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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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mal beschweren will«, meinte Eva.
    »Der Mistkerl«, knurrte Wilt und stieg wieder in die Dusche. Diesmal erlebte er, was es heißt, sich zu verbrühen.

Kapitel 5
    Auch für andere Leute in Ipford erhitzte sich die Situation zusehends. Zum Beispiel für den Direktor der Berufsschule. Er war gerade nach Hause gekommen und hatte in der Hoffnung, die alptraumhaften Erinnerungen an diesen katastrophalen Tag hinunterspülen zu können, seine Hausbar geöffnet, als das Telefon klingelte. Sein Stellvertreter war dran. »Ich fürchte, ich habe ziemlich beunruhigende Nachrichten«, sagte der mit einer kummervollen Genugtuung, die dem Direktor nicht verborgen blieb. Er verband sie immer mit Beerdigungen. »Es geht um das Mädchen, das wir gesucht haben ...«
    Der Direktor griff nach der Ginflasche, wodurch ihm der Rest des Satzes entging. Als er die Muschel wieder ans Ohr hielt, bekam er gerade noch etwas von wegen Heizungsraum mit. »Wiederholen Sie das«, sagte er, wobei er die Flasche zwischen die Knie klemmte und versuchte, sie einhändig zu öffnen. »Ich sagte, daß der Hausmeister sie im Heizungskeller gefunden hat.«
    »Im Heizungskeller? Was hat sie denn da gemacht?«
    »Sie ist gestorben«, sagte der Stellvertretende, wobei er einen noch feierlichdüstereren Ton anschlug.
    »Sie ist tot?« Jetzt hatte der Direktor die Flasche offen und goß sich einen großen Gin ein. Das war noch schlimmer, als er erwartet hatte.
    »Ich fürchte, ja«, murmelte der Stellvertretende. »Und wo ist sie jetzt?« fragte der Direktor in der Hoffnung, das Unheil doch noch irgendwie abwenden zu können. »Nach wie vor im Heizungskeller.«
    »Nach wie vor im ... Aber, um Himmels willen, wenn sie in dem Zustand ist, warum zum Teufel haben Sie sie dann nicht ins Krankenhaus geschafft?«
    »Sie ist nicht in diesem Zustand«, sagte der Stellvertretende und machte eine Pause. Auch er hatte einen harten Tag hinter sich. »Ich habe gesagt, daß sie gestorben ist. Tatsache ist, sie ist tot.«
    »O mein Gott«, stöhnte der Direktor und kippte den Gin pur hinunter. Das war besser als nichts. »Heißt das, sie ist an einer Überdosis gestorben?«
    »Wahrscheinlich. Ich nehme an, die Polizei wird das feststellen.«
    Der Direktor verleibte sich den restlichen Schluck Gin ein. »Wann ist es passiert?«
    »Vor etwa einer Stunde.«
    »Vor einer Stunde? Da war ich ja noch in meinem Büro. Warum, zum Teufel, hat man mich nicht verständigt?«
    »Der Hausmeister glaubte zunächst, sie sei betrunken, und holte Mrs. Ruckner. Sie war gerade in der Hauswirtschaft im Morris-Block und hatte eine Klasse Ethnisches Sticken und ...«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, unterbrach ihn der Direktor barsch. »Da wird ein Mädchen tot auf dem Schulgelände gefunden, und Sie müssen sich über Mrs. Ruckner und Ethnisches Sticken auslassen.«
    »Ich lasse mich nicht über Mrs. Ruckner aus«, entgegnete der Stellvertretende mit vorsichtigem Trotz, »sondern ich versuche nur zu erklären ...«
    »Schon gut, ich habe verstanden. Also was haben Sie mit ihr gemacht?«
    »Mit wem? Mit Mrs. Ruckner?«
    »Nein, mit dem Mädchen, zum Kuckuck! Außerdem haben Sie keinen Grund, eine Lippe zu riskieren.«
    »Wenn Sie in diesem Ton mit mir reden wollen, dann ist es wohl besser, Sie kommen her und überzeugen sich selbst«, sagte der Stellvertretende und legte auf.
    »Du Aas«, sagte der Direktor, nicht ahnend, daß sich seine Frau, die soeben hereingekommen war, davon angesprochen fühlte.
    Auch auf dem Polizeirevier in Ipford herrschte eine ziemlich gereizte Atmosphäre. »Versuchen Sie bloß nicht, mir das aufs Auge zu drücken«, knurrte Flint, der gerade von einem ergebnislosen Besuch in der psychiatrischen Klinik zurückgekehrt war, wo er einen vernommen hatte, der behauptete, er sei der Phantom-Blitzer. »Das ist Sache von Hodge. Der ist für Drogen zuständig, und außerdem habe ich von dieser verdammten Berufsschule die Nase gestrichen voll.«
    »Inspektor Hodge ist irgendwo unterwegs«, entgegnete der Sergeant, »und man hat ausdrücklich Sie verlangt. Sie persönlich.«
    »Die Masche zieht bei mir nicht«, sagte Flint. »Da hat Sie doch jemand auf den Arm genommen. Ich bin mit Sicherheit der letzte, den die sehen wollen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Nein, Sir, es handelt sich um keinen Scherz. Der Stellvertreter des Direktors war persönlich dran. Heißt Avon. Mein Junge geht dahin, deshalb weiß ich das.« Flint starrte ihn ungläubig an. »Ihr Sohn geht in

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