Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
noch heute bezeichnend für ihre Beziehung.
Alle
hatten sie ihr Gegenstück gefunden. Pandora und Lysander, Isobell und Caleb,
Kassia und Dimitri.
Und
wer blieb da übrig?
Ich.
Unwillkürlich
schüttelte ich den Kopf. Wir waren hier auf einer Rettungsmission und ich
machte mir schon wieder Gedanken über die Liebe! Bescheuert.
Dabei
gab es dringlichere Dinge, um die wir uns sorgen mussten. Olivia zum Beispiel.
Und ihre Armee aus Untoten. Es machte einfach keinen Sinn.
Vampire
sind generell recht misstrauisch. Sie konnte unmöglich so schnell so viele
Beziehungen aufgebaut haben.
Aber
sie war wirklich außerordentlich schön.
Wahrscheinlich
war das auch der Grund, weshalb Nero sie zu einer von uns gemacht hatte.
Stimmt.
Da war ja auch noch Nero. Ich war nicht als Einziger allein.
Kapitel 18
Kampf
Bald hatten wir die
kanadische Grenze hinter uns gelassen. Wir flogen quer über Alberta, wenn mich
mein Orientierungssinn nicht täuschte. Hoffentlich waren wir bald da, denn
langsam taten meine Flügel weh. Der kühle Wind schnitt mir ins Gesicht. Nicht
mehr lange, und die Dämmerung würde einsetzen. Doch Pandora führte uns immer
weiter. Adrenalin peitschte durch meinen Körper.
Alles
fühlte sich so unwirklich an. Noch kurz zuvor hatte ich mit Kaylen an diesem
Baum gestanden. Dann Zuhause der verletzte Nero. Und nun befand ich mich in der
Luft, auf einer Rettungsmission. Langsam bekam ich Angst, überzuschnappen.
Hinter einem weitläufigen
Nationalpark sahen wir einen nächtlichen See, den Great Slave Lake. Ich
erinnerte mich. Hier war ich vor einiger Zeit mal Campen gewesen, wenn auch
nicht so weit nördlich. Ich bin zwar ein recht familiärer Mensch, doch in
hundert Jahren des Zusammenlebens ist es klar, dass man mal eine Pause braucht.
„Da
vorne ist es“, rief Pandora. Langsam wurden die Häuser am Ufer des Sees sichtbar.
Graue, klobige Bauten, hell erleuchtete Fenster. Yellowknife war keine
besonders hübsche Stadt. Sie steuerte einen Platz abseits der Häuser an. Dunkle
Fichten standen am Ufer des nächtlichen Sees.
Wir
landeten und nahmen unsere menschlichen Gestalten an.
„Und?“,
fragte Isobell, während sie sich umsah, „Wo sind sie?“
Auch
Pandora spähte ins Gehölz. „Sie müssten hier irgendwo sein.“
Müssten…
das klang gar nicht gut. Ich versuchte mir keinen Kopf zu machen. Normalerweise
war auf Pandoras Kräfte Verlass. Ich atmete schwer. Der Flug war anstrengender
gewesen, als erwartet.
„Am
besten wir schwärmen aus“, schlug Pandora vor. Isi und ich nickten. Wir
trennten uns.
Vor mir eröffnete sich
ein weitläufiges Waldstück, die Szenerie schien grau im fahlen Mondlicht. Eine
Weile lief ich einfach, stets wachsam.
Selbst
die Bäume schienen feindselig. Sie standen so dicht bei einander, dass ich kaum
ein Durchkommen fand.
Wenn
mich jemand angreifen wollte, dann wäre jetzt der passende Moment. Ich war
allein, befand mich auf fremdem Territorium und hatte verdammt nochmal Schiss.
Vielleicht
war es doch keine so gute Idee, sich aufzuteilen.
Im
nächsten Moment raschelte etwas im Gebüsch und ich sah –
„Kaylen?“
Ich riss erschrocken die Augen auf. Das konnte nicht sein!
„Henry“,
hauchte sie. Kaylen sah schrecklich aus. Dunkle Schrammen in ihrem Gesicht,
barfuß.
„Was
machst du hier?“ Ich konnte es nicht fassen.
„Henry…“
Sie sah mich mit leeren Augen an. Verstört.
Ich
lief auf sie zu, packte sie an ihren Armen und sah sie eindringlich an.
„Was
ist los? Wie bist du hierhergekommen?“
„Warum
hast du mir das angetan?“, sagte sie unverwandt und legte den Kopf zur Seite.
Ihr zarter Hals wurde durch eine dunkle Bisswunde entstellt. Mein Werk.
„Es tut
mir Leid! Ich erklär’s dir, aber jetzt müssen wir hier verschwinden!“
Doch
Kaylen machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Sie stand einfach da,
ausdruckslos.
Da kam
auch schon die nächste Person aus dem Gebüsch. Olivia. Sie lächelte gefährlich.
Ich stellte mich vor Kaylen und hob beschützend meine Arme.
„Bleib
weg von ihr!“, schrie ich. „Pandora! Isobell! Sie ist hier!“
Olivias
Lächeln wurde noch breiter. „Das wird dir nichts nützen“, sagte sie vergnügt.
„Komm
her!“, kommandierte sie.
„Warum
sollte ich?“, blaffte ich sie an und bemerkte zu spät, dass sie nicht mich
meinte. Kaylen lief auf sie zu, wie in Trance.
Ich
packte sie am Arm. „Bleib stehen!“, warnte ich sie, doch schon im nächsten
Moment stieß mich Kaylen von sich – und
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