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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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versuchte zu überlegen. In seinen Augen nahmen die Fortgeschrittenen Sekretärinnen sich alle etwas seltsam aus, zumindest im Rahmen der Berufsschule. Zum einen stammten sie im Gegensatz zu seinen anderen Schülern meist aus »besseren Familien« und schienen mit ihren Dauerwellen und ihrem Gerede über ihre Mamis und besonders Papis, die allesamt reiche Farmer oder irgendwas bei der Armee waren, geradewegs aus den fünfziger Jahren zu stammen. »Sie war wohl schon etwas anders als die Mädchen in ihrer Klasse«, sagte er schließlich. »Da war zum Beispiel diese Ente.«
    »Ente?« sagte Hodge.
    »Ja, sie brachte immer eine Ente mit in die Schule, die Humphrey hieß. Verdammter Unfug, eine Ente in den Unterricht mitzuschleifen, aber ich nehme an, das pelzige kleine Ding war für sie ein Trost.«
    »Pelzig?« sagte Hodge. »Enten sind doch nicht pelzig. Die haben Federn.«
    »Diese nicht«, entgegnete Wilt. »Die war wie ein Teddybär. Ausgestopft, wissen Sie. Sie werden doch nicht im Ernst glauben, daß ich mir von einer echten Ente das ganze Klassenzimmer vollscheißen lasse, oder?« Inspektor Hodge sagte nichts. Er begann eine Abneigung gegen Wilt zu bekommen.
    »Abgesehen von dieser Eigenheit kann ich mich an nichts Besonderes im Zusammenhang mit ihr erinnern. Ich will damit sagen, sie hatte weder Zuckungen, noch war sie auffallend blaß, noch gab es plötzliche Stimmungsumschwünge, wie man sie oft bei Junkies antrifft.«
    »Verstehe«, sagte Hodge und verkniff sich die Bemerkung, daß Mr. Wilt hinsichtlich der Symptome ausnehmend gut informiert schien. »Und würden Sie sagen, daß viele Schüler Drogen nehmen?«
    »Mir ist da nichts bekannt«, sagte Wilt. »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, müßte es bei der Riesenanzahl eigentlich welche geben. Aber ich weiß es nicht und kenne mich in der Szene auch nicht aus.«
    »Natürlich, Sir«, sagte der Inspektor mit geheucheltem Respekt.
    »Und jetzt, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Wilt, »muß ich wieder an die Arbeit.« Der Inspektor hatte nichts dagegen.
    »Da ist nicht viel zu holen«, meinte der Sergeant, als Wilt gegangen war.
    »Bei solch ausgefuchsten Saukerlen nie«, sagte Hodge. »Ich begreife noch immer nicht, warum Sie ihn nicht danach gefragt haben, warum er in die falsche Toilette gegangen ist und was die Sekretärin gesagt hat.«
    Hodge lächelte. »Wenn Sie es wirklich wissen wollen – weil ich nicht die Absicht habe, auch nur das geringste Mißtrauen bei ihm zu wecken. Deshalb. Ich habe mich über Mr. Wilt informiert. Ein ganz gerissener Typ. Hat den alten Flint total fertiggemacht. Und warum? Ich werde es Ihnen sagen. Weil Flint so dumm war, das zu tun, was Wilt wollte. Er hat ihn eingelocht und durch die Mühle gedreht, und Mr. Wilt ist mit einem verdammten Mord ungeschoren davongekommen. Aber ich laß mich mit der Tour nicht reinlegen.«
    »Aber er hat doch gar keinen Mord begangen. Es war nur so eine alberne aufblasbare Puppe, die er da vergraben hat«, sagte der Sergeant.
    »Ach, kommen Sie. Sie werden doch nicht glauben, daß der Strolch das ohne Grund getan hat? Das stinkt doch zum Himmel. Nein, er hat ein anderes Ding gedreht und brauchte ein Deckmäntelchen, er und seine Alte, also haben sie diesen Ballon steigen lassen, und Flint ist darauf reingefallen. Dieser alte Saftsack würde einen Köder nicht mal dann erkennen, wenn er ihm direkt unter seinen verfluchten Rüssel gehalten würde. Er war so damit beschäftigt, Wilt wegen dieser Puppe die Hölle heißzumachen, daß er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah.«
    Sergeant Runk kämpfte sich durch die diversen Metaphern, ohne daraus recht schlau zu werden. »Aber trotzdem«, sagte er schließlich, »kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Dozent mit Drogen zu tun hat, jedenfalls nicht mit Dealen. Wo bleibt denn der aufwendige Lebensstil? Kein Riesenhaus und kein dickes Auto. Kein exklusiver Club. Das paßt einfach nicht zusammen.«
    »Und auch kein üppiges Gehalt«, sagte Hodge. »Vielleicht spart er ja fürs Alter. Jedenfalls werden wir ihn überprüfen, ohne daß er es merkt.«
    »Ich möchte meinen, wir hätten da ein paar aussichtsreichere Kandidaten«, sagte der Sergeant. »Wie steht’s denn mit diesem Makropolis oder wie der Kerl aus dem griechischen Restaurant heißt, den Sie angezapft haben? Wir wissen, daß er mit Heroin zu tun hatte. Und dann ist da dieser affenschlaue Typ mit der Garage in der Silton Road, den wir wegen dieser anderen Sache am Wickel

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