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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und ein paar Bogen Papier.«
    Glaushof zögerte einen Augenblick, bevor er zu der Einsicht gelangte, daß ein in Wilts eigener Handschrift niedergelegtes Geständnis was für sich hatte. Auf diese Weise konnte niemand behaupten, er hätte es aus dem kleinen Saukerl herausgeprügelt. »Einverstanden«, sagte er. »Sie können sich an diesen Tisch da setzen.«
    Drei Stunden später hatte Wilt sechs Seiten mit seiner ordentlichen und nahezu unleserlichen Handschrift gefüllt. Glaushof nahm sie an sich und begann zu lesen. »Was soll denn das heißen? Haben Sie denn nie gelernt, anständig zu schreiben?«
    Verdrossen schüttelte Wilt den Kopf. »Wenn Sie nicht lesen können, dann geben Sie es doch jemandem, der das kann. Ich bin fix und fertig«, sagte er und legte seinen Kopf mit untergeschobenen Armen auf den Tisch. Glaushof betrachtete sein schneeweißes Gesicht und mußte ihm recht geben. Ihm war auch nicht sonderlich wohl zumute. Aber zumindest blieb ihm die Befriedigung, daß sich Colonel Urwin und diese Idioten von der Abwehr bald noch mieser fühlen würden. Dieser Gedanke gab ihm neue Kraft. Er ging nach nebenan in sein Büro, fotokopierte die sechs Seiten und marschierte dann geradewegs in die Schreibstube. »Ich brauche sofort davon eine Abschrift«, erklärte er. »Und absolute Geheimhaltung.« Dann setzte er sich hin und wartete.

Kapitel 18
    »Einen Durchsuchungsbefehl? Einen Durchsuchungsbefehl für Oakhurst Avenue 45? Sie wollen wirklich einen Durchsuchungsbefehl beantragen?« fragte der Polizeichef. »Jawohl, Sir«, erwiderte Inspektor Hodge, der nicht ganz begriff, wieso ein in seinen Augen völlig einleuchtendes Ersuchen Anlaß zu derart penetranten Rückfragen gab. »Alle Beweise deuten darauf hin, daß die Wilts Kuriere sind.«
    »Ich bin nicht sicher, daß der Richter derselben Ansicht ist«, sagte der Polizeichef. »Alles, was wir haben, sind zufällige Verdachtsmomente.«
    »Daß Wilt zu diesem Stützpunkt hinausfährt und uns durch die Gegend jagt, ist keineswegs zufällig, und ich wage zu behaupten, es war kein Zufall, daß sie diese Kräuterfarm aufgesucht hat. Steht alles hier in meinem Bericht.«
    »Ja«, sagte der Polizeichef und schaffte es tatsächlich, seinen ganzen Zweifel in dieses eine Wörtchen zu legen. »Was nicht drinsteht, ist auch nur ein Wort von einem hieb- und stichfesten Beweis.«
    »Deshalb brauchen wir ja die Durchsuchung, Sir«, erwiderte Hodge. »Es muß einfach Spuren von diesem Zeug im Haus geben. Liegt doch auf der Hand.«
    »Vorausgesetzt, daß Wilt der ist, für den Sie ihn halten«, sagte der Polizeichef.
    »Hören Sie«, sagte Hodge, »er wußte, daß er verfolgt wurde, als er Baconheath verließ. Er muß es gewußt haben, sonst wäre er kaum eine halbe Stunde im Kreis rumgefahren und hätte uns dann abgehängt...«
    »Das ist auch noch so eine Sache«, unterbrach ihn der Polizeichef, »daß Sie ohne Genehmigung im Wagen dieses Kerls Wanzen angebracht haben. Ich halte das für äußerst tadelnswert, haben Sie mich verstanden? Aber vielleicht war er ja auch betrunken.«
    »Betrunken?« fragte Hodge, der es schwierig fand, eine Verbindung zwischen der Tatsache, daß ungenehmigtes Verwanzen tadelnswert sein sollte, was in seinen Augen nicht zutraf, und Wilts Trunkenheit herzustellen. »Als er Baconheath verließ. Er wußte daher nicht, ob er auf dem Hin– oder Rückweg war, und fuhr deshalb im Kreis. Diese Yankees saufen Roggenwhisky. Zum Kotzen, aber das Zeug geht einem schneller in die Knochen, als man denkt.« Inspektor Hodge dachte kurz über diese Vermutung nach, hielt dann aber nichts von ihr. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Betrunkener auf solchen Straßen so schnell fahren könnte, ohne sich den Hals zu brechen. Und dann auch noch auf einer derart raffinierten Route, auf der ständig der Funkkontakt unterbrochen wird.«
    Erneut vertiefte sich der Polizeichef in den Bericht. Keine sehr erfreuliche Lektüre. Andererseits hatte Hodges Theorie etwas für sich. »Wenn er nicht die Muffe hatte, warum hätte er dann den Wagen vor einem fremden Haus stehen lassen sollen?« fragte er, aber Hodge hatte auch dafür bereits eine Antwort parat.
    »Zeigt nur, wie gerissen er ist. Verrät sich durch nichts, dieser Kerl. Er weiß, daß wir ihm auf der Spur sind, und braucht eine Erklärung für diese Hetzjagd, die er uns geliefert hat, also spielt er den Ängstlichen.«
    »Wenn er tatsächlich so verdammt schlau ist, werden Sie in seinem Haus auch nichts finden,

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