«
    »Und fast genauso lange gehen diese Gerüchte um. Warum sollte jemand nach etwas suchen, an das er nicht glaubt?« fragte er.
    »Warum sollte jemand etwas suchen, das nicht existiert?« gab Rachel zurück. »Gab es in diesem Tagebuch irgendeinen Hinweis auf diese Legende?«
    »Äh ... nein«, gab er zu.
    Rachel verdrehte die Augen. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du mir eine so abwegige Geschichte auftischst. Von wem hast du sie eigentlich?«
    »Von Lorraine Clement Carthage, die damals Debütantin war und - äh - liebevoll in dem Tagebuch erwähnt wird.«
    »Und die inzwischen zweifellos genauso senil ist wie meine Mutter.«
    Er mied ihren Blick, als sie das sagte. Lorraine wirkte tatsächlich ein bisschen verrückt, das musste er zugeben, aber trotzdem passt en die Beweise seiner Meinung nach ausgezeichnet zusammen. Lorraine hatte den schneidigen Wimsey für den Dieb gehalten. Offensichtlich war Pig Porchind derselben Auffassung gewesen und hatte Wimsey beiseite geschafft, was den ruhelosen Geist erklären würde. Daß das Gold nie gefunden worden war, bedeutete, daß es noch irgendwo versteckt war, und zwar höchstwahrscheinlich in Drake House, nachdem sich Pigs Verwandter so dafür interessierte.
    »Bryan, begreifst du nicht, daß du einem Hirngespinst nachjagst?« fragte Rachel müde. »Du hast nichts außer ein paar alten Gerüchten und unausgegorene Spekulationen in der Hand. Natürlich wäre es toll, einen Goldschatz zu finden. Es wäre die Antwort auf all meine Gebete. Aber so spielt das Leben nicht.«
    »Nicht, wenn du es nicht zulässt «, brummelte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Das bedeutet, daß du auch glauben muss t.«
    Rachel schloss die Augen und zählte bis zehn, aber der Zorn war danach noch genauso stark, der Zorn und die Verbitterung. »Du glaubst also, alle Probleme lösen sich durch Zauberei?« fragte sie. »Du meinst, wir brauchten nur an Märchen zu glauben, und alles würde sich von selbst regeln? Magie ist was für Narren und Kinder.«
    Bryan zuckte zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt. Finster schob er den Kiefer vor. »Jedenfalls ist sie nichts für Märtyrer, nicht wahr?« fragte er düster.
    Rachel schaute ihn mit großen Augen an. Ihr war anzusehen, wie tief er sie verletzt hatte.
    Zu einer anderen Zeit hätte ihm diese Bemerkung leid getan, aber er fühlte selbst zu viel Schmerz, und er war auch nur ein Mensch.
    »Wenn du mich fragst, willst du einfach nicht glauben, daß es eine schmerzlose Lösung für deine Probleme gibt, weil du so verdammt entschlossen bist, dich für Addie aufzuopfern«, sagte er. Un bewusst beugte er sich über den Schreibtisch, um sie mit seiner Größe einzuschüchtern. »Du hast dir in deinem ach so rationalen Verstand genau zurechtgelegt, wie du dafür büßen kannst, daß du dein eigenes Leben leben wolltest. Du hast dir wahrscheinlich bis zur x-ten Stelle hinterm Komma ausgerechnet, wie lange du leiden muss t, bist du deine Sünden abgearbeitest hast.«
    Das Schweigen lastete über ihnen wie eine Axtklinge. Bryan lehnte schwer atmend über der einen Seite des Schreibtisches; Rachel stand auf der anderen Seite der Walnußholzplatte, mit stolz durchgestreckten Schultern und Tränen in den Augen, die sie zurückhielt.
    Nach ein paar Sekunden sagte sie ruhig: »Ich bin keineswegs eine Märtyrerin, Bryan. Ich bin nur realistisch. In der wirklichen Welt muss man lernen, auf vernünftige Weise mit seinen Problemen fertig zu werden. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest - ich muss mich um meine kümmern.«
    Sie drehte sich um und ging zur Tür. Sie flehte heimlich, daß sie den Abgang schaffte, bevor der Damm brach, aber die Tür ging nicht auf. Sie packte den Türknauf

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