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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Day
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Mein Bedürfnis zu sehen, was mit ihm los war, war auf einmal
übermächtig. Ich war neugierig, und zwar sehr.
    Irgendwas
war seltsam. Vorsichtig pirschte ich mich durch die Botanik, damit ich die
Höhle besser einsehen konnte. Dank meiner an die Dunkelheit gewöhnten Augen erkannte
ich sofort was los war – und reagierte gerade noch rechtzeitig, indem ich mir
meine Faust in den Mund steckte.
    Lachtränen
rannen mein Gesicht entlang. Ich saß in der Hocke und konnte mein Gleichgewicht
kaum mehr halten.
    Jeremy
war… er…. Wie beschreibe ich es am besten?
    Er
hatte sich nicht komplett in einen Menschen zurückverwandelt. Teile von ihm
waren noch immer die eines Wolfes. Seine Ohren zum Beispiel, oder der buschige
Schwanz an seinem Hinterteil. Sein Körper war zudem noch recht haarig. Aber
das, was mich am meisten amüsierte, war sein Gebiss. Dasselbe Gebiss, was mir
zwei Tage zuvor Angstschauer über den Rücken gejagt hatte. Es war (Gott, gleich
bepinkel ich mich) zu groß für Jeremys Gesicht, sodass er seinen Mund nicht
richtig schließen konnte. Seine Monsterzähne wirkten wie eine Art Maulsperre;
Kronen eines wahnsinnigen Riesenzahnarztes.
    Er saß
wie ein graues, mutiertes Kaninchen in seinem Bau.
    Kein
Wunder, dass es sich die ganze Zeit nicht hatte blicken lassen. An seiner
Stelle würde ich mich auch in einem tiefen Erdloch vergraben und hoffen, dass
die Welt über mir einstürzt.
    In
meinem Magen verkrampfte sich alles, ein Lacher von dem Volumen eines
Fesselballons schwoll in meinem Inneren an und wollte raus. Und zwar sofort.
Mit aller Macht drängte ich ihn zurück. Mein Körper bebte, als sich jeder
erdenkliche Muskel in mir verkrampfte. Sie würden mich sofort bemerken, wenn
ich auch nur einen Mux von mir hab. Meine Knöchel begannen graues Blut
abzusondern, als ich drauf biss.
    Doch
wohin mit all dem? Mein Körper schien die Antwort bereits zu wissen, denn in
dem Moment, da Hannah sich Jeremy gegenüber öffnen wollte, als sie gerade ihr
Herz ausschütten wollte, da explodierte ich.
    Die
Energie entlud sich in einem heftigen und lautstarken Furz.
    Nach
der kurzen Dankbarkeit der Erleichterung, hatte ich das Gefühl, augenblicklich
sterben zu müssen. Weder Jeremy noch Hannah sagten einen Ton.
    Der
Wald war still.
    Ja
selbst das letzte scheiß Vögelchen hatte aufgehört zu zwitschern als hätte ich
soeben die Neutronenbombe abgeworfen. Die ganze Welt schien von meiner
Darbietung erschüttert und hielt den Atem an. Das Schicksal hatte sich prompt
für meine Häme gerächt. Nun war nicht mehr Jeremy die Witznummer.
    Ich
war es.
    Und
hatte mal wieder mit überlegener Wucht klargestellt, was für ein vollkommener
Depp ich doch war.
    Körperfunktionen
sind was Natürliches, versuchte ich mir einzureden, doch selbst die Stimmen in
meinem Kopf waren damit beschäftigt, mich auszulachen, statt sich
fadenscheinige Entschuldigungen anzuhören.
    „Henry,
komm raus. Wir wissen längst, dass du da bist.“ Hannah sprach ohne den
geringsten Anflug einer Emotion.
    Für
einen winzigen Moment gab ich mich der Illusion hin, dass es gar nicht passiert
war. Dass sie es nicht gehört (geschweige denn gerochen) hatten.
    Doch
kaum war ich aus dem Gebüsch getreten, da kippte der Moment und die beiden
begannen zu johlen. Hannah lief puterrot an, bei dem Versuch, an dem ich zuvor
gescheitert war. Selbstbeherrschung. Doch nach wenigen Sekunden brach es auch
aus ihr heraus während Jeremy gar nicht erst versuchte, sich zurückzuhalten und
seine Krallen ins Erdreich schlug. Ich sah dabei zu, wie ihm der Dreck um die
pelzigen Ohren flog, wie er heulte und tobte, als hätte er nie etwas Lustigeres
erlebt.
    Die
Minuten vergingen, ohne dass ihre Lacherei ein Ende zu nehmen schien. Mir blieb
nichts anderes übrig, als all das hinzunehmen.
    Es zu
nehmen wie ein Mann. Mit erhobenem Kopf jede neue aufbrandende Welle der Scham
über mich ergehen zu lassen, auch wenn ich nicht übel Lust hatte, davonzurennen
und mir ein eigenes Erdloch zu suchen.
    Es
ging so lange, bis beide entkräftet am Boden lagen, nur noch zwei- dreimal von
nachbebenden Lachanfällen gebeutelt.
    Hannah
wollte etwas sagen, als ihr Gesicht wieder die normale Farbe hatte, doch ich
unterbrach sie.
    „Sag….
einfach… nichts.“
    Denn
für manche Situationen gab es einfach keine Worte.
    Und
dies war mit Sicherheit eine davon.

Kapitel 31
Nur Augen für ihn
     
    Es stellte sich heraus,
dass Jeremy durch meinen überaus peinlichen Auftritt neuen Mut geschöpft

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