Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
könnte er wohl unmöglich länger Teil des Rudels sein.
Die würden ihn schneller rausschmeißen, als er seinen Rückenpelz rasieren
kann!“
Die
erwartete Begeisterung auf Hannahs Seite blieb aus unerfindlichen Gründen aus. Stattdessen
gab sie mir eine Ohrfeige.
„Nur
ernstgemeinte Vorschläge, Bücherknicker.“
Toll.
Nicht nur, dass sie meinen Einsatz nicht würdigte, nein, ich war auch wieder
zum Bücherknicker degradiert worden. Reizend.
„Aber
wenn ich ihn beiße-“
„Dann
wird das Gift in deinen Zähnen ihn umbringen. So wie ihn Olivias Gift schon
ausgeknockt hat als er noch nicht einmal verwandelt war“, beendete Hannah
meinen Satz. „Sowas kommt nicht in Frage. Gib dir wenigstens ein bisschen Mühe.
Wir müssen uns beeilen, ehe Ethan Jeremy zu etwas Leichtsinnigem zwingt.“
Ich
verschränkte die Arme. „Warum sollte Ethan so etwas überhaupt tun? Wenn Jeremy
zum Rudel gehört, dann wird Ethan ihn doch sicher keiner unnötigen Gefahr
aussetzen. Ihr Hunde mögt ja unzivilisiert sein, aber ihr müsst doch auch eine
Art Familiensinn haben.“
Hannah,
die gerade dabei war, die Vampir- und Werwolf-Schmöker zusammen zu räumen,
hielt inne. Jedoch nicht um auf meine Provokation einzugehen. Sie sprach
langsam, bedächtig.
„Er
will sich an mir rächen. Ethan war so wütend, als ich mich ihm widersetzt habe,
das kannst du dir nicht vorstellen. Ich bin fast sicher, dass er Jeremy nur aus
diesem Grund ins Rudel aufgenommen hat. Er weiß, wie viel er mir bedeutet.“
Zum
ersten Mal gestand Hannah offen, was sie für Jeremy empfand. Aus irgendeinem
Grund versetzte mir das einen Stich in die Magengrube.
„Und
ich konnte ihn noch nicht einmal fragen, wieso er dem Rudel beigetreten ist“,
meinte sie und klang dabei ungewöhnlich traurig. „Ethan hat ihm sicher
verboten, sich mir auch nur zu nähern.“
„Ich
werde auf ihn aufpassen“, brummte ich.
Hannah
starrte mich an. „Du willst was?“
„Ich
sagte, ich werde auf ihn aufpassen“, wiederholte ich widerwillig.
„Sicherstellen, dass ihm nichts passiert.“
Daraufhin
fiel mir Hannah um den Hals. „Danke Henry“, flüsterte sie.
Ich
brummte. „Ja ja, jetzt bin ich wieder der liebe Henry, was?“
Trotzdem,
wirklich böse sein konnte ich ihr nicht.
Ich
sog den Duft ihrer Haare ein und spürte ein jähes Glücksgefühl in mir
aufwallen, doch da hatte Hannah auch schon losgelassen.
„Aber
zuerst müssen wir uns einen Plan überlegen!“ Ihre Augen glitzerten voll neuem
Tatendrang. „Ich mach uns eine Kanne Tee, während du weiter nachdenkst. Denk
wie ein Vampir, Henry. Es muss doch irgendeinen Vorteil haben, mit einem
Blutsauger befreundet zu sein.“ Sie zwinkerte mir zu bevor sie im Nebenraum
verschwand um Tee aufzusetzen.
Ich
verschränkte die Arme. Denk wie ein Vampir, ha.
Ganz
toll, Hannah, wirklich. Nur weil dir nichts Brauchbares einfällt, soll ich’s
jetzt richten. Ist ja mal wieder typisch!
Woran
denken Vampire?
Richtig.
An Blut.
In
wieweit hilft uns das im Bezug auf Werwölfe?
Gar
nicht.
Auch nachdem Hannah den
Tee serviert hatte, fiel mir nichts ein, was Jeremy hätte helfen können.
Wie
sollte auch ausgerechnet meine Sicht der Dinge dem Hund dabei helfen, Ethan und
dem Rudel zu entkommen?
Wenn
Hannah nicht einmal einen Werwolf-Brauch kannte, der Jeremy da raus manövrierte,
dann wusste ich auch nicht weiter.
„Was
ist mit einem Duell?“, schlug ich vor, während ich an meinem Tee nippte. Ich
spuckte. Nee, der Geschmack war immer noch nichts für mich. Im Vergleich zu
Blut schmeckten die Getränke der Pulshaber fürchterlich schal. Ich begnügte
mich damit, daran zu riechen und mit dem Löffel zu spielen.
„Jeremy
könnte gegen Ethan kämpfen. Wenn er gewinnt, kann er gehen. Oder besser noch:
Er wird der neue Alpha und befiehlt der ganzen Rotte, sich zu verdünnisieren!
Auf nimmer wiedersehen!“
Hannah
würdigte meinen Geistesblitz nicht einmal mit einer Antwort. Anstatt
eingeschnappt zu sein, spornte ich zur Abwechslung mal meine grauen Zellen an.
Denk wie ein Vampir, hatte sie gesagt. Vampire sind Jäger. Und ein Jäger
analysiert die Lage, eher er angreift. Ich musste also erst einmal den
Zusammenhang klären. Die ganze Situation war einfach verquer, so viel wusste
ich.
Nero
hatte Olivia in einen Vampir verwandelt und somit das Gesetz des Rates
gebrochen.
Gabriel
und die anderen Ratsmitglieder hatten einen Pakt mit den Wölfen geschlossen.
Eigentlich
ein genialer Schachtzug.
So
machten sie sich
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