Henry dreht Auf
kreischte Eva. »Erst sagst du den Kindern, sie sollen keine dreckigen Wörter in den Mund nehmen, und im nächsten Augenblick benützt du sie selbst. Du kannst doch nicht von ihnen erwarten, daß sie ...«
»Jedenfalls erwarte ich nicht von ihnen, daß sie lügen. Das ist weitaus schlimmer als die Ausdrücke, mit denen sie um sich werfen. Außerdem hat Penelope damit angefangen. Ich ...«
»Und du hast absolut nicht das Recht, unser Sexualleben vor ihnen auszubreiten.«
»Das habe ich nicht und beabsichtige ich auch nicht! Ich teilte ihnen lediglich mit, ich würde es nicht zulassen, daß das Haus von diesen verdammten Hamstern überschwemmt wird. Der Mann in der Tierhandlung hat mir diese schwachsinnige Ratte als Männchen verkauft und nicht als Brutmaschine.«
»Jetzt wirst du auch noch abscheulich sexistisch«, schrie Eva. Wilt blickte sich wütend im Schlafzimmer um. »Ich bin nicht im geringsten sexistisch«, verkündete er schließlich. »Es ist nur zufällig eine wohlbekannte Tatsache, daß Hamster ...« Doch Eva packte die Gelegenheit beim Schöpf. »O doch, bist du schon. So, wie du daherredest, sollte man denken, daß Frauen die einzigen sind, die duweißtschonwas wollen.«
»Verschone mich bitte mit duweißtschonwas. Diese vier kleinen Schlampen da draußen wissen schon sehr genau was, und ohne dieses blödsinnige duweißtschonwas ...«
»Wie kannst du es wagen, deine eigenen Töchter als Schlampen zu bezeichnen? Was für ein abscheuliches Wort!«
»Paßt aber«, sagte Wilt. »Und was das betrifft, daß sie meine eigenen Töchter sind, so kann ich dir nur sagen ...«
»Tu’s lieber nicht«, meinte Eva.
Wilt unterließ es. Wenn man bei Eva zu weit ging, konnte man nie wissen, was passieren würde. Außerdem hatte er für heute die Nase voll von Frauen-Power. »Also gut, ich entschuldige mich«, sagte er. »Es war dumm von mir, so was zu sagen.«
»Das möchte ich meinen«, sagte Eva, die damit kurz vor dem Siedepunkt wieder abkühlte und sein Hemd vom Boden aufhob. »Wie, zum Kuckuck, ist das ganze Blut auf dein neues Hemd gekommen?«
»Bin im Klo ausgerutscht und hingefallen«, sagte Wilt, dem der Zeitpunkt für einen detaillierteren Bericht denkbar ungünstig erschien. »Daher rührt auch der Geruch.«
»Im Klo?« fragte Eva mißtrauisch. »Du bist im Klo ausgerutscht?«
Wilt knirschte mit den Zähnen. Er konnte sich eine Unzahl schrecklicher Folgen ausmalen, wenn die Wahrheit ans Licht kam, aber jetzt hatte er sich bereits festgelegt. »Auf einem Stück Seife«, sagte er. »Irgendein Idiot hat es auf dem Boden liegen lassen.«
»Und ein anderer Idiot ist draufgetreten«, sagte Eva, während sie Wilts Jackett und Hose nahm und das Bündel in einem Plastikwaschkorb verschwinden ließ. »Die Sachen kannst du morgen auf dem Weg zur Schule in die Reinigung bringen.«
»Schon recht«, sagte Wilt und setzte sich Richtung Bad in Bewegung.
»Da kannst du jetzt noch nicht rein. Ich bin noch dabei, Samantha die Haare zu waschen, und ich werde nicht zulassen, daß du splitternackt rumläufst.«
»Dann gehe ich eben mit der Unterhose unter die Dusche«, sagte Wilt und war auch schon hinter dem Duschvorhang verschwunden. Draußen ließ sich Penelope gerade darüber aus, daß weibliche Hamster nach dem Kopulieren die Männchen häufig in die Hoden bissen, »Wundert mich, daß sie überhaupt so lange warten«, murmelte Wilt und seifte geistesabwesend seine Unterhose ein.
»Glaube bloß nicht, daß ich das nicht gehört habe«, sagte Eva und drehte den Heißwasserhahn am Waschbecken auf, so daß Wilt hinter seinem Duschvorhang unter einem Schwall kalten Wassers erschauerte. Mit einem verzweifelten Seufzer riß er den Vorhang zur Seite und stieg aus der Dusche. »Daddy schäumt an der Unterhose«, quietschten die Vierlinge hellauf begeistert.
Wilt stürzte wütend auf sie los. »Er wird gleich noch ganz woanders schäumen, wenn ihr euch nicht auf der Stelle verpißt«, brüllte er.
Eva drehte das heiße Wasser wieder ab. »Man kann dich wirklich nicht als leuchtendes Vorbild für die Kinder bezeichnen«, sagte sie. »Du solltest dich schämen.«
»Warum, zum Teufel, sollte ich? Ich habe einen beschissenen Tag in der Schule hinter mir, und jetzt muß ich noch ins Gefängnis, um diesem unsäglichen McCullam was einzutrichtern. Und kaum begebe ich mich hier in den Schoß meiner Menagerie, da ...«
Drunten an der Haustür läutete es Sturm. »Das ist garantiert Mr. Leach von nebenan, der sich wieder
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