Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
dieses Irrenhaus. Und das lassen Sie zu? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost. Ich würde meinen Sohn nicht einmal in die Nähe lassen.«
    »Kann schon sein«, sagte der Sergeant und verkniff sich taktvoll die Bemerkung, daß Flints Sprößling, da er seine fünf Jahre abbrummen mußte, vorerst wohl kaum irgendwohin gehen würde. »Trotzdem, meiner lernt Installateur, und da muß er eben einmal die Woche in die Berufsschule. Ihm bleibt auch gar nichts anderes übrig. Das ist Gesetz.«
    »Wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann sollte es ein Gesetz geben, das junge Leute vor den Himmelhunden schütztdie dort unterrichten. Wenn ich bloß an diesen Wilt denke ...« Völlig verzweifelt schüttelte er den Kopf. »Mr. Avon deutete an, man sei dringend auf Ihre Diskretion angewiesen oder so ähnlich«, fuhr der Sergeant fort. »Außerdem steht die Todesursache ja noch gar nicht genau fest. Ich meine, es muß ja keine Überdosis gewesen sein.« Flint richtete sich auf. »Von wegen Diskretion – die können die sich an den Arsch schmieren«, murmelte er. »Trotzdem wäre ein schöner Mord zur Abwechslung mal nicht übel.« Er stand auf, ging hinunter zum Wagenpark und fuhr in die Nott Road zur Berufsschule. Vor dem Tor parkte ein Streifenwagen. Flint ignorierte das und stellte sein Auto ungeniert auf den eigens für den Schatzmeister reservierten Platz. Dann betrat er das Gebäude mit jenem geminderten Selbstvertrauen, das sich bei ihm jedesmal einstellte, wenn er die Schwelle der Berufsschule überschritt. Der Stellvertretende erwartete ihn schon in der Halle. »Inspektor, ich bin ja so froh, daß Sie kommen konnten.« Flint beäugte ihn mißtrauisch. Seine früheren Besuche waren beileibe nicht willkommen gewesen. »Also, wo ist die Leiche?« fragte er forsch und registrierte voll Zufriedenheit, wie der Stellvertretende sich wand.
    »Nun ja ... im Heizungskeller«, sagte er. »Aber zunächst ist da noch die Frage der Diskretion. Wenn wir allzu großes Aufsehen vermeiden könnten, wäre das wirklich äußerst hilfreich.« Inspektor Flints Stimmung besserte sich schlagartig. Wenn diese Bagage eine solche Heidenangst vor Publicity hatte und um Diskretion um jeden Preis zu winseln begann, dann mußte die Scheiße ja so richtig fein am Dampfen sein. »Falls Wilt damit irgend etwas zu tun hat ...«, begann er, aber der Stellvertretende schüttelte sofort den Kopf. »Nichts dergleichen, das kann ich Ihnen versichern«, sagte er. »Zumindest nicht direkt.«
    »Was soll denn das heißen, nicht direkt?« fragte Flint argwöhnisch. Bei Wilt war niemals etwas direkt. »Nun ja, er war der erste, der von Miss Lynchknowle und der Überdosis erfuhr, aber er rannte ins falsche Klo.«
    »Soso, ins falsche Klo?« sagte Flint und verzog das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Eine Sekunde später war es wie weggeblasen. Er witterte Unrat. »Miss wer?«
    »Lynchknowle. Das meinte ich ja ... also deshalb erfordert die Sache Diskretion. Ich meine ...«
    »Das müssen Sie mir nicht erst sagen. Ich weiß Bescheid. Und ob ich Bescheid weiß«, sagte Flint um einiges gröber, als dem Stellvertretenden lieb war. »Die Tochter des Lord Lieutenant wird hier erledigt, und Sie wollen nicht, daß er ...« Er hielt inne und sah den Stellvertretenden durchdringend an. »Was hatte sie hier überhaupt zu suchen? Behaupten Sie bloß nicht, daß sie mit einem Ihrer sogenannten Studenten verbandelt war.«
    »Sie war eine unserer Schülerinnen«, sagte der Stellvertretende, wobei er versuchte, angesichts der unverhohlenen Skepsis Flints eine gewisse Würde zu wahren. »Sie war Fortgeschrittene Seks III und ...«
    »Fortgeschrittene Sex III? Was für ein Kursus ist denn das, zum Teufel? Fleisch I war schon abstoßend genug, wenn man bedenkt, daß man da eine ganze Ladung Metzgerjungen vor sich hatte, aber wenn Sie mir erzählen wollen, daß Sie einen Kurs für Prostituierte abhalten und eine davon Lord Lynchknowles Göre ist ...«
    »Fortgeschrittene Sekretärinnen«, stieß der Stellvertretende hervor, »ein sehr renommierter Kurs. Mit ausgezeichneten Ergebnissen.«
    »Wie zum Beispiel Todesfällen«, sagte Flint. »Also gut, dann wollen wir uns mal Ihr jüngstes Opfer ansehen.« In der Gewißheit, daß es doch ein Fehler gewesen warausgerechnet Flint zu rufen, ging der Stellvertretende voran.
    Doch der Inspektor war noch nicht fertig. »Wie mein Kollege mir sagte, haben Sie eine selbstapplizierte ÜD erwähnt. Das stimmt doch,

Weitere Kostenlose Bücher