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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Day
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Teil aus meiner Hosentasche. Ein Glas fehlte, die
Fassung war kaum mehr als solche zu erkennen. „Du hast sie bei deiner
Verwandlung von dir geworfen…“
    Hannah
nahm es gelassen. „Vielleicht sollte ich irgendwann auf Kontaktlinsen umsteigen
bei meinem Verschleiß. Na ja, Jeremy werde ich auch so finden.“
    Ich
bot ihr meine Hilfe an, doch sie wusste genauso gut wie ich, dass es schier
bescheuert war, ausgerechnet mich nach dem eifersüchtigen Wolf suchen zu
lassen.
    „Ruf
mich an, wenn du ihn gefunden hast, in Ordnung? Meine Nummer hast du ja.“
    Sie
versprach es. Danach fuhr ich nach Hause.
    Noch
während der Fahrt schien es, als hätte ich etwas Wichtiges in Hannahs Buchladen
zurück gelassen. Ich warf einen flüchtigen Blick auf den Beifahrersitz und die
Rückbank. Natürlich war da niemand. Nicht, dass ich es erwartet hätte. Trotzdem
fühlte ich mich mit einem Mal seltsam leer. So leer wie mein Polo.
    Ein
dämlicher Vergleich, ich weiß, aber ich habe ja auch nie behauptet, ein Poet zu
sein.

Kapitel 30
Verdrängung der einen oder der anderen Sorte
     
    Den ganzen Tag kein
Anruf. Und auch am nächsten Morgen nichts. Ich beschloss zum ersten Mal seit
langem wieder in die Schule zu gehen. Wenn ich den ganzen Tag nur dasaß und
mein Handy belauerte, wurde ich ganz kribbelig. Ich musste mich ablenken.
    Was
jedoch weniger gelang, als ich Kaylen sah.
    Sie
lief auf dem Schulparkplatz an mir vorbei.
    Der
Moment war eigentlich nichts Besonderes. Es geschah nicht wie in Zeitlupe, ohne
dramatische Hintergrundmusik oder einen Blick von Kaylen, in dem ich eine Art
des Erkennens erahnen konnte.
    Sie
lief einfach an mir vorbei. Einfach so.
    „Hey“,
sagte ich und hob grüßend die Hand. Keine Ahnung, was mich dazu geritten hatte.
Wahrscheinlich purer Reflex. Ich bin schon oft genug mit meinem Kopf irgendwo
aufgeschlagen, dass ich immer eine Ausrede für idiotisches Verhalten habe.
Kaylens Gesicht zeigte leichte Irritation.
    „Hey…“,
antwortete sie unsicher und ging weiter.
    Sie
hatte mich nicht erkannt. Warum hätte sie auch? Nero hatte schließlich all ihre
Erinnerungen an mich beseitigt. Restlos.
    Mein
Magen fühlte sich seltsam an, aber ansonsten ging es.
    Der
Schmerz war nicht so groß, wie ich erwartet hatte.
    Es war
mehr eine dumpfe Art von Leere, verbunden mit dem Gefühl, etwas verloren zu
haben, dass ich nie wirklich besessen hatte. Kein peinliches Gewimmer, keine
Tränen.(Es waren ja auch keine Zwiebeln in der Nähe, die ich hätte beschuldigen
können.)
    Ich
machte Fortschritte. Immerhin.
     
    Nach einer Doppelstunde
Chemie, Englische Literatur und Musik, war endlich Mittagspause.
    Ich
nutzte die Zeit um hinter das Schulgebäude zu verschwinden, mein Handy fest
umklammert. Hannah hatte sich noch immer nicht gemeldet und langsam wurde ich
nervös. Also rief ich sie an.
    „Der
von Ihnen angerufene Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar“, quäkte mir eine
Frauenstimme ins Ohr. Wütend legte ich auf. Das war doch nicht zum Aushalten!
    Der
Gedanke mich erneut ins Klassenzimmer zu setzen, zur Untätigkeit verdammt,
schien unerträglich. Es war schon schwer genug gewesen, die anderen Stunden
auszuhalten.
    Als
hätte ich die ganze Zeit auf glühenden Kohlen gesessen.
    Doch
damit war Schluss. Ich verdünnisierte mich.
    Das ist
der einzige Vorteil, wenn einen niemand kennt.
    Keiner
würde auf die Idee kommen, nach mir zu suchen.
     
    Planlos streifte ich
durch den Wald nahe der Landstraße, auf der es passiert war. Ich witterte. Schade,
dass es aufgehört hatte zu regnen. Nassen Hund würde ich wahrscheinlich noch
schneller riechen können.
    Dann
geschah etwas Ungewöhnliches. Noch ehe ich die Gesuchten roch, hörte ich sie.
    „Ich
bin dir nicht böse“, sagte Hannah sanft.
    Allerdings
antwortete niemand. Ich folgte ihrer Stimme ins Unterholz. Sie kniete vor einer
kleinen Höhle, kaum mehr als ein Dachsbau. Es war wohl besser, wenn ich im
Gebüsch verborgen blieb, und die Sache beobachtete.
    „Ich hätte
hich nich heißen hollen.“
    Jeremys
Stimme klang seltsam rau, ganz abgesehen davon, dass er die Fähigkeit der
korrekten Sprache verlernt zu haben schien. Aus meiner derzeitigen Position
konnte ich ihn nicht sehen, doch er saß sicher in der Höhle.
    Hannah
seufzte. „Mir geht es gut, Jeremy. Außerdem bin ich ein Wolf wie du. Ich weiß
also, wie das ist, wenn man sich zum ersten Mal verwandelt.“
    „Hie
har hes hei hir?“, hörte ich Jeremy leise fragen. Er klang noch immer höchst
eigenartig.

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