Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
Drohung wahr gemacht? Seid ihr in Schwierigkeiten?“
Mir
war nach heulen zumute. Die Einzige, die mich hier in Schwierigkeiten brachte,
war Hannah!
„Wir
sind mitten im Hauptquartier der Hunde, ich hab jetzt echt keine Zeit zum
Quatschen!“ Ich drückte Hannah weg.
Das
würde sie mir später sicher übel nehmen, doch darüber durfte ich mir jetzt
keine Gedanken machen. Mein Blick fuhr herum, auf der Suche nach einem Ausgang.
Vor
dem Hauptportal standen noch immer die Wachposten, außerdem müsste ich, um es
zu erreichen, die ganze Halle durchqueren, und somit an Ethan und den anderen
vorbei.
Blieb
nur noch eine der Seitentüren. Mit einem leisen Puff verwandelte ich
mich in eine Fledermaus und schlüpfte durch den Spalt der Seitentür, die mir am
nächsten war.
Schon
im nächsten Moment bereute ich es.
Es war
dieselbe Tür, hinter der Severin und Gabriel verschwunden waren. Leicht panisch
flatterte ich zur Decke und verbarg mich in deren Schatten, während Gabriel die
Tür zuzog. Ich hatte verdammtes Glück gehabt, dass er mich nicht gesehen hatte.
Auch wenn die nächste Tür, die vermutlich einen Ausgang nach draußen bot, nur
wenige Meter entfernt lag, so blieb mir doch nichts anderes übrig, als ihr
Gespräch auszuharren und das Geschehen kopfüber zu beobachten.
Gabriel wand sich an
Severin. „Ein einzelner Straftäter ist etwas wenig, findet Ihr nicht?“
Der
ganze Raum war mit Spiegeln ausgekleidet, und ließ die beiden Personen wie eine
Vielzahl aussehen.
Severin
taxierte ihn mit ihren Veilchenaugen, und ging mit elegantem Schritt auf ihn
zu. Die Spiegel zeigten nur noch deutlicher, wie sich ihre Hüfte sanft von
einer Seite zur anderen schob. Kaum zu glauben, dass sie eine Hündin war,
wirkte sie doch so geschmeidig wie eine Katze. Beinahe wie ein Vampir.
„Er
ist der Erste, der Erste einer ganzen Reihe. Bald wird es niemand mehr wagen,
Eure Gesetze zu brechen, da bin ich sicher. Meine Wölfe haben getan, was Ihr
verlangt habt. Und ihre Brüder auf der ganzen Welt werden es ihnen gleichtun.
Und nun gebt mir endlich, was mir zusteht!“
Ihr
Gesicht schien auf einmal faltig, und als Severin es in den Spiegeln bemerkte,
entfuhr ihr ein schriller Laut des Entsetzens.
Gabriel
lächelte sein kühles Lächeln.
„Es
hat noch keinen Bestand, was? Euer Werwolf-Körper kämpft noch immer dagegen
an.“
„Gebt
es mir!“, verlangte Severin nun noch dringlicher, und warf sich fast wie eine
Betrunkene an Gabriels Kragen.
Er
befreite sich von ihr und zog eine winzige Glasampulle aus seinem Umhang
hervor.
Ein
Serum.
Hatte
Hannah Recht behalten, und Gabriel bot den Werwölfen im Tausch gegen ihre
Dienste ein Heilmittel? Etwas, dass das Gift eines Vampirbisses neutralisierte?
„Wenn
Ihr mir einen weiteren Gefallen erfüllt, gehört es Euch.“
Severin
schien ihn kaum zu hören. Sie nickte und stürzte sich auf die kleine Flasche
und kippte sich die graue Flüssigkeit den Rachen hinunter.
Das
Zeug zeigte sofort Wirkung. Die Falten, die sich kurz zuvor um Severins Augen
und ihre Mundwinkel gegraben hatten, verschwanden. Ihr Bronzeteint leuchtete
eine Spur heller.
Gabriel
beobachtete ihre Verwandlung mit mäßigem Interesse.
„Und
uns beschimpft ihr als Blutsauger“, scharrte er. „Doch wer hätte gedacht, dass
unseres Euch so gut bekommt?“
Nachdem
sich Severin an ihrem verjüngten Körper satt gesehen hatte, runzelte sie ihre
makellose Stirn.
„Ich
habe das Blut des Schuldigen gekostet, doch es hatte nicht dieselbe Wirkung.
Wieso?“
Gabriel
schien amüsiert. „Wer hätte gedacht, dass ihr derart töricht seid?“
Severin
schnaubte.
„Blut
ist nicht gleich Blut“, erklärte Gabriel leise. „Euer Trunk beinhaltet jeweils
einen Tropfen meines Blutes, vermischt mit einigen Stoffen, die es eurem
Organismus erlauben, sich einiger vampirischer Vorteile zu bedienen. Außerdem
ist mein Blut im Gegensatz zu dem dieses Gewöhnlichen um ein vielfaches
stärker. Schönheit, Eleganz, ewige Jugend, Unsterblichkeit. All das kann der
Trank euch geben, wenn ihr ihn regelmäßig zu euch nehmt. Und das für eine vergleichsweise
kleine Gegenleistung. Die Gefolgschaft der Wölfe.“
Ich
wollte meinen großen Fledermausohren nicht trauen. Das war es also? Das steckte
hinter dieser seltsamen Allianz?
Die
Eitelkeit einer einzelnen Frau?
Deswegen
spielten die Hunde Aufpasser?
„Ich
fordere die Hunde dort draußen“, sagte Gabriel, als verlange er nach etwa
Weitere Kostenlose Bücher