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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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raffinierte Homer benutzt hat.«
    »Homer?« sagte Glaushof, der in Gedanken noch bei den bumsenden Läusen war. »Wie meinen Sie das, Homer?«
    »Das ist eine Art Richtungsanzeiger, sie senden Signale aus, und zwei Leute fangen sie mit ihren Geräten auf und können den anderen damit genau orten.«
    »Allmächtiger!« sagte Glaushof. »Wollen Sie damit sagen, daß die Russen diesen Wilt als Agenten losgeschickt haben könnten, um rauszukriegen, wo genau wir uns befinden?«
    »Das tun sie bereits via Satellit mit Infrarot. Dazu brauchen sie keinen Kerl mit einem Sender«, sagte der Corporal. »Es sei denn, sie wollen ihn loswerden.«
    »Ihn loswerden? Aber warum denn?«
    »Weiß ich doch nicht«, fuhr der Corporal fort. »Sie sind der Sicherheitsmensch, ich bin nur Techniker, und wer was warum beabsichtigt, fällt nicht in mein Ressort. Ich kann dazu nur sagen, daß ich einen Agenten, der nicht erwischt werden soll, im Leben nicht mit solchen Signalen irgendwo reinschicken würde. Das ist ja, als würde man eine Scheißmaus mit einer Scheißkatze zusammensperren; die kann auch nicht zu quietschen aufhören.« Aber Glaushof ließ sich nicht abbringen. »Tatsache ist doch, daß dieser Wilt ohne Genehmigung mit Spionageausrüstung hier reingekommen ist und nicht wieder rauskommt.«
    »Damit werden sie aufgrund der Signale wissen, daß er hier ist«, sagte der Corporal.
    Glaushof starrte ihn an. Der gesunde Menschenverstand dieses Mannes irritierte ihn gewaltig. Aber jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, zurückzuschlagen. »Sie wollen damit doch wohl nicht sagen, daß diese Sender noch in Betrieb sind?« brüllte er.
    »Aber sicher«, entgegnete der Corporal. »Sie haben mir und dem Major Befehl gegeben, den Wagen auf Bomben zu untersuchen. Vom Abstellen der Sender haben Sie nichts gesagt. Sie sagten ausdrücklich: Bomben.«
    »Richtig«, bekräftigte der Major. »Genau das haben Sie gesagt. Bomben.«
    »Ich weiß, daß ich Bomben gesagt habe«, schrie Glaushof, »glauben Sie vielleicht, das wüßte ich nicht?« Er hielt inne und wandte seine Aufmerksamkeit gereizt dem Wagen zu. Wenn die Sender noch in Betrieb waren, wußte wahrscheinlich der Feind bereits, daß sie den Mann entdeckt hatten, und in dem Fall ... seine Gedanken rasten schnurstracks auf eine Katastrophe zu. Er mußte auf der Stelle eine Entscheidung treffen. »Also gut«, sagte er, »wir gehen rein und Sie gehen raus.« Fünf Minuten später verließ der Corporal trotz heftiger Proteste, daß er nicht gewillt sei, irgendein beschissenes Auto, dessen Fahrtroute von irgendwelchen Scheißtypen verfolgt wurde, dreißig Meilen weit zu kutschieren, ohne eine Eskorte zu bekommen, den Luftwaffenstützpunkt in Wilts Wagen. Das Band des Recorders war durch ein neues ersetzt worden, doch ansonsten gab es nichts, was darauf hindeutete, daß sich jemand unbefugterweise an dem Wagen zu schaffen gemacht hatte. Glaushofs Anweisungen waren klar und deutlich gewesen. »Sie fahren die Karre auf dem schnellsten Weg zu seinem Haus zurück und lassen sie dort stehen«, hatte er dem Corporal befohlen. »Der Major wird Sie anschließend zurückbringen, und falls es unterwegs irgendwelche Probleme gibt, wird er sich darum kümmern. Wenn diese Bastarde wissen wollen, wo ihr Knabe steckt, können sie ihn zu Hause suchen. Ihn hier zu finden dürfte ihnen schwerfallen.«
    »Mich aufzustöbern wird ihnen wohl kaum schwerfallen«, entgegnete der Corporal, obwohl er wußte, daß man einem Vorgesetzten nicht mit Argumenten kommen durfte. Er hätte sich lieber mit einer dümmlichen Unverschämtheit begnügen sollen.
    Glaushof sah den beiden Fahrzeugen noch eine Weile nach, bis sie in der öden nächtlichen Landschaft verschwanden. Die ganze Sache hatte ihm von Anfang an nicht gefallen, aber jetzt hatte sie eine noch unheilvollere Wendung angenommen. Von der anderen Seite dieser trostlosen Ebene her blies der Wind aus Rußland und kam direkt vom Ural. In Glaushofs Vorstellung war es ein Pesthauch, der, nachdem er die Kuppen und Türmchen des Kreml umweht hatte, die Zukunft der Welt unmittelbar bedrohte. Und irgendwo da draußen hatte jetzt auch noch jemand seinen Horchposten bezogen. Glaushof wandte sich ab. Er würde diese sinistren Lauscher schon aufspüren.

Kapitel 14
    »Ich habe alles abriegeln lassen, Sir. Er ist noch drinnen«, meldete Lieutenant Harah, als Glaushof schließlich zu Hörsaal 9 kam. Diese Auskunft hätte er sich sparen können, denn Glaushof hatte größte Mühe gehabt,

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