Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
besann mich eines Besseren und
stürzte mich ebenfalls in den Kampf. Einen Moment lang wusste ich nicht genau,
gegen wen ich eigentlich kämpfen sollte, immerhin waren die Vampire
meinesgleichen, und Severin wollte nach wie vor Nero umbringen, doch dann war
ich auch schon mitten drin. Einer der Vampire – ein Rotschopf – war gerade
Grace an den Hals gesprungen und war im Begriff, sie zu beißen. Mit einem
Fußtritt schleuderte ich ihn von ihr, gerade noch rechtzeitig, ehe sich seine
Fänge in ihr Fell bohren konnten.
Grace
starrte mich an. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Ich um
ehrlich zu sein auch nicht. Viel Zeit darüber nachzudenken, blieb mir
allerdings nicht, denn die anderen Vampire hatten meinen kleinen Auftritt
mitbekommen und umzingelten nun auch mich.
„Verräter
an deiner eigenen Art!“, zischte einer gehässig.
Ich
fuhr meine Zähne aus.
„Wieso
Verräter? Ich tue die Dinge doch auf meine Art! Ich beschütze –“
Plötzlich
brandete heißer Schmerz durch meinen Körper. Von meinem Rücken ausgehend raste
er kreischend durch meine Nervenbahnen und überflutet mein Hirn. In Zukunft
sollte ich wohl weniger lange Reden schwingen…
Ich
schrie auf, blickte nach hinten, und sah einen Kerzenständer, den einer der
Vampire in meinen Rücken gerammt hatte. Nun war Schluss mit lustig!
Mit
einem Ruck befreite ich mich von dem Kerzenständer, packte den hinterlistigen
Angreifer am Kragen, und schleuderte ihn über die Menge. Ein Ziehen in meinem
Rücken sagte mir, dass das Fleisch am Heilen war. Dennoch tat es scheißweh. Ich
blickte mich um. Hannah war nirgends in Sicht, dafür war Neros Käfig verwaist.
Dann fiel mein Blick auf Logan. Er war in Schwierigkeiten.
Seufzend
wollte ich zu seiner Rettung eilen, als sich ein paar kräftige Zähne in meine
Schulter bohrten.
Doch
dann ließ der Druck auf einmal nach.
„Na?
Wie ist das so von einem Artgenossen gebissen zu werden?“ Jeremy starrte mich
feixend an.
Er
hatte den Vampir, der mich gebissen hatte, K.O. geschlagen.
„Nicht
besonders angenehm“, gab ich zu und nickte ihm dankend zu. Ich suchte die Halle
nach Hannah ab, doch mein Blick blieb an Gabriel hängen, wie er scheinbar
unbeteiligt aus der Kirche hinaus schlenderte.
Die
beiden Wachhunde stellten sich ihm in den Weg, doch mit einer kleinen Handbewegung
des Obervampirs erstarrten beide.
Severin,
ein hellgrauer Wolf mit kurzem Fell schrie „Das wirst du mir noch büßen!“, über
die Köpfe der anderen hinweg, doch Gabriel drehte sich nicht einmal mehr um.
Während
er nach draußen spazierte, erledigten die anderen Vampire in der Kirche die
Drecksarbeit für ihn.
Wir
waren in der Unterzahl. So sehr wir auch kämpften, die Vampire waren nicht zu
besiegen. Mehrere der Wolfswachen gingen zu Boden. Schließlich mussten wir uns
geschlagen geben. Die Vampire fesselten die Hunde und mich; verschnürten uns zu
einem riesigen Knäuel an Fell und Zähnen. Die Hunde bekamen gerade der Reihe
nach eine Art Maulkorb auf, da öffnete sich unerwarteterweise erneut die Tür.
„Hey,
war das gerade-“ Noahs kindliches Gesicht schob sich durch das Eingangsportal.
Er erstarrte. „Upps, falsche Tür“, und schlug sie wieder zu, doch natürlich
ließen ihn die Vampire nicht entkommen.
Kapitel 45
Hello Kitty weiß keinen Rat
Die Angreifer hatten
Severin und ihre Wachen nach draußen gebracht. Was mit ihnen geschehen würde,
wussten wir nicht.
„Die
sind nicht besonders helle, nicht mal einen Wachposten hier zu lassen, während
sie weg sind“, schnaubte Ethan und klang fast enttäuscht von der Vorgehensweise
der Vampire. „Vermutlich wissen sie, dass wir uns sowieso nicht befreien
können.“ Wenn der großmäulige Alpha schon so etwas sagte, dann stand es
wirklich nicht gut um uns. Ich spürte, wie die allgemeine Motivation um mich
herum um weitere zehn Prozentpunkte auf minus hundertfünfzig sank.
Verschnürt
und von den anderen Vampiren gedemütigt und bespuckt saß ich also auf dem
kalten Boden der Kirche, wieder zwischen Jeremy und Grace eingekeilt (das nenn
ich Ironie), und konnte nichts als seufzen.
„Wenigstens
sind wir jetzt alle zusammen“, meinte Noah kleinlaut. Zwischen den ganzen
verwandelten Hunden wirkte er mehr denn je wie ein Kind, ein Welpe. Es war
nicht zu fassen, selbst in dieser Situation schien er noch eingeschnappt, weil
er die ganze Action verpasst hatte.
„Bist
du jetzt glücklich?“, knurrte Logan ihn an.
Nach
einer Pause fragte er: „Und was machen wir
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