Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
hatten. Der hing doch selbst an der Nadel.«
    »Schon, bloß im Moment sitzt er doch ein, oder? Und Mr. Makropolis ist derzeit außer Landes. Ich behaupte ja auch gar nicht, daß es Wilt ist. Das Mädchen könnte ebensogut in London gewesen sein und sich dort das Zeug besorgt haben. In diesem Fall wäre es dann nicht mehr unser Bier. Ich meine ja nur, daß Mr. Wilt mich interessiert und daß ich ein Auge auf ihn haben werde, mehr nicht.«
    Sein Interesse an Wilt sollte noch zunehmen, als er eine Stunde später auf die Polizeiwache zurückkehrte. »Der Chef will Sie sprechen«, sagte der diensthabende Sergeant. »Er hat Besuch vom Gefängnisdirektor.«
    »Gefängnisdirektor?« sagte Hodge. »Was will der denn?«
    »Sie«, sagte der Sergeant.
    Inspektor Hodge ignorierte den Scherz und begab sich in das Büro des Polizeichefs. Als er es eine halbe Stunde später verließ, wimmelte es in seinem Kopf nur so von Indizien, die allesamt höchst eigenartig auf Wilt deuteten. Wilt hat einen der berüchtigtsten Verbrecher in ganz Großbritannien unterrichtet, der zum Glück an einer Überdosis seiner eigenen Drogen gestorben war. (Die Gefängnisverwaltung hatte zu Oberaufseher Blaggs’ unsäglicher Erleichterung beschlossen, im Zusammenhang mit der Todesursache das Phénobarbital unerwähnt zu lassen und statt dessen auf das enorme Heroindepot in McCullams Matratze zu verweisen.) Ausgerechnet exakt zu dem Zeitpunkt, an dem Miss Lynchknowles Leiche entdeckt wurde, war Wilt zusammen mit McCullam in einem Raum eingesperrt gewesen. Und dann hatte Wilt, bezeichnenderweise, innerhalb der nächsten Stunde nach Verlassen des Gefängnisses und wahrscheinlich, nachdem er erfahren hatte, daß sich die Polizei für die Berufsschule interessierte, mit einer erfundenen Geschichte über einen Massenausbruch anonym im Gefängnis angerufen, worauf McCullam prompt eine Überdosis nahm.
    Wenn diese Einzelheiten nicht nahezu die Gewißheit ergaben, daß Wilt in die Sache verwickelt war, dann wollte Hodge einen Besen fressen. Und wenn er das dazuzählte, was er über Wilts Vergangenheit wußte, dann war er hundertprozentig sicher. Allerdings gab es doch noch die lästige kleine Sache mit den Beweisen. Das war einer der Nachteile des englischen Rechtssystems, und Hodge hätte bei seinem Kreuzzug gegen die Unterwelt nur zu gern das erforderliche Verfahren abgeschafft, das darin bestand, zuerst den Kronanwalt dazu zu bewegen, Anklage zu erheben, und dann Beweise vorzulegen, die einen senilen Richter und humanitätsduselige Geschworene, die zur Hälfte auch noch bestochen waren, von der Schuld eines offensichtlichen Verbrechers überzeugten. Daß Wilt einer war, war nicht ganz so offensichtlich. Der Bastard war ein Ausbund an Gerissenheit, und um ihn einzubuchten, brauchte man knallharte Beweise.
    »Hören Sie«, sagte Hodge zu Sergeant Runk und der Handvoll Polizisten in Zivil, aus denen seine private Verbrechensbekämpfungstruppe bestand, »ich wünsche keinerlei Aufsehen; die ganze Sache hat streng geheim zu bleiben, und wenn ich geheim sage, meine ich auch geheim. Niemand, nicht einmal der Chef, darf davon erfahren, deshalb werden wir der Operation auch den Decknamen Flint geben. Auf diese Weise wird niemand Verdacht schöpfen. Auf der Wache kann jeder den Namen Flint erwähnen, ohne daß dies auffällt. Das ist das eine. Zweitens möchte ich, daß Mr. Wilt rund um die Uhr beschattet wird. Seine Frau ebenfalls. Und keine Schlamperei. Ich will von jetzt an über jeden Schritt dieser Leute bei Tag und Nacht genauestens informiert werden.«
    »Wird das nicht ein bißchen schwierig?« fragte Sergeant Runk. »Tag und Nacht. Es gibt keine Möglichkeit, einen Maulwurf ins Haus zu schleusen und ...«
    »Dann werden wir es eben verwanzen«, sagte Hodge. »Das kommt später. Zuerst werden wir ihre Lebensgewohnheiten stundenplanmäßig erfassen. Verstanden?«
    »Verstanden«, echote das Team. Dieses Verfahren hatten sie bereits bei einem Fischbudenbesitzer und seiner Familie angewandt, den Hodge des Handels mit Sadopornos verdächtigt hatte; bei einem pensionierten Chorleiter – diesmal wegen kleiner Jungen ; und bei einem Mr. und einer Mrs. Pateli, die ihm aufgrund ihres Namens suspekt waren. In keinem Fall hatte die minutiöse Erfassung der Lebensgewohnheiten den Verdacht des Inspektors bestätigt er war ja auch jedesmal völlig aus der Luft gegriffen –, hatte jedoch so unbestreitbare Tatsachen ergeben wie die, daß der Fischhändler seine Bude jeden

Weitere Kostenlose Bücher