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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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rückte Glaushof mit seiner eigentlichen Absicht heraus. »Gestatten Sie mir zu sagen, Sir, daß ich glaube, daß wir seitens der Abwehr bei der Informationssperre mit Schwierigkeiten rechnen müssen.«
    »So, tun Sie das? Dann lassen Sie sich eines gesagt sein, Major, und das ist ein Befehl, ein absolut erstrangiger Spitzenbefehl: Es wird eine Nachrichtensperre für sämtliche Informationsdienste angeordnet und eine totale Verkehrsstop- Order verhängt. So lautet mein Befehl, verstanden?«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Glaushof. »Ich werde ihn sofort an die Abwehrzentrale weiterleiten. Denn wenn da irgendwas an die Presse durchsickern würde ...«
    »Major Glaushof, das ist ein Befehl, und ich wünsche, daß er auf der Stelle in sämtlichen Abteilungen in Kraft tritt.«
    »Die Abwehr eingeschlossen, Sir?«
    »Natürlich die Abwehr eingeschlossen«, bellte der General. »Unsere Abwehr ist die beste auf der ganzen Welt, und ich werde ihren ausgezeichneten Ruf doch nicht dadurch gefährden, daß ich sie dem störenden Einfluß der Medien aussetze. Ist das klar?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Glaushof und machte sich umgehend davon, um die Postierung einer bewaffneten Wache an der Abwehrzentrale anzuordnen und das Personal dahingehend zu instruieren, daß totale Verkehrsstop-Order herrsche. Da niemand so recht wußte, was eine Verkehrsstop-Order war, reichten die verschiedenen Interpretationen vom einfachen Ein- und Ausfuhrverbot für Fahrzeuge aller Art in und aus den Zivilunterkünften bis hin zur höchsten Alarmstufe auf dem Flugplatz, die allerdings während der ganzen Nacht nur mit Unterbrechungen gewährleistet war, da Schwaden von Agenten- Ex die Sensoren zum Aufspüren chemischer Kampfstoffe wiederholt außer Kraft setzten. Bis zum Vormittag waren derart massiv widersprüchliche Gerüchte im Umlauf, daß Glaushof sich schon wieder sicher genug fühlte, um seine Frau wegen Lieutenant Harahs sexueller Insubordination anzuschnauzen, bevor er seinen wohlverdienten Schlaf nachholte. Für Wilts Befragung wollte er gut in Form sein.
    Doch als er zwei Stunden später das gut bewachte Krankenzimmer betrat, war Wilt anscheinend nicht in der Stimmung, Fragen zu beantworten. »Warum verschwinden Sie nicht einfach und lassen mich schlafen?« murmelte er undeutlich und drehte sich auf die andere Seite. Glaushof betrachtete seinen Rücken.
    »Geben Sie ihm noch einen Schuß«, wies er den Arzt an. »Was für einen Schuß denn?«
    »Von dem Zeug, das sie ihm gestern abend verpaßt haben.«
    »Ich hatte gestern abend gar keinen Dienst«, erwiderte der Arzt. »Und außerdem, wer sind Sie überhaupt, daß Sie mir sagen wollen, was ich ihm geben soll?«
    Glaushof ließ seinen Blick von Wilts Rücken zum Arzt hinüberwandern. »Ich bin Glaushof. Major Glaushof, Doktor, falls Sie noch nichts von mir gehört haben sollten. Und ich befehle Ihnen, diesem kommunistischen Schweinehund was zu geben, was ihn aus diesem Bett hier treibt, damit ich ihm ein paar Fragen stellen kann. «
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Wenn Sie meinen, Major«, sagte er und vertiefte sich in Wilts Krankenblatt. »Was würden Sie denn empfehlen?«
    »Ich?« fragte Glaushof. »Woher zum Teufel soll ich denn das wissen? Ich bin doch kein verdammter Arzt.«
    »Ich aber zufällig«, entgegnete der Arzt, »und ich sage Ihnen, daß ich diesem Patienten vorerst keine weiteren Medikamente verabreichen werde. Der Mann war einem hochtoxischen Agenten ...«
    Weiter kam er nicht. Unwillig grunzend schob ihn Glaushof durch die Tür auf den Gang hinaus. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu«, schnarrte er, »ich will nichts hören von wegen Medizinerethik und solchem Quatsch. Der Typ, der da drin liegt, ist ein gefährlicher feindlicher Agent und gehört nicht einmal in die Kategorie eines Patienten. Haben Sie mich verstanden?«
    »Sicher«, sagte der Arzt nervös. »Sicher habe ich Sie verstanden. Laut und deutlich. Würden Sie vielleicht jetzt Ihre Finger wieder von mir wegnehmen?«
    Glaushof ließ seinen Kittel los. »Und jetzt besorgen Sie was, was diesen Scheißkerl zum Reden bringt, und zwar ein bißchen plötzlich«, sagte er. »Schließlich bedeutet er ein erhebliches Sicherheitsrisiko.«
    »Das kann man wohl behaupten«, sagte der Arzt und eilte davon. Zwanzig Minuten später wurde ein völlig verwirrter und in eine Decke eingehüllter Wilt aus der Krankenstation geschafft und mit Höchstgeschwindigkeit in Glaushofs Büro gefahren, wo man ihn auf einen Stuhl setzte. Glaushof

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