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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Tag außer Sonntag um sechs Uhr früh aufmachte, daß der Chorleiter eine glückliche und leidenschaftliche Affäre mit der Gattin eines Ringers und abgesehen davon eine fast an Allergie grenzende Aversion gegen kleine Jungen hatte, daß die Patelis jeden Donnerstag die öffentliche Bibliothek aufsuchten, daß sich Mr. Pateli ganztags ehrenamtlich um geistig Behinderte kümmerte, während Mrs. Pateli für »Essen auf Rädern« tätig war. Hodge hatte den zeitlichen und finanziellen Aufwand damit gerechtfertigt, daß er behauptete, es handle sich um Übungen für den Ernstfall.
    »Und jetzt passen Sie auf«, fuhr Hodge fort. »Wenn wir diese Sache aufklären, bevor Scotland Yard das Ruder übernimmt, stehen wir hervorragend da. Wir werden unsere Überwachungsmaßnahmen auch auf die Berufsschule ausdehnen. Zu dem Zweck werde ich anschließend den Direktor aufsuchen. Pete und Reg werden sich in die Mensa und in die Aufenthaltsräume für Studenten hocken und sich als höhere Semester ausgeben, die man in Essex oder einer anderen Universität wegen Drogenmißbrauchs geschaßt hat.« Innerhalb einer Stunde war die Operation Flint angelaufen. Pete und Reg, die sich dem Anlaß entsprechend in eine Lederkluft geworfen hatten, die auch die hartgesottensten Hell’s Angels verschreckt hätte, hatten mit ihrer Sprache und der selbstverständlichen Annahme, daß alle hier Heroin nahmen, bereits für Leere im Aufenthaltsraum der Berufsschule gesorgt. Im Büro des Direktors erzielte Inspektor Hodge bei diesem und seinem Stellvertretenden mehr oder minder dieselbe Wirkung; beide fanden die Vorstellung, daß die Berufsschule die zentrale Verteilerstelle für Drogen in Fenland sein sollte, ausgesprochen schreckenerregend. Und daß man ihnen jetzt fünfzehn minderbemittelte Bullen als fortgeschrittene Semester unterschieben wollte, gefiel ihnen auch nicht sonderlich. »Um diese Jahreszeit?« sagte der Direktor. »Es ist April, zum Kuckuck. Um diese Zeit nehmen wir keine höheren Semester auf. Wir nehmen überhaupt keine Studenten auf, wenn Sie’s genau wissen wollen. Die kommen erst wieder im September. Und außerdem, wo zum Teufel sollen wir sie denn hinstecken?«
    »Wir könnten sie doch wohl jederzeit als ›Lehrassistenten‹ einführen«, meinte der Stellvertretende. »Auf diese Weise könnten sie sich beliebig in alle Klassen hineinsetzen, ohne viel sagen zu müssen.«
    »Wird trotzdem verdammt seltsam aussehen«, meinte der Direktor. »Und offen gesagt, gefällt mir das überhaupt nicht.« Doch schließlich gab der Einwand des Inspektors, daß das, was sich in der Berufsschule ereignet hatte, weder dem Lord Lieutenant gefiel, noch dem Polizeidirektor, noch, was am allerschlimmsten war, dem Innenminister, den Ausschlag. »Mein Gott, was für ein gräßlicher Mensch«, bemerkte der Direktor, als Hodge gegangen war. »Ich fand schon Flint ziemlich übel, aber der da ist es noch mehr. Ich möchte nur wissen, warum Polizisten so unangenehm sind. In meiner Jugend waren sie ganz anders.«
    »Die Kriminellen wohl auch«, meinte der Stellvertretende. »Schließlich kann es keinen großen Spaß machen, ständig abgesägten Schrotflinten und Rowdies, die mit Molotow- Cocktails um sich schmeißen, ausgesetzt zu sein. Den Mann möchte ich sehen, der unter diesen Umständen nicht zum Ekelpaket wird.«
    »Sonderbar«, sagte der Direktor, ohne sich weiter dazu zu äußern.
    Inzwischen ließ Hodge die Wilts bereits überwachen. »Was hat sich bisher getan?« fragte er Sergeant Runk. »Wilt ist noch in der Schule, so daß wir uns noch nicht an seine Fersen heften konnten, und die Gnädige hat außer Einkaufen nichts Besonderes gemacht.«
    Doch bereits während er das sagte, gab Evas Verhalten Anlaß zu verstärktem Verdacht. Es war ihr plötzlich in den Sinn gekommen, Frau Dr. Kores wegen eines Termins anzurufen. Sie hatte keine Ahnung, woher die Inspiration kam; aber sicher ging sie zum Teil auf das Konto eines Artikels über Sex und die Menopause mit dem Titel »Keine Pause in der Pause – die Bedeutung des Vorspiels in den Vierzigern«, den sie gerade in ihrem Supermarktblättchen gelesen hatte, und teils zu Lasten eines Blicks, den sie beim Anstehen an der Kasse von Patrick Mottram erhascht hatte. Patrick, der sonst dort immer die hübschesten Mädchen anquatschte, hatte diesmal jedoch mit Schokoladenriegeln geliebäugelt, um sich schließlich mit den glasigen Augen eines Mannes fortzustehlen, für den der heimliche Verzehr eines halben

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