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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zu tun. Darauf will ich hinaus. Wir haben da so ziemlich den schlauesten Fuchs vor uns, den ich je zu stellen hatte.«
    Sergeant Runk sah das nicht so. »Nicht, wenn er seine Alte losschickt, um eine Flasche von dem Zeug zu besorgen, während wir sie beschatten. Von wegen schlau. Saudumm ist das!«
    Hodge schüttelte betrübt den Kopf. Es war von jeher schwierig gewesen, dem Sergeant die Komplexität eines Verbrechergehirns begreiflich zu machen. »Und was ist, wenn das Zeug in dieser Flasche, die sie bei sich trug, nicht das Mindeste mit Drogen zu tun hat?« fragte er. Sergeant Runk riß seine Gedanken von weichen Betten los und versuchte sich zu konzentrieren. »Dann war das Ganze wohl eher Zeitverschwendung«, war alles, was ihm dazu einfiel. »Und diente dazu, uns in die Irre zu führen«, sagte Hodge. »Das ist seine Taktik. Um das zu erkennen, braucht man sich nur Wilts Akte ansehen. Nehmen Sie zum Beispiel diesen Affenzirkus mit der Puppe. Da hat er den alten Flint nach Strich und Faden ins Bockshorn gejagt, und warum? Weil der blöde Hirsch ihn in Untersuchungshaft sperrte, obwohl das einzige Beweisstück, mit dem er aufwarten konnte, eine aufblasbare Puppe mit Mrs. Wilts Klamotten in einem Bohrloch war, mit zwanzig Tonnen Beton darüber. Und wo weilte die echte Mrs. Wilt die ganze Woche über? Auf einem Boot mit ein paar amerikanischen Hippies, die bis über beide Ohren im Drogenhandel steckten, und Flint läßt sie ungeschoren außer Landes flüchten, ohne sie zuvor wegen ihres tatsächlichen Treibens an der Küste in die Mangel zu nehmen. Stank doch gegen den Wind, daß die schmuggelten und Wilt das ganze Ablenkungsmanöver nur inszeniert hatte, damit Flint eine Zeitlang mit dem Ausbuddeln der Plastikpuppe beschäftigt war. So ein schlauer Fuchs ist dieser Wilt.«
    »So, wie Sie es darstellen, klingt es ganz einleuchtend«, meinte Runk. »Und Sie gehen davon aus, daß er jetzt dieselbe Taktik anwendet?«
    »Wie bei den Leoparden«, sagte Hodge.
    »Leoparden?«
    »Die können ihr Fellmuster auch nicht ändern.«
    »Ach so«, sagte der Sergeant, der um diese nachtschlafende Zeit auch ohne derlei assoziative Auslassungen hätte auskommen können.
    »Nur hat er es diesmal nicht mit so einem verkalkten Dünnbrettbohrer wie Flint zu tun«, sagte Hodge, den seine einleuchtende Argumentation inzwischen selbst völlig überzeugt hatte. »Diesmal bekommt er es mit mir zu tun.«
    »Das ändert die Situation grundlegend. Apropos veränderte Situation, ich würde jetzt ganz gern gehen ...«
    »Ja, und zwar in die Oakhurst Avenue 45«, entschied Hodge. »Da werden Sie sich jetzt nämlich hinbegeben. Ich möchte, daß in den Wagen dieses Klugscheißers Wilt ein Sender eingebaut wird und wir unsere Observierer abziehen können. Diesmal werden wir die Sache ganz und gar elektronisch durchziehen.«
    »Nicht mit mir«, widersprach Runk trotzig. »Ich bin doch nicht lebensmüde und fummle am Auto von dem Kerl herum. Außerdem habe ich eine Frau und drei Kinder, für die ich ...«
    »Was zum Teufel hat denn Ihre Familie damit zu tun?« fragte Hodge. »Alles, was ich sage, ist, daß wir mal da vorbeischauen, während die schlafen ...«
    »Schlafen? Ja glauben Sie denn, daß ein Kerl, der sein Gartentor unter Strom setzt, was mit seinem verdammten Wagen riskiert? Sie können machen, was Sie wollen, aber ich denke nicht im Traum daran, mich von einem Verrückten, der seinen Wagen an die Überlandleitung angeschlossen hat, als Häufchen Asche vor meinen Schöpfer expedieren zu lassen. Weder für Sie, noch für sonst jemand.«
    Aber Hodge war nicht zu bremsen. »Wir können das ja vorher abchecken«, meinte er beharrlich.
    »Wie denn?« fragte Runk, der inzwischen hellwach geworden war. »Sollen wir vielleicht einen Polizeihund an die Karre pinkeln lassen, um zu sehen, ob 32 000 Volt durch seinen Pimmel schießen? Sie machen wohl Witze.«
    »Durchaus nicht«, sagte Hodge. »Ich habe das Sagen, und Sie gehen jetzt los und holen die erforderliche Ausrüstung.« Eine halbe Stunde später stemmte ein total entnervter Sergeant in dicken Gummistiefeln und stromisolierten Gummihandschuhen die Tür von Wilts Wagen auf. Zuvor war er viermal rundrum gegangen, um sich zu vergewissern, daß keine Drähte zum Wagen verliefen, und hatte diesen dann mit einem Kupferstab geerdet. Obwohl er damit eigentlich sämtliche Risiken ausgeschaltet hatte, war er doch gelinde überrascht, daß das Ding nicht explodierte.
    »Also gut, wo wollen Sie denn das

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