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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bei dem Geschlechterarrangement in diesem Haushalt nur eine Minorität von eins darstelle.«
    »Was ist ein Geschlechterarrangement?« wollte Samantha wissen.
    »Sex«, sagte Wilt verbittert und stand vom Tisch auf.
    Eva schnaubte verächtlich. Sie war grundsätzlich nicht willens, im Beisein der Vierlinge über Sex zu sprechen. »Für dich ist das alles gut und schön«, sagte sie und kehrte damit zum Problem des Wagens zurück, das ihr echten Kummer verursachte. »Du brauchst ja nur ...«
    »Den Bus nehmen«, sagte Wilt und stürzte aus dem Haus, bevor Eva eine passende Entgegnung einfiel. Aber nicht einmal das war nötig. Er wurde von Chesterton aus der Abteilung Elektronik aufgelesen und hörte sich sein Gemecker wegen finanzieller Kürzungen und seine Beschwerden darüber an, warum sie nicht statt dessen bei Kommunikative Techniken kürzten und ein paar Nieten aus der Allgemeinbildung hinauswarfen.
    »Na ja, du weißt ja, wie das ist«, sagte Wilt, als er vor dem Schulgebäude ausstieg. »Wir müssen die Ungenauigkeiten der Wissenschaft wieder wettmachen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß es welche gibt«, erwiderte Chesterton.
    »Das menschliche Element«, sagte Wilt rätselhaft und ging durch die Bibliothek zum Lift und dann in sein Zimmer. Dort wartete das menschliche Element bereits auf ihn. »Du kommst spät, Henry«, sagte der Stellvertretende. Wilt betrachtete ihn genauer. Normalerweise kam er ziemlich gut mit dem Stellvertretenden aus. »Du siehst auch nicht ganz taufrisch aus«, sagte er. »Wenn ich dich nicht reden gehört hätte, hätte ich dich sogar für eine aufrecht stehende Leiche gehalten. Oder hat dich deine Alte so hart rangenommen?« Der Stellvertretende schauderte. Er hatte das Grauen, das ihm die erste richtige Leiche, die nicht schon wohlverpackt im Sarg lag, eingeflößt hatte, immer noch nicht überwunden, und die Erinnerung daran in Cognac zu ertränken, war auch keine gute Idee gewesen. »Wo zum Teufel hast du dich gestern abend rumgetrieben?«
    »Ach, da und dort, das kennst du doch«, sagte Wilt. Er hatte nicht die Absicht, den Stellvertretenden wissen zu lassen, daß er außer Haus unterrichtete.
    »Nein, kenne ich nicht«, entgegnete der Stellvertretende. »Ich habe versucht, dich zu Hause anzurufen, erwischte aber nur einen verteufelten Anrufbeantworter.«
    »Das muß der Computer gewesen sein«, sagte Wilt. »Die Vierlinge haben da so ein Programm. Es läuft auf Band, glaube ich. Eigentlich ganz praktisch. Wurdest du aufgefordert, dich zu verpissen?«
    »Wiederholt«, sagte der Stellvertretende. »Die Wunder der Technik. Ich habe mir gerade angehört, wie Chesterton sich begeistert über ...«
    »Und ich habe gerade dem Polizeiinspektor zum Thema Miss Lynchknowle zugehört«, schnitt ihm der Stellvertretende das Wort ab.
    »Er wünscht dich zu sprechen.«
    Wilt schluckte. Miss Lynchknowle hatte nichts mit dem Gefängnis zu tun. Aber was sollte dann das Ganze? So schnell konnten sie doch gar nicht auf ihn gekommen sein. Oder doch? »Miss Lynchknowle? Was ist denn mit ihr?«
    »Willst du damit sagen, du hast es noch nicht gehört?«
    »Was gehört?« sagte Wilt.
    »Sie ist das Mädchen aus der Toilette«, sagte der Stellvertretende. »Sie wurde gestern abend tot im Heizungskeller aufgefunden.«
    »O Gott«, sagte Wilt. »Wie schrecklich.«
    »Ja. Jedenfalls ist gestern abend die Polizei hier überall herumgeschwirrt, und heute morgen kam ein neuer Mann. Er möchte ein Wörtchen mit dir reden.«
    Sie gingen über den Gang zum Büro des Direktors. Dort wartete Inspektor Hodge mit einem Polizisten. »Nur eine Routineangelegenheit, Mr. Wilt«, sagte er, nachdem der Stellvertretende die Tür geschlossen hatte. »Wir haben bereits mit Mrs. Bristol und einigen Mitgliedern des Lehrkörpers gesprochen. Soviel ich verstanden habe, wurde die verstorbene Miss Lynchknowle von Ihnen unterrichtet.« Wilt nickte. Seine früheren Erfahrungen mit der Polizei waren nicht dazu angetan, ihn mehr sagen zu lassen als unbedingt nötig. Die Himmelhunde suchten sich ja doch immer die Interpretation heraus, die für einen selbst die beschissenste war. »Sie haben sie in Englisch unterrichtet?« fuhr der Inspektor fort. »Ich unterrichte Fortgeschrittene Sekretärinnen III in Englisch, stimmt«, sagte Wilt.
    »Donnerstag, nachmittags um 14.15 Uhr?« Wieder nickte Wilt.
    »Und haben Sie irgend etwas Seltsames an ihr bemerkt?«
    »Etwas Seltsames?«
    »Irgendeinen Hinweis darauf, daß sie Drogen nahm, Sir.« Wilt

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