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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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einer Sekunde auf die andere völlig umstellen, und sie taten das auch. Und wenn sie es konnten, gab es keinen Grund, warum er es nicht können sollte. Gestärkt durch diese Erkenntnis, schritt er beherzt aus, wild entschlossen, den Vierlingen heute abend keinerlei Unfug durchgehen zu lassen.
    Wie üblich kam alles ganz anders. Kaum hatte er die Haustür geöffnet, als sie ihn auch schon belagerten. »O Daddy, was hast du denn mit deinem Gesicht angestellt?« wollte Josephine wissen.
    »Nichts«, wich Wilt aus und versuchte, nach oben zu flüchten, bevor sie mit der eigentlichen Inquisition beginnen konnten. Er brauchte dringend ein Bad, und seine Kleider stanken nach Desinfektionsmittel. Doch Emmeline, die mitten auf der Treppe mit ihrem Hamster spielte, vertrat ihm den Weg. »Tritt bloß nicht auf Percival«, sagte sie. »Sie ist schwanger.«
    »Schwanger?« Einen Augenblick lang war Wilt wirklich perplex. »Kann er doch gar nicht. Das ist unmöglich.«
    »Percival ist eine Sie, und das ist eben so.«
    »Eine Sie? Aber der Mann in der Tierhandlung hat mir garantiert, daß das Ding ein Männchen ist. Ich habe ihn extra danach gefragt.«
    »Percival ist kein Ding«, korrigierte ihn Emmeline streng. »Sie ist eine werdende Mami.«
    »Besser nicht«, sagte Wilt. »Ich werde nämlich keinesfalls dulden, daß durch eine Bevölkerungsexplosion unser Haus mit Hamstern überschwemmt wird. Und außerdem, woher willst du das mit Percival denn wissen?«
    »Weil wir sie zu Julians Hamster in den Käfig gesteckt habenum zu sehen, ob sie sich bis aufs Blut bekämpfen, wie das Buch behauptet. Aber Percival verfiel in Trance und tat überhaupt nichts.«
    »Kluger Kerl«, fand Wilt, der sich unter diesen schrecklichen Umständen sofort mit Percival identifizierte. »Sie ist kein Kerl. Hamstermamis fallen immer in Trance, wenn sie’s besorgt haben wollen.«
    »Besorgt?« fragte Wilt unvorsichtigerweise. »Was du mit Mami jeden Sonntag morgen machst und wo sie danach ganz komisch wird.«
    »Gütiger Himmel«, seufzte Wilt und verfluchte Eva dafür, daß sie nie die Schlafzimmertür schloß. Außerdem schaffte ihn diese Mischung aus präziser Beobachtung und Kindergeschwätz. »Kümmere dich nicht um das, was wir tun. Ich möchte jetzt ...«
    »Fällt Mami denn auch in Trance?« fragte Penelope, die mit einer Puppe im Kinderwagen die Treppe herunterkam. »Ich bin nicht gewillt, das jetzt zu erörtern«, sagte Henry. »Ich brauche ein Bad, und zwar sofort.«
    »Geht nicht«, sagte Josephine. »Sammy kriegt gerade die Haare gewaschen. Sie hat Läuse, und du riechst auch komisch. Was hast du denn da auf dem Kragen?«
    »Und auf deinem ganzen Hemd?« ergänzte Penelope. »Blut«, sagte Wilt und gab dem Wort einen möglichst bedrohlichen Unterton. Als er sich am Kinderwagen vorbeizwängte und ins Schlafzimmer ging, überlegte er, woran es eigentlich lag, daß die Vierlinge auf so unangenehme Weise über kollektive Autorität verfügten. Vier einzelne Töchter hätten nicht annähernd soviel Selbstbewußtsein an den Tag gelegt. Außerdem hatten die Vierlinge zweifellos Evas Fähigkeit geerbt, aus jeder Sache das denkbar Schlechteste zu machen. Als er sich auszog, hörte er, wie Penelope durch die Badezimmertür Eva die frohe Botschaft seines Mißgeschicks hinterbrachte. »Daddy ist heimgekommen und riecht nach Desinfektionsmittel, und außerdem hat er sich das Gesicht zerschnitten.«
    »Jetzt zieht er die Hose aus, und sein ganzes Hemd ist voller Blut«, ergänzte Josephine.
    »Großartig«, murmelte Wilt. »Gleich wird sie hereinschießen wie eine verbrühte Katze.«
    Doch das geschah erst nach Emmelines Mitteilung, Daddy habe gesagt, Mami fiele in Trance, wenn sie gevögelt werden wollte.
    »Ich dulde dieses Wort nicht«, schrie Wilt. »Das habe ich dir nicht nur einmal, sondern schon hunderttausendmal gesagt; und ich habe mit keinem Wort erwähnt, daß deine verdammte Mutter in Trance fällt. Ich habe vielmehr gesagt ...«
    »Wie hast du mich genannt?« kreischte Eva und stürmte aus dem Bad. Henry zog seine Hose wieder hoch und seufzte. Auf dem Treppenabsatz schilderte Emmeline ihrer Mutter mit klinischer Präzision das Paarungsverhalten weiblicher Hamster, wobei sie diese Beschreibung Wilt in den Mund legte. »Ich habe dich nicht als verdammten Hamster bezeichnet«, rief Henry. »Das ist nichts als eine Lüge. Ich habe sowieso keine Ahnung von diesen Scheißviechern und möchte sie auch auf gar keinen Fall ...«
    »Da hast du’s«,

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