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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Leprakranker mit Akne aussah. »Und Sie wollen sagen, sie ist einfach angekommen und hat alles zugegeben?«
    »Du lieber Himmel, nein«, sagte Blaggs. »Sie fing damit an, daß wir Mister – was sagen Sie dazu, Mister? – McCullam selbst erledigt hätten und behauptete praktisch, ich hätte den Saukerl eigenhändig umgebracht – nicht, daß mir das was ausgemacht hätte! Also haben wir sie in die Leichenhalle hinuntergeführt. Natürlich machte der Gefängnisquacksalber zufällig gerade eine Autopsie und fuhrwerkte auch noch mit einer Säge herum – anscheinend war er nicht sonderlich begeistert von dem, was er da fand, und meinte, von irgendwelchem Quatsch, von wegen jemand hätte dem Schweinehund was angetan, wolle er nichts hören. Nachdem sie dann wieder zu sich gekommen war und er sagte, das Schwein sei an einer Überdosis gestorben und jeder, der was anderes behauptet, würde wegen Verleumdung vor Gericht landen, brach sie zusammen. Schwamm in Tränen und rutschte vor dem Direktor fast auf den Knien. Und dann packte sie aus und erzählte, daß sie seit Monaten Heroin ins Gefängnis geschafft hat. Und es täte ihr ja so irrsinnig leid.«
    »Das möchte ich meinen«, sagte Flint. »Wann kommt sie vor Gericht?«
    Traurig schluckte Mr. Blaggs sein Bier hinunter. »Gar nicht«, brummte er.
    »Gar nicht? Aber das Einschmuggeln von Sachen ins Gefängnis, von Drogen ganz zu schweigen, ist ein kriminelles Delikt.«
    »Mir brauchen Sie das nicht zu sagen«, entgegnete Blaggs. »Andererseits will der Gefängnisdirektor keinen Skandal, kann sich auch gar keinen leisten, und überhaupt hat sie der Gesellschaft ja gewissermaßen einen Dienst erwiesen, indem sie den Schweinehund dorthin verfrachtet hat, wo er hingehört.«
    »So ist das also«, sagte Flint. »Weiß Hodge darüber Bescheid?«
    Der Gefängnisoberaufseher schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, wünscht der Direktor keinerlei Aufsehen. Außerdem hat sie behauptet, sie hätte das Zeug für Talkumpuder gehalten. Das kann sie ihrer Großmutter erzählen, aber Sie wissen ja selbst, wie ein Winkeladvokat seine Verteidigung darauf aufbauen und die gesamte Gefängnisverwaltung blamieren würde, und so weiter. Nachlässigkeit auf der ganzen Linie.«
    »Hat sie gesagt, woher sie das Heroin bekam?« fragte Flint. »Hat es nachts hinter einer Telefonzelle in der London Road abgeholt. Die Lieferanten hat sie nie zu Gesicht bekommen.«
    »Es werden wohl auch kaum dieselben Kerle gewesen sein, die sie bedrohten.«
    Als der Inspektor schließlich die Kneipe verließ, war er glücklich und zufrieden. Hodge war auf der falschen Fährte, und Flint hatte eine von schlechtem Gewissen gepeinigte Gefängnistante, die er ausquetschen konnte. Nicht einmal die Wirkung von vier halben Litern bestem Bitter, die von diesen verdammten Pißpillen durch seinen Körper geschwemmt wurden, bereitete ihm Sorgen. Er hatte bereits einen Nachhauseweg ausgetüftelt, der ihn an drei relativ sauberen öffentlichen Toiletten vorbeiführte.

Kapitel 10
    Doch während sich Flints Laune erheblich gebessert hatte, konnte man das von Inspektor Hodge nicht behaupten. Seine Theorien in bezug auf Wilt waren durch den Unfall am Ende der Nott Road erschüttert worden. »Der Bastard muß wissen, daß wir hinter ihm her sind, wenn er sich so mit der Besatzung des Streifenwagens anlegt«, sagte er zu Sergeant Runk. »Also was macht er deshalb?«
    »Führt sich wie ein Idiot auf«, sagte der Sergeant, dem das lange Aufbleiben schlecht bekam und der deshalb heute morgen zu keinem klaren Gedanken fähig war.
    »Er legt es auf eine frühzeitige Verhaftung an, weil er weiß, daß wir keine stichhaltigen Beweise haben und ihn daher wieder laufenlassen müssen.«
    »Und was bezweckt er damit?«
    »Wenn wir ihn uns dann das nächste Mal holen, kann er wegen Belästigung und seiner Scheiß-Bürgerrechte ein Mordsgezeter anfangen«, sagte Hodge.
    »Als Vorgehensweise etwas merkwürdig«, meinte Runk. »Und wie steht es damit, daß er seine Frau zu einer Kräuterfarm schickt, um dort eine Ladung Stoff abzuholen – ausgerechnet am Tag, nachdem ein Mädchen an diesem Dreckszeug gestorben ist? Ist das nicht auch ein bißchen seltsam?« wollte Hodge wissen.
    »Zweifellos«, sagte Runk. »Eigentlich kann ich mir gar nichts Seltsameres vorstellen. Jeder normale Kriminelle würde zunächst mal auf Tauchstation gehen.«
    Inspektor Hodge lächelte gereizt. »Genau. Aber wir haben es nicht mit einem gewöhnlichen Kriminellen

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