Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
mir“, brummte ich und rieb mir die Schläfen. Was würde ich nicht für
eine Handvoll Schlaftabletten geben…
Hannah
war aufgewühlt. „Man kann nicht einfach so mir nichts dir nichts aus einem
Rudel austreten! Das ist nicht möglich. Ab jetzt untersteht Jeremy Ethans
Kontrolle. Er wird es nicht schaffen, sich einem seiner Befehle zu
widersetzen.“
Ich
verstand nur Bahnhof.
„Aber du konntest doch aus dem Rudel austreten“, meinte ich langsam. Mein Hirn wollte
einfach nicht begreifen, wo das Problem lag.
„Bei
mir ist das was anderes“, meinte Hannah. „Mein… Vater war der Alpha des Rudels
ehe er getötet wurde. Kurz bevor das geschehen ist, hat er Ethan befohlen, auf
mich aufzupassen. Er hat ihn schwören lassen, mich zu beschützen. Befehle zu
ignorieren ist nur in sehr seltenen Fällen möglich. Einen Schwur zu ignorieren,
gar nicht. Nur deswegen konnte ich aus dem Rudel raus. Mit jedem anderen hätte
Ethan sich duelliert. Auf Leben und Tod.“
Ich
schluckte.
„Okay,
ich kapier’s so langsam. Aber was ist so schlimm daran, wenn Jeremy im Rudel
ist? Ihm wird schon nix passieren.“
Hannah
lachte trocken auf. „Begreifst du denn nicht, was das bedeutet? Auf diese Art
wird Jeremy zu Ethans Marionette. Ich… ich habe sie belauscht. Ethan hat vor,
Jeremy auf Nero anzusetzen.“
Nun
war ich an der Reihe, trocken aufzulachen.
„Der
Arme. Gegen Nero hat er keine Chance.“
Hannah
packte mich am Arm, und das nicht gerade sanft.
„Er
hat Jeremy den Auftrag gegeben, Nero zu Gabriel zu bringen. Als Strafe dafür,
dass er Olivia in eine von euch verwandelt hat. Ich glaube, das ist sein
Todesurteil.“
Zugegeben,
das klang nicht gut. Trotzdem versuchte ich Hannah zu beschwichtigen.
„Nero
fangen zu wollen ist, als wolle man Rauch fangen. Mit bloßen Händen. Du weißt,
dass er ein Teleporter ist. Jeremy wird ihn niemals erwischen.“
„Aber
er wird nicht eher ruhen, bis es ihm gelungen ist.“
Ich
zuckte die Schultern. „Dann hat Jeremy zumindest genug Bewegung. Und warum
machst du dir überhaupt Sorgen um Nero? Ist ja nicht so, als wärt ihr
befreundet oder sowas.“
Mein
Kommentar über Jeremy kam wie erwartet nicht gut an. Wahrscheinlich hielt sie
mich plötzlich für kaltherzig, wo ich mir doch vorher so um ihn gesorgt hatte.
Doch
als ich Nero erwähnte, schien ihr Gesicht weicher zu werden. Ebenfalls eine
eigenartige Reaktion. Niemand mochte Nero. Nicht einmal seine eigene Familie.
Ich glaube, der Einzige, der Nero wirklich mag, ist er selbst.
„Er
hat Jeremy und mir das Leben gerettet. Wir sind in seiner Schuld.“
Aha,
da lag der Hase also begraben.
„Ich
will dir ja nicht deine Illusionen rauben, Hannah, aber Nero hat das sicher
nicht aus Nächstenliebe getan.“
„Nein“,
sagte Hannah. „Er hat es für dich getan. Weil du ihn darum gebeten hast.“
Ich
runzelte die Stirn. Nero tat nie etwas für andere, wenn es ihm keinen Vorteil einbrachte.
Er war Teil unserer Familie, weil ihm das Zusammenleben einige Annehmlichkeiten
bot. Nicht weil er es so schätzte. Die meiste Zeit streunte er eh irgendwo
allein rum. Außerdem gefiel es ihm, dass wir auf seine Fähigkeiten angewiesen
waren. Das ließ er einen jedes Mal spüren, wenn er die Gedächtnisse der
Pulshaber löschte.
In
diesem Moment schoss mir eigenartigerweise das Bild vor Augen, als Olivia mich
nach dem Frühlingsball gegen den Baum geschleudert hatte. Nero hatte mich
aufgefangen und war meiner statt gegen den Stumpf geknallt.
Vielleicht
hatte er ja wirklich Gefühle?
Wenn
ja, dann war es umso erstaunlicher, dass er Gefühle für mich haben
sollte. Lysander und Dimitri behandelten mich meist wie eine Mischung aus
Kumpel und kleinem Bruder. Nero waren dererlei Mischverhältnisse fremd. Er
behandelte mich zu hundert Prozent wie einen Punchingball. Immer schön
draufhauen.
Hannah
riss mich aus meinen Gedanken.
„Es
geht hier auch nicht um Nero, sondern um Jeremy.“
Ich
hob eine Augenbraue. Irgendwie schien es Hannah immer nur um Jeremy zu gehen.
Langsam ging mir das auf den Keks.
„Und
was soll ich jetzt tun? Ethan zu Brei schlagen?“
Hannahs
Miene blieb unbewegt. Ihr war genauso klar wie mir, dass ich bei einem Kampf
mit dem Alpha den Kürzeren ziehen würde. Ich war noch nicht einmal beleidigt
deswegen.
Ethan
war ein Tier. Tierischer als ein Tier. Himmel, dem Kerl wuchs sogar ein Fell,
verdammt nochmal!
Hannah
sah mich ernst an. „Sag Nero einfach, was los ist.“
Ich
wollte gerade protestieren, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher