Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
hatte.
Ich
spürte Kaylens Finger, wie sie über mein Gesicht strichen. Es regnete in
Strömen, doch das kümmerte uns nicht. Wieder bedeckte ich sie Küssen, riss ihre
Bluse weiter auf, biss ihren Hals ganz leicht. Ihr Duft vernebelte meine Sinne.
Ich biss ein wenig fester. Kaylen ließ einen leisen Schrei los und zog mich
näher an sich heran.
Ich
fuhr meine Vampirzähne aus und biss richtig zu. Diesmal hörte ich nichts von
Kaylen, doch ich konnte mir vorstellen, wie sie erschrocken die Augen aufriss.
Als
ihr Blut meine Zunge benetzte, verlor ich endgültig den Verstand. Ich spürte,
wie sich ihre Herzfrequenz erhöhte und ihren Lebenssaft noch schneller durch
ihre Adern pumpte.
„Henry…
HENRY…!“
Ich
hörte ihre Worte nur verschwommen, doch ich konnte nicht aufhören. Es ging
nicht. Unmöglich. Ich zitterte am ganzen Leib. Ihr Blut floss in meinen Körper.
Zwei
Wesen mit demselben Blutkreislauf. Ihr Herzschlag wurde zu meinem. In diesem
Moment waren wir eins.
„HENRYYY!“
Kaylen griff in meine Haare und versuchte mich wegzuziehen, doch ich hing wie
ein Blutegel an ihr. „Du… tust… mir… weeeeeh!“
Ich
saugte noch mehr Blut und spürte, wie Kaylens Körper allmählich erschlaffte.
Wie ihr Widerstand nachließ. Gleich würde sie das Bewusstsein verlieren. Gerade
als mir klar wurde, was ich da im Begriff war zu tun, traf mich etwas Hartes am
Kopf.
Als ich aufwachte, sah
ich Blätter vor einem nächtlichen Himmel. Mein Rücken tat weh. Ich lag auf
einem Ast. Mein Schädel brummte. Der Regen hatte nachgelassen, trotzdem war ich
klatschnass.
Was
war passiert? Warum lag ich hier?
Und wo
war Kaylen? Ich schmeckte ihr Blut auf meiner Zunge. Nein! Was hatte ich nur
getan?!
Ich rannte nach Hause. Am
liebsten wäre ich vor mir selbst weggerannt. Weg von meinem schwachen Körper,
weg von dem nach Blut dürstenden Monster, weg von dem Gewissen, das so schwer
wog. Ich konnte mir noch immer keinen Reim darauf machen, was passiert war. Was
hatte mich da am Kopf getroffen? Wer war dafür verantwortlich?
…wem
verdankte Kaylen vermutlich ihr Leben?
Mit
einem Mal konnte ich meinen Selbsthass kaum mehr ertragen. Doch kaum öffnete
ich die Tür, hatte ich keine Zeit mehr, mich zu hassen.
Nero
lag blutüberströmt am Boden unseres Wohnzimmers, eine tiefe Wunde am Hals. Er
streckte den Arm nach mir aus. „Mathurin….“
Dann
sagte er nichts mehr. Ich stand einfach da, triefend nass vor Regen und Kaylens
Blut.
Ich
wollte schreien, doch es ging nicht.
Kapitel 17
Eine Vampirarmee
Isobell stürmte die
Treppe hinunter. „Was ist passiert?“, rief sie. „Ich hab Schritte-“
Ihr
Blick fiel erst auf Nero, dann auf mich, wie ich bewegungslos vor ihm stand.
„Oh
nein…“
Isi
sank neben Nero zu Boden und hielt seinen Kopf so, dass er wieder richtig
anwachsen konnte. Seine Augenlider flatterten. Er lebte noch. Gerade noch.
„Steh
nicht so dumm da“, fauchte sie mich an, doch schon kurz darauf war meine Panik
auf sie übergesprungen und Isobell begann zu wimmern. Sie rief nach Kassia und
Pandora. „Und du – versuch Caleb auf dem Handy zu erreichen!“
Wie in
Trance langte ich in meine Hosentasche, doch meine Finger griffen ins Leere.
„Mein
Handy ist weg“, hörte ich mich sagen. Noch immer war ich wie gelähmt. Im selben
Moment kamen die anderen beiden die Treppe hinunter gerannt.
„Ich
fühle es“, rief Pandora. „Es sind hunderte.“
Noch
nie zuvor hatte ich sie derart ängstlich gesehen.
Hunderte
Vampire? Wie war das möglich? Plötzlich konnten meine Beine mein Gewicht nicht
mehr halten. Ich sackte zu Boden.
„Ich
versteh das nicht, ich hab die Jungs ständig auf meinem Radar gehabt… warum hab
ich vorher nichts gespürt? Sie sind einfach aufgetaucht, wie aus dem Nichts.“
Pandoras Stimme brach.
Kassia
beruhigte sie. „Womöglich ist es die Entfernung oder ein mentaler
Schutzschild.“ Sie beugte sich runter zu Nero.
„Was
hast du gesehen?“ Sie legte Nero die Hand auf die Stirn. Plötzlich riss er die
Augen auf. Sie begannen weiß zu leuchten, Kassias ebenfalls.
„…Olivia“,
sage sie daraufhin. „Wer hätte geahnt, dass sie uns derart in Schwierigkeiten
bringen würde… Wie es aussieht, sind sie im Nordwesten Kanadas. In einem
kleinen Ort namens Yellowknife, irgendwo im Nirgendwo. Es war ein Hinterhalt.
Sieht aus, als ob Lysander verletzt wäre.“
Pandora
riss erschrocken die Augen auf. Lysander war ihr Partner.
„Nero
hat mit einem zweiten
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