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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Day
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mochten es eben eine Spur
rustikaler. Als hätte jemand mein Herumschnüffeln bemerkt, hallte auf einmal
ein langgezogenes Heulen durch den Wald.
    Ich
zuckte zusammen. Oh ja, ich war ganz nah dran, daran bestand kein Zweifel. Mit
einem leisen Puff nahm ich meine Fledermausgestalt an. So war ich
unauffälliger und konnte durch die Luft entkommen falls es brenzlig werden
sollte.
    Ich
folgte dem Heulen und stieß – schneller als mir lieb war – auf zwei der Hunde.
    Sie
hatten es sich auf einem Steinhügel bequem gemacht und starrten versonnen in
den Himmel. Der eine war groß, bullig, mitternachtsschwarz und mit dichtem
Brustfell. Ethan, da war ich ganz sicher. Der Hund neben ihm war schmächtiger
und leuchtend weiß mit einem grauen Fleck über dem rechten Auge.
    Der
Ursprung der herzzerreißenden Heulerei. Logan. Oder wie Hannah ihn nannte –
Moon. Die beiden schienen auf irgendeine Weise miteinander zu kommunizieren.
Ich sah, wie sich ihre Ohren bewegten und sie Blicke tauschten. Allerdings ohne
irgendwelche hörbaren Worte zu wechseln. Ich fluchte innerlich.
    Logan
hatte sowas angedeutet. Von wegen dass sie ihre Gedanken teilten, oder so.
    Das
schien mir irgendwie unheimlich. Wenn jemand meine Gedanken hören könnte, würde
ich vermutlich im Boden versinken und nie wieder auftauchen.
    Ich
ärgerte mich, Hannah nicht weiter danach gefragt zu haben.
    Es war
frustrierend. Da hatte man einmal die Gelegenheit, die Hunde zu belauschen und
da gaben sie keinen Ton von sich!
    Bis
auf dieses nervige Heulen, das Logan immer wieder ausstieß, um der Schönheit
der Gestirne zu huldigen.
    Freak.
Ich liebte den Sternenhimmel auch, aber musste ich deswegen so einen Lärm
veranstalten?
    Ich
stieg höher in die kühle Nachtluft.
    Vermutlich
hatten sie die Jüngeren zu Jeremys Bewachung abkommandiert.
    Nach
einigen Minuten, in denen ich das Gebiet abgeflogen hatte, wurde ich fündig.
    Drei
haarige Punkte standen um einen umgestürzten Baumstamm verteilt.
    So
dezent wie möglich nahm ich in einer Baumspitze Platz, von der ich eine gute
Aussicht hatte.
    Irgendwie
musste es mir gelingen, Jeremy von den anderen wegzulocken.
    Für
den Fall, dass sie mich entdeckten, hatte ich sogar einen Notfallplan.
Aufplustern und gurren. Der gute alte Ich-bin-eine-Eule-Trick. Gut, er
funktionierte in den seltensten Fällen, da kaum einer eine Fledermaus mit einem
Kauz verwechselte, aber immerhin würde das wohl genug Verwirrung stiften, dass
ich in aller Ruhe verduften konnte. Zumindest in der Theorie. Blieb nur zu
hoffen, dass es nicht zu einer praktischen Anwendung kommen musste-
    „Du
bist verrückt!“
    Ha,
endlich ein richtiges Gespräch! Gierig stellte ich meine schallempfindlichen
Ohren nach vorne und lauschte.
    Der
Wolf, der gesprochen hatte, war dunkelbraun und wirkte etwas ungepflegt. Das
war mit Sicherheit Grace, dieser unfreundliche Trampel.
    Jeremy,
grau und rebellisch dreinblickend, knurrte sie an.
    „Du
bist verrückt, wenn du glaubst, dich Ethans Befehlen widersetzen zu können“,
keifte Grace und fletschte die Zähne. Ich war nicht sicher, ob sie mit Jeremy
redete, weil er diese Gedankenübertragung noch nicht drauf hatte, oder ob sie
ihren Worten auf diese Weise nur mehr Nachdruck verleihen wollte.
    Egal.
Es bereitete mir irgendwie Freude, dass Jeremy dieselbe Unfreundlichkeit
zuteilwurde, die Grace schon mir so überaus freigiebig hatte angedeihen lassen.
    „Wag
es nicht noch einmal ihm Widerworte zu leisten, oder du wirst es bereuen!“, kam
es von weiter links.
    Der
dritte Hund im Bunde, klein und scheckig, markierte trotz seiner schmächtigen
Gestalt den Boss. Blieb nur noch der Winzling, der mich so finster angestarrt
hatte.
    „Sag’s
ihm, Noah!“, feuerte Grace den Jungspund an.
    Die
Lage schien sich zuzuspitzen.
    Zeit
für mich, einzuschreiten.
    Doch
was tun?
    Glücklicherweise
hatte ich einmal in meinem Leben das Schicksal auf meiner Seite, denn in genau
dem Moment, da ich einen Tannenzapfen nach Grace werfen wollte, stolperte ein
hilfloses Rehkitz durchs Gebüsch.
    Sofort
wandten sich alle Wölfe dem kleinen Leckerbissen zu.
    Sie
mochten vielleicht keine Menschen fressen, doch das machte sie nicht weniger
blutrünstig.
    Das
Kitz bemerkte seinen Fehler und sprang sofort Haken schlagend durch den Wald.
    Grace
und Noah hinterher. Auch Jeremy schien seinen Jagdinstinkt nicht unterdrücken
zu können, doch da kam mir eine Idee.
    „Argh!“,
stöhnte er und wandte den Blick nach oben, auf der Suche nach

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