Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
ihre größten Feinde Untertan und sicherten nebenbei die
Unverletzlichkeit der Gesetzte. Aber wie hatten sie das angestellt? Warum
ließen die Hunde so etwas mit sich machen? Ich gab die Frage an Hannah weiter.
„Gerüchten
zufolge hat der Rat der Vampire mit unserem Rat einen Tausch vereinbart. Unsere
Dienste gegen das Serum.“
Ich
musste gar nicht fragen, was für ein Serum gemeint war.
Hannah
sah meinen fragenden Blick und fuhr fort: „Ein Serum, dass euer Gift
neutralisiert.“
Ich
machte große Augen. „Darauf würde der Rat niemals eingehen, nicht in einer
Million Jahre. Selbst wenn es eine Art Gegengift gäbe - was ich für sehr
unwahrscheinlich halte - dann würde der Rat es um jeden Preis vor euch geheim
halten wollen. Der Krieg mag vorbei sein, aber kein Vampir, der ganz dicht ist,
traut einem Hund über den Weg.“
Ich
lächelte, als mir klar wurde, dass ich somit selbst nicht ganz dicht sein
konnte. Was soll’s. Bei Verstand zu sein, wird überschätzt. Und so ist es doch
um einiges spannender.
Hannah
gab mir Recht. „Wir Wölfe sind auch nicht blöd, weißt du. Keiner von uns würde
einem Blutsauger trauen. Nicht einmal, wenn sein Leben davon abhinge.“
Ich
nickte. Soweit waren wir uns schon mal einig.
Ich
begab mich auf den Teil der Lösungssuche, mit dem ich mich am besten auskannte.
Dem
Gebiet der haltlosen Spekulation.
„Gabriel
würde niemals unsere einzige Waffe gegen Werwölfe verspielen. Es könnte ein
leeres Versprechen sein, aber das würde euer Rat sicher durchschauen. Nein, es
muss etwas anderes sein. Etwas, das den Hunden einen Vorteil einbringt, das
ganz sicher.“
Auch
wenn wir nun die Randumstände etwas besser verstanden, ganz klar war es uns
immer noch nicht.
Was
Nero und Jeremy im Speziellen anging, kamen wir mit unseren Grübeleien
allerdings auch nicht weit. Ich hatte eine Idee, deren Umsetzung wohl gleichsam
unmöglich und zutiefst gefährlich war, doch Hannah protestiere heftig. Wir
würden wohl einfach abwarten müssen, wie sich die Geschichte entwickelte. Die
Aussicht, dass ich im Falle einer Konfrontation zwischen die Fronten gehen
müsste, stimmte mich nicht gerade fröhlicher. Nero war ein Teil meiner Familie.
Es war meine Aufgabe ihn zu beschützen.
Hannah
hatte ich versprochen, gleichsam ein Auge auf Jeremy zu haben. Was bedeutete,
dass ich so oder so versagen würde.
Sehr
beruhigend.
Kapitel 38
Hunde unter sich
Ich gebe es zu, ich bin
ein Heuchler.
Jeremys
Abwesenheit schmerzte mich nämlich herzlich wenig, auch wenn ich vor Hannah den
Betroffenen mimte. Wenn ich die Möglichkeit hätte, ihn von einer Klippe zu
stoßen, würde ich es nicht tun. Ich bin schließlich ein netter Kerl. Wenn er
allerdings von allein fallen würde…
Nein!
Hör auf so was auch nur zu denken! Schäm dich. Böser Henry!
Möglichst
leise bahnte ich mir meinen Weg durch den nächtlichen Wald und vertrieb all die
wilden Phantasien, die sich mein Kopf zusammenspann. Jetzt war keine Zeit für
sowas. Stattdessen war oberste Wachsamkeit gefragt. Ich musste Jeremy unter
vier Augen sprechen. Davon hing alles ab. Nervös blickte ich mich um. Wenn das
Rudel mich entdeckte, dann war ich Hundefutter.
Dank
Hannahs Wegbeschreibung wusste ich ungefähr, wo sich ihr Bau befand, doch das
minderte keineswegs die Gefahr, die von den vier feindseligen Hunden ausging,
die Jeremy vermutlich bewachten.
Für
Hannah war es zu gefährlich, sich ihrer ehemaligen Familie zu nähern, sonst
hätte sie mich begleiten können.
Na ja,
sie hätte mich vermutlich trotzdem begleitet, denn Hannah gehörte nicht zu den
Hunden, die ängstlich den Schwanz einzogen. Hätte sie, wenn sie gewusst hätte,
dass ich heute Abend losgezogen war. Doch irgendwie hatte ich versäumt, ihr
davon zu erzählen. Sowas Dummes aber auch.
Nun,
dann würde ich mir Jeremy wohl oder übel allein vorknöpfen müssen,… Falls ich
unbeschadet an den anderen Kötern vorbeikam.
Ihr Hauptquartier zu
finden war leicht. Es war eine große Höhle, die von zwei Flussarmen umschlossen
wurde, wie eine Nuss von einem Nussknacker. Jedoch fand ich die Höhle verwaist
vor. Keiner daheim, doch das überraschte mich nicht. Heute Abend bildete der
Mond eine pralle Kugel.
Zu
dieser Zeit waren die Hunde besonders aktiv, wie ich dank Dunkle
Leidenschaft – Wolfsbiss wusste. Ich erkannte die verkohlte Asche einer
Feuerstelle in der Mitte. Darum ein Haufen altes Laub und Gras, in dem mehrere
Schlafkuhlen zu erkennen waren. Typisch Hund. Die
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